Vorne auf der Bühne sitzen Antony Blinken und Annalena Baerbock. Neben ihnen Dmytro Kuleba, Außenminister der Ukraine. Sie reden über Waffen, über Ersatzteile, über Nachschub – vor allem bei der Munition. Ihre Bestandsaufnahme klingt wie ein Alarmsignal: Der Ukraine droht in ihrem Verteidigungskampf gegen Russland tatsächlich die Munition auszugehen. Verheerend. Muss sich die Ukraine tatsächlich den russischen Aggressoren beugen, weil sie zwar Kampfkraft hat, aber nicht die Mittel für diesen Kampf? Kuleba wird gefragt, was seinem Land am meisten fehle. Seine Antwort: „Munition, Artillerie, Panzer.“ Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell betont, die Ukraine habe „Motivation, aber keine Munition“. Dies sei „paradox“.
US-Außenminister Blinken ist sich des Ernstes der Lage bewusst. Er sagt einen Satz, der die Not der ukrainischen Streitkräfte unterstreicht: „Wir durchsuchen jeden Winkel der Welt nach der richtigen Munition für die Ukraine.“ Jeden Winkel der Welt, weil der Westen nicht liefert, weil der Westen nicht hat? Blinken versucht zu erklären, woran es liegen könnte: „Unsere Lagerbestände haben einen solchen Krieg nicht berücksichtigt.“ Eine solche Produktion zur Unterstützung der Ukraine auszuweiten, „das dauert“. Die deutsche Außenministerin Baerbock betont, Deutschland suche hier in München nach einer „Gruppe von Staaten, die uns bei den ‚Leos‘ helfen“, jenen Kampfpanzern, von denen die Ukraine insgesamt rund 60 Exemplare aus Europa erhalten soll. Baerbock spricht ebenfalls über den eklatanten Mangel bei der Produktion von Munition, die die Ukraine nun dringend brauche. „Wir haben keine Lagerbestände mehr.“ Klingt nach ausverkauft und abgeräumt. Nur, wie kann es dazu kommen?
Nach Einschätzung aus Militärkreisen kommt, wenn die deutsche Rüstungsindustrie nun ihre Produktion tatsächlich hochfahren will, nur der „Leopard 2A7V“ für die Bundeswehr in Frage. Dieser „Leopard“-Typ sei das „Modernste vom Modernen“ und derart mit Elektronik ausgestattet, dass er zur Unterstützung der ukrainischen Streitkräfte aktuell aber überhaupt nicht geeignet sei. Training und Schulung auf diesem Panzer würden Monate dauern. Von 325 Leopard A6 und A7, die die Bundeswehr in ihren Depots habe, seien derzeit aber nur 130 Panzer „einsatzklar“. Großes Problem bei der Unterstützung der Ukraine sei neben der Munition vor allem die Versorgung mit Ersatzteilen, bei der es aktuell hapere. Auch hier müsste die Industrie nachliefern. Bei der Panzerhaubitze 2000, von der Deutschland ebenfalls 14 Exemplare der Ukraine überlassen habe, sei das Problem ebenfalls der Nachschub mit Ersatzteilen. Die Bundeswehr wäre in der Lage, auch mehr als die bislang 14 zugesagten „Leopard 2A6“ abzugeben, allerdings müsste diese Lücke dann eben aufgefüllt werden – durch den neuesten „Leopard 2A7V“. Und bis die neuen Panzer bei der Truppe seien, könnte es zweieinhalb Jahre dauern, heißt es.
Putin seien Menschen egal
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte bereits am Vortag vor allem um Tempo bei der Unterstützung gebeten. Es soll schnell gehen, es muss schnell gehen. „Wir brauchen Geschwindigkeit, denn davon hängt unser Leben ab.“ CDU-Außenexperte Norbert Röttgen appelliert gleichfalls an den Westen zu mehr Unterstützung: „Die Munition wird knapp und wir müssen alles tun, damit sich die Ukraine weiter verteidigen kann. Es wäre verheerend, wenn sie den Krieg verlieren würde, weil ihr für die alten östlichen Waffen die Munition ausgeht und wir Europäer für die westlichen Waffen zu wenig und zu spät Munition nachliefern.“ Putin seien Menschen egal. Er habe sich auf einen langen Krieg eingestellt und sei bereit, „sein Land jeden Preis dafür bezahlen zu lassen“.
Deutschlands Verteidigungsminister Boris Pistorius, nach eigenen Worten ein „Kind des Kalten Krieges“, will geben, was er geben kann: „Ich habe ganz klar gemacht, dass die Ukraine diesen Krieg gewinnen muss.“ Interessant: Anders als Pistorius und auch Baerbock sagt der deutsche Kanzler Olaf Scholz nicht, dass die Ukraine den Krieg gewinnen müsse. Scholz spricht bevorzugt davon, Putin dürfe seine Kriegsziele nicht erreichen. Das klingt weicher. Pistorius will den Verteidigungsetat aufstocken. Zehn Milliarden Euro plus ab 2024. Und vor allem will er das Zwei-Prozent-Ziel erreichen. Eigentlich will er noch mehr. Darüber wird noch zu sprechen sein.
De Maart
Realismus macht sich breit! Der Chinese redet von Friedensplan, der Amerikaner denkt sofort an chinesische Waffen für Russland.Von der Leyen denkt an gemeinsame Bestellung von Munition wie bei den Corona Impfstoffen.......