Sonntag26. Oktober 2025

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AtomenergieAusstieg aus dem Ausstieg: Belgien verlängert Laufzeiten von Kernkraftwerken

Atomenergie / Ausstieg aus dem Ausstieg: Belgien verlängert Laufzeiten von Kernkraftwerken
Die Kühltürme des Atomkraftwerks in Doel Foto: AFP/Emmanuel Dunand

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Es ist der Ausstieg aus dem Atom-Ausstieg: Belgien und der französische Stromversorger Engie haben sich auf eine Verlängerung der Laufzeit von zwei Kernkraftwerken um zehn Jahre geeinigt. Bei den Reaktoren handelt es sich um Doel 4 bei Antwerpen und Tihange 3 bei Lüttich. Sie sollen nun renoviert und erweitert werden.

Belgien hat den Atomausstieg bereits 2003 gesetzlich verankert. Eigentlich sollte er 2025 abgeschlossen werden. Der Krieg in der Ukraine hat die Pläne durchkreuzt. Die belgische Föderal-Regierung hatte sich schon im Frühjahr 2022 darauf geeinigt, die beiden Reaktoren bei Versorgungsproblemen länger laufen zu lassen.

Die Bedingungen für die Verlängerung waren jedoch bis zuletzt umstritten. Ursprünglich sollte der Deal mit Engie schon zum Jahreswechsel stehen. Die Verhandlungen waren hart und dauerten neun Tage länger als geplant. Sie kreisten um die Frage, wann die beiden Reaktoren wieder ans Netz gehen – und wer für die Kosten aufkommt.

Folgt man dem belgischen Premier Alexander De Croo, so sind beide Probleme nun gelöst. Die Arbeiten für die Verlängerung könnten sofort beginnen, sagte der liberale Politiker in Brüssel. Damit könnten die beiden Reaktoren im Winter 2026/27 wieder ans Netz gehen. Die Gefahr eines Blackouts in Belgien sei „extrem niedrig“, so de Croo.

Die Kosten sollen sich der belgische Staat und der Betreiber Engie teilen. Nach französischen Medienberichten geht es um 20 Milliarden Euro. Engie hat bereits eine „nukleare Reserve“ von 15 Milliarden angelegt. Die belgische Regierung nannte keine Zahlen. Sie will verhindern, dass der Steuerzahler tiefer in die Tasche greifen muss.

Grüne tragen Vereinbarung mit

Bemerkenswert ist, dass die Grünen die Vereinbarung mittragen – wenn auch mit Bauchschmerzen. Energieministerin Tinne Van der Straeten sagte: „Es ist in unser beidem Interesse, Klarheit zu schaffen. Was kostet das? Wer übernimmt welche Kosten? Wer trägt die Verantwortung?“ In den kommenden Wochen werde weiter verhandelt, um die noch ausstehenden Details zu regeln.

Dabei geht es nicht nur um die Kosten, sondern auch um den Atommüll. Bisher wird ein Großteil des strahlenden Abfalls in Dessel in der Provinz Antwerpen gelagert. Die belgischen AKW haben in den Nachbarländern immer wieder für Ängste und Ärger gesorgt. Im September hatte Belgien den Pannenreaktor Doel 3 vom Netz genommen.

Derzeit sind noch sechs Meiler am Netz. Die belgischen Kernkraftwerke sichern rund die Hälfte des Strombedarfs. Belgien ist jedoch auch Exporteur von Energie. So kommt Flüssiggas über den Hafen Zeebrügge nach Luxemburg.