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AVR & „Sécurité routière“Bäume am Straßenrand: Haben Transport- und Umweltminister ihr Wort gebrochen?

AVR & „Sécurité routière“ / Bäume am Straßenrand: Haben Transport- und Umweltminister ihr Wort gebrochen?
Bäume am Straßenrand sind seit jeher ein heikles Thema Foto: Editpress/Hervé Montaigu

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Bäume entlang der Straßen sind Verkehrssicherheitsexperten schon lange ein Dorn im Auge. Nun hat ein tödlicher Verkehrsunfall nahe Kehlen die Diskussion neu entfacht. In einem schriftlichen „Coup de gueule“ stellen „Sécurité routière“ und AVR die Politik an den Pranger: Diese habe nicht Wort gehalten. Trotz gegenteiliger Beteuerungen werden nämlich weiterhin Bäume am Straßenrand angepflanzt.

Am Sonntagabend kommt es auf der viel befahrenen Strecke zwischen Kehlen und Keispelt zu einem tödlichen Unfall. Kurz vor 22 Uhr verliert dort ein Fahrer in einer Linkskurve die Kontrolle über sein Fahrzeug. Der Wagen prallt mit der Beifahrerseite gegen einen massiven Baum und wird von dort zurück auf die Straße geschleudert. Für die 50-jährige Beifahrerin kommt jede Hilfe zu spät: Sie verstirbt noch an der Unfallstelle.

Für die Beteiligten, deren Angehörige, Freunde und Bekannten ist es eine grauenvolle Nachricht. Das Foto, das die Polizei an jenem Tag den Medien zur Verfügung stellt, ruft allerdings auch die „Sécurité routière“ und die „Association des victimes de la route“ (AVR) auf den Plan: „Wir sind sprachlos“, schreiben die beiden Vereinigungen wenige Tage später in einer gemeinsamen Stellungnahme. Denn: Auf dem Foto sind neben dem schwer beschädigten Unfallwagen gleich mehrere junge Bäume zu erkennen, die ganz offensichtlich erst vor kurzem entlang der Straße angepflanzt wurden.

„Und das obschon uns bereits mehrmals von politischer Seite versprochen wurde, das nicht mehr zu tun“, echauffiert sich Paul Hammelmann im Gespräch mit dem Tageblatt. Der Präsident der „Sécurité routière“ ist sichtlich aufgebracht. „Unfälle mit Bäumen müssen endlich ein Ende nehmen. Leider ist es nicht das erste Mal, dass wir mit den zuständigen Ministern über dieses Problem reden. Dennoch werden weiterhin Bäume entlang der Straßen gepflanzt“, so Hammelmann. „Hier haben wir den Beweis. Und das gleich noch in Farbe!“

Frustrierend und verheerend

Tatsächlich sind auf dem Foto entlang des CR102 gleich mehrere junge Bäume zu sehen, die noch von Pfählen gestützt werden müssen. Auf der einen Seite wurden zwar Leitplanken angebracht. Die anderen Bäume aber stehen ungesichert am Rand der Straße. „Junge Bäume sind natürlich kein Hindernis für einen Wagen. Ausgewachsen aber sind sie eine Gefahr für den Straßenverkehr“, betont der Präsident der „Sécurité routière“.

Dass man es leid sei, immer wieder auf das gleiche Problem aufmerksam zu machen, während gleichzeitig weiter Menschen ihr Leben verlieren, geht auch deutlich aus der gemeinsamen Stellungnahme hervor, die von der Straßensicherheitsvereinigung gemeinsam mit dem Zusammenschluss der Verkehrsopfer herausgegeben wurde. Zum „x-ten Male“ sehe man sich nach einem „x-ten tödlichen Unfall“ dazu gezwungen, die zuständigen Behörden zu kontaktieren. Dies sei bereits so oft der Fall gewesen, dass man die dazugehörenden Statistiken nicht mal mehr zu zitieren brauche.

Auf den Aufnahmen vom Unfallort sind die jungen Bäume deutlich zu erkennen
Auf den Aufnahmen vom Unfallort sind die jungen Bäume deutlich zu erkennen Foto: Police Lëtzebuerg

Diese stünden sowieso in einer Antwort der grünen Minister François Bausch (Transport) und Carole Dieschbourg (Umwelt) auf eine parlamentarische Frage der Abgeordneten Martine Hansen (CSV). „Für unsere Vereinigungen ist es eine frustrierende Antwort. Für lebenslang entstellte Opfer oder Familien, deren Liebsten ihr Leben für den Schutz der schönen Baumalleen lassen mussten, ist sie allerdings verheerend“, heißt es in dem von AVR-Präsidentin Joëlle Golinski und Paul Hammelmann signierten Brief. Das in den Medien veröffentlichte Unfallfoto verdeutliche auf zynische Art und Weise, wie junge Bäume ungeschützt umgepflanzt werden, um „weitere Generationen an Opfern zu gewährleisten“.

Am meisten ärgere ihn eigentlich die Antwort der Minister zu diesem Thema, bestätigt Hammelmann im Gespräch mit dieser Zeitung. „Eine ordentliche Antwort bleiben sie der Abgeordneten schuldig. Sie geben vielmehr zu, dass sie mehr Gedanken daran verschwenden, die gefährlichen Bäume zu ersetzen, als sie überhaupt mal zu entfernen. So kommen wir einfach nicht weiter. Das ist lächerlich“, so der Präsident der „Sécurité routière“. Man habe nie gefordert, ganze Baumalleen zu entfernen. Nur die gefährlichsten Bäume sollten weg – an Stellen, an denen keine Leitplanken errichtet werden können.

„Die Straßenbauverwaltung bemüht sich jedes Jahr, so viele Bäume wie nur möglich mit Leitplanken zu schützen“, halten dem die Minister Dieschbourg und Bausch in ihrer Antwort entgegen. So seien in den letzten drei Jahren etwa 25 Kilometer Leitplanken verlegt worden, um Bäume zu schützen. Gleichzeitig seien 20 Strecken identifiziert worden, auf denen sich die meisten Unfälle mit Bäumen ereignen. „An 15 dieser neuralgischen Punkte wurden bereits Sicherheitsmaßnahmen ergriffen“, heißt es diesbezüglich.

Zusätzlich wurden in einer Erhebung der Straßenbauverwaltung 141 alleinstehende Bäume identifiziert, von denen ebenfalls eine Gefahr ausgehen könnte. 52 dieser Bäume sollen noch 2022 gefällt und an anderer Stelle wieder kompensiert werden, versprechen die Minister Bausch und Dieschbourg.

Hecken verzeihen Fahrfehler

„Hoffentlich nicht indem sie diese entlang einer anderen Straße wieder anpflanzen“, meint Paul Hammelmann spöttisch. Auch was das Anfang 2019 versprochene Pilotprojekt des Transportministeriums angeht, habe er nur wenig Hoffnung. Demnach sollten Bäume, die zu nahe an der Straße stehen, nach Möglichkeit in benachbarte Felder umgepflanzt werden. Eine Antwort auf die Frage, wie viele Bäume bereits verpflanzt werden konnten, sind die Minister aber bisher schuldig geblieben: Gegenüber Martine Hansen verweisen Bausch und Dieschbourg lediglich auf ein Pilotprojekt entlang des CR132 zwischen Gonderingen und Eschweiler. Details sind allerdings Fehlanzeige.

Dass visuelle Reize positive Impulse beim Fahren auslösen, ist nicht neu. Das Prinzip des „Shared Space“ gründet zum Teil auf der Erkenntnis, dass bestimmte Strukturen in oder an der Straße Verkehrsteilnehmer dazu verleiten, aufmerksamer zu fahren. Entlang der Landstraßen könnten Hecken den Verkehrsfluss deutlich entschleunigen: Wegen der eingegrenzten Sicht sehen Fahrer davon ab, aufs Gaspedal zu drücken. „Hecken verzeihen Fahrfehler. Bäume aber nicht“, sagt Paul Hammelmann.

Dennoch scheinen Hecken in Luxemburg nicht als Lösung infrage zu kommen. Hammelmann erinnert sich in diesem Zusammenhang an eine Unterhaltung mit grünen Verantwortungsträgern, die Bäume den Hecken gegenüber bevorzugen. Ihr Argument: Bäume würden den Austausch von Insekten fördern, da sich die Äste gegenseitig berühren.

Eine Aussage, die den Präsidenten der „Sécurité routière“ sprichwörtlich auf die Palme treibt: „Wenn wir jetzt schon das Wohlergehen von Insekten über Menschenleben stellen, dann brauchen wir nicht mehr zu diskutieren“, so Hammelmann. „Menschen müssen ihr Leben an Bäumen lassen, doch unsere größte Sorge sind Insekten?“ Er sei sich bewusst, dass bei den meisten Unfällen Tempo eine Rolle spiele. „Auf Geschwindigkeitsübertretungen steht allerdings nicht die Todesstrafe.“

Alobomt
29. März 2022 - 16.23

@ Een Topert
Bravo, dir sidd de Sieger, dir hutt gewonnen vir deen dommste Kommentar bis elo!

Romain
29. März 2022 - 11.13

Wenn ein Fahrer einen Baum oder Mast oder Leitplanke oder Mauer anfährt, so sollte man sich die Frage stellen; warum oder wie konnte dass geschehen wenn doch Tausende daran vorbei kommen. Wessen Fehler ist es?

Een Topert
29. März 2022 - 7.34

Wann een net fueren kann, soll een sech feieren loossen! Dei Beem können net dir d' Onfaehegkeet vun e puer Toperten!

K1000
28. März 2022 - 16.17

@ robo :
Vollkomme richteg !!!!! Op den Autobunnen sinn och t'Luutepotoen ofgeseet gin, obschon ee Luuten och ausschalte kann. Beem kann een net ausschalten, scho guer net wann een dru pecht !!!

robo
28. März 2022 - 14.44

Wann dei Leit dei hei topech Kommentaren erastellen eemol e Familljemember, e gudde Frend oder Bekannte verluer hun dann hun och si et (hoffentlech) endlech och kapeiert.

Romain Today
28. März 2022 - 13.12

Baumalleen sollten nur noch für Fahrraeder erlaubt sein, ohne E-Motor natürlich.Autos sollten abgeschafft werden da es keinen Sprit mehr geben wird......

HTK
28. März 2022 - 9.16

Dann kommen in Waldabschnitten auch breite baumfreie Schneisen in die Diskussion,sagen wir 50 Meter auf beiden Seiten entlang der Straße?! Dann wären da noch Mauern,Gebäude,Masten,Bauschspargel usw. Ah ja.Und der Gegenverkehr ist auch nicht zu unterschätzen. In Frankreich gibt es tausende Alleen mit alten Platanen und keiner diskutiert auch nur eine Minute ob man diese Bäume fällen sollte. Allerdings wird sehr "angepasst" gefahren an diesen Stellen.
Aber wie sagte ein Bürgermeister aus Diekirch?: " Bäume gehören in den Wald." Also alles wegräumen was einen Raser oder einen Pechvogel gefährden könnte. Und die Bäume sterben ja sowieso immer schneller.