Sonntag19. Oktober 2025

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Tag 3 der ImpfkampagneAuftakt bei Pflegekräften: „Der einzig richtige Weg“

Tag 3 der Impfkampagne / Auftakt bei Pflegekräften: „Der einzig richtige Weg“
Claudia Holzwarth-Ernst wurde gestern als erste Mitarbeiterin aus dem Pflegesektor gegen Covid-19 geimpft Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Nach den Mitarbeitern von Krankenhäusern wurden gestern auch die ersten Kräfte aus dem Luxemburger Pflegesektor gegen die Lungenkrankheit Covid-19 geimpft. 1.200 Menschen wurden somit an den ersten drei Tagen gegen das Virus immunisiert. Nun aber ist erstmals Pause bis Mitte Januar. 

„Vielen Dank“, sagt der nette Mitarbeiter im Gang zwischen Foyer und Halle und scannt prompt die Dokumente ein, die ihm sein Gegenüber an die Scheibe hält. Ein direkter Kontakt soll aus sanitären Gründen auf ein Minimum reduziert werden, weshalb die vier Mitarbeiter im Zwischenraum der Victor-Hugo-Halle auf Limpertsberg ihre Arbeit hinter Plexiglas und Sicherheitsgatter verrichten.

Ihre Aufgabe ist es, die Menschen zu empfangen, die von der „Santé“ zur Impfung geladen wurden. An den vier Meldestationen werden Einladungen überprüft und Personalien kontrolliert, bevor die Betroffenen zum Behandlungsraum in der großen Halle vorgelassen werden. „Vielen Dank“, entgegnet nun die Besucherin und nimmt den Zettel mit der Meldenummer entgegen. Mit dieser Nummer wird sie einige Momente später zum Eingriff aufgerufen.

Es ist Tag 3 der Luxemburger Impfkampagne, vor dem Empfangsraum warten bereits ein gutes Dutzend Menschen. 800 Personen wurden an den ersten beiden Tagen gegen Covid-19 geschützt, alles Mitarbeiter aus dem Krankenhausbereich. Nun aber sind die Kräfte aus dem Pflegesektor dran. „Eine Impfung ist der einzig richtige Weg, das Virus zu bekämpfen“, sagt Claudia Holzwarth-Ernst.

Die Leiterin der Demenzstation im Diekircher Seniorenheim „Bei der Sauer“ ist die 801. Person, die im Großherzogtum mit der Corona-Vakzine Comirnaty immunisiert wurde. Vor allem aber ist sie die erste Mitarbeiterin im Pflegesektor, die gegen eine Infektion mit der Lungenkrankheit geschützt wurde. Für sie eine Selbstverständlichkeit, wie sie gegenüber dem Tageblatt betont.

Auch hofft sie auf eine große Impfbereitschaft sämtlicher Mitarbeiter und Heimbewohner. „Damit wir das Virus in den Griff bekommen und das nächste Jahr wieder etwas angenehmer gestalten können. Für unsere Bewohner, ihre Familien, aber auch uns für selbst“, so die Fachkraft, die von einem positiven Echo aufseiten der Heimbewohner ausgeht: Zu lange schon litten die Menschen unter den sanitären Einschränkungen in den Heimen. „Sie wollen wieder Kontakt zu ihren Familien und mehr Abwechslung bei den Aktivitäten.“

Vor der Impfung werden nochmals die Formalitäten geklärt und Personalien geprüft. Die „Patienten“ werden auch kurz medizinisch durchgecheckt, bevor sie die Injektion erhalten.
Vor der Impfung werden nochmals die Formalitäten geklärt und Personalien geprüft. Die „Patienten“ werden auch kurz medizinisch durchgecheckt, bevor sie die Injektion erhalten. Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Neid und Freud’

Die Impfung sei schließlich ein Lichtblick auf dem Weg zurück in eine gewisse Normalität, pflichtet ihr Kollegin Sonja Kohnen bei. Im „Service animation“ des Sanatoriums in Vianden hat sie eigentlich regen Kontakt zu den Heimbewohnern. Deshalb sieht Kohnen sich auch in der Pflicht, sich und ihr Umfeld zu schützen. „Ich freue mich, relativ früh geimpft zu werden“, sagt die Altenpflegerin. Es sei ja schließlich auch zum persönlichen Schutz. „Und zum Schutz meines persönlichen Umfelds.“

Impfgegnern hingegen gibt sie Folgendes mit auf den Weg: „Wenn sie noch länger Masken tragen wollen, sollen sie sich ruhig gegen eine Impfung entscheiden. Ich bin auf jeden Fall dafür, schnellstmöglich wieder zurück in eine relative Normalität zu finden.“ Ein ähnliches Gefühl vermutet Kohnen bei ihren Schützlingen: „Ich gehe von einer hohen Akzeptanz aus, weil unsere Bewohner dadurch bestimmte Freiheiten wiedererlangen und ihre Familie wiedersehen.“ Letzteres sei insbesondere für die mentale Gesundheit der Bewohner extrem wichtig.

Sonja Kohnen freut sich über die frühe Impfung. Sie will schnellstmöglich zurück in eine relative Normalität. 
Sonja Kohnen freut sich über die frühe Impfung. Sie will schnellstmöglich zurück in eine relative Normalität.  Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Ähnlich sieht es auch Familienministerin Corinne Cahen (DP). Viele Menschen seien der Maßnahmen und Beschränkungen überdrüssig. „Wir wollen alle endlich raus aus dieser Krise“, so die zuständige Ministerin. Umso glücklicher sei sie, dass die Impfkampagne endlich anlaufen konnte. „Ja, ich bin sogar etwas neidisch“, meint Cahen mit einem Augenzwinkern. Für sie sei es Chance und Privileg zugleich, sich impfen zu lassen. Natürlich sollten aber jene Fachkräfte den Vortritt erhalten, die tagtäglich mit gefährdeten Menschen zu tun haben.

Bei der Frage nach einer allgemeinen Impfempfehlung an die Luxemburger Bevölkerung winkt die Familienministerin aber ab: Es stehe ihr nicht zu, eine solche Empfehlung auszusprechen. Schließlich werde man auch niemanden dazu zwingen, sich gegen die Lungenkrankheit immunisieren zu lassen. „Jeder kann frei entscheiden. Ich persönlich bin bereits als Kind gegen verschiedene Krankheiten geimpft worden, habe meine eigenen Kinder auch impfen lassen“, so Cahen.

Viele gefährliche Krankheiten seien auf diesem Weg ausgerottet worden, die Kindersterblichkeit sei enorm zurückgegangen. „Der Impfstoff ist eine Chance, die wir ergreifen müssen“, betont die Ministerin. Natürlich habe sie Verständnis für die Skepsis vieler Bürger. Es liege in der Natur des Menschen, Fragen zu stellen. Die Pandemie werde man aber nur bezwingen können, wenn sich ein Großteil der Bevölkerung auch impfen lässt.

Familienministerin Corinne Cahen will sich auf jeden Fall impfen lassen
Familienministerin Corinne Cahen will sich auf jeden Fall impfen lassen Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Impfbereitschaft bei 80 Prozent

1.200 Fachkräfte aus dem Krankenhaus- und Pflegebereich konnten an den ersten drei Tagen mit dem Impfstoff der Hersteller BioNTech/Pfizer immunisiert werden. Die zweite Dosis erhalten sie ab dem 18. Januar. Bis dahin bleibt das Impfzentrum auf Limpertsberg geschlossen. Insgesamt waren 1.500 Personen angeschrieben worden. Somit sind 80 Prozent der Fachkräfte der Einladung zur Impfung gefolgt.

Luxemburg hatte am Wochenende 9.700 Dosen des Wirkstoffes Comirnaty erhalten. Das reicht, um 4.850 Personen zu schützen. Die nächste Lieferung soll Mitte Januar eingehen. Anschließend werden wöchentlich weitere Sendungen des Impfstoffes erwartet. Läuft alles nach Plan, wollen die Gesundheitsbehörden bis Ende März sämtliche Angehörige der ersten Gruppe gegen eine Ansteckung geschützt haben. Dabei handelt es sich um das Krankenhauspersonal, Pflegekräfte und Bewohner der Senioren- und Pflegeheime.

Die Impfung ist nicht verpflichtend, niemand kann also dazu gezwungen werden. Die Immunisierung erfolgt auf Einladung, die nach und nach beim Rest der Bevölkerung eingehen wird. Geimpft wird zunächst in der Victor-Hugo-Halle auf Limpertsberg. Gleichzeitig werden in der ersten Woche im Januar auch mobile Einheiten die Arbeit aufnehmen. Sie sind zunächst für Impfungen in den Senioren- und Pflegeheimen vorgesehen.

Fünf Impfdosen müssen die Fläschchen mit BNT162b2 von BioNTech/Pfizer laut EU-Zulassung enthalten. Alle Ampullen erhalten aber eine kleine Überfüllung.
Fünf Impfdosen müssen die Fläschchen mit BNT162b2 von BioNTech/Pfizer laut EU-Zulassung enthalten. Alle Ampullen erhalten aber eine kleine Überfüllung.  Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante