Auf Entdeckungsreise: „Eschonaute“, ein Stadtführer von Kindern für Kinder

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Auf dem Escher Brillplatz tummelten sich am Freitagnachmittag lachende Kinder zwischen bunten Picknickdecken und sommerlichen Girlanden. Der Anlass für das Fest: Die kleinen Escher haben der Öffentlichkeit ihren ganz persönlichen Stadtführer, den „Eschonaute“, vorgestellt. Inspiriert an den Wand- bemalungen des Urban- Art-Projekts der Kulturfabrik, wollen sie die schönen Seiten ihrer Heimatstadt hervorheben.

„Es hat sehr viel Spaß gemacht, am Projekt mitzuarbeiten“, freut sich die elfjährige Leticia. Sie besucht Zyklus 4 der Brillschule und ist in einer der vier Teilnehmerklassen. Seite 19 im „Eschonaute“ hat sie gestaltet, erzählt sie stolz. Die Wandbemalung des Künstlers „Rush 47“ an der Fassade der Kulturfabrik hat sie dazu inspiriert, über die Umweltverschmutzung und den Klimawandel zu schreiben. Daneben hat sie die Eisenbahnbrücke gemalt, die durch Esch führt und das Landschaftsbild der Stadt prägt. Leticia wohnt gerne in Esch, sie will hierbleiben: „Ich will die Welt sehen, aber immer wieder hierher zurückkommen.“

Die Schülerin hat ein positives Bild ihrer Stadt. Das war eines der Ziele, die Fred Entringer, Leiter des Urban-Art-Projekts, mit dem „Eschonaute“ erreichen wollte. Die Idee, etwas mit Grundschülern zu machen, bestand schon länger: „Uns hat bisher nur eine Methodik gefehlt, um etwas Langfristiges auf die Beine zu stellen, das wirklich einen Einfluss auf die Kinder hat“, sagt Entringer.

Genau diese Methodik hat die junge Grundschullehrerin Alexandra Gaggioli entwickelt. Sie unterrichtet eine Klasse des Zyklus 3 in Petingen und ist selbst Teil des Urban-Art-Projekts. „Ich habe schon über längere Zeit bemerkt, dass die Kinder von den bunten Bildern auf den Fassaden fasziniert sind.“ Sie hat sich überlegt, wie sie das in den Unterricht einbauen kann.

Kreativität fördern

Die Methode, die sie entwickelt hat, zielt darauf ab, Street-Art in das vom Ministerium vorgeschriebene Programm einzubeziehen und dadurch die Kreativität der Schüler zu fördern. Wird in Mathematik also gerade Geometrie durchgenommen, macht sich der Lehrer mit seiner Klasse auf die Suche nach einem Kunstwerk, in dem Dreiecke oder Kreise vorkommen. „So können sich die Kinder die Informationen viel besser merken“, sagt Entringer.

Der „Eschonaut“ ermöglicht es den Kleinen, ihre Stadt kennenzulernen und sich mit ihr zu identifizieren. Die Geschichten, die sie für das Buch geschrieben haben, zeigen, dass das funktioniert. Sie handeln davon, wie sehr sie Esch lieben und dass sie es nicht gut finden, wenn Menschen Abfall in die Natur schmeißen oder die Hundehaufen ihrer Vierbeiner liegen lassen.

„Wéi cool ass dat dann“, drückte sich Bürgermeister Georges Mischo am Freitag mit den Worten der Kinder aus. Am besten fand Mischo, dass der Stadtführer von Kindern für Kinder gemacht wurde. Er eigne sich hervorragend dafür, um mit den Kleinen einen Rundgang durch Esch zu machen und die knapp 40 Kunstwerke des Urban-Art-Projekts – und somit auch die Stadt – zu entdecken.