Die Zeiten, in denen die Menschen während der Corona-Pandemie den Angestellten des Pflegesektors per Applaus am Abend Danke sagten, sind längst vergessen. Die Probleme im Pflegesektor aber sind auch nach Covid geblieben. Genau das war Thema am Dienstagabend im Bettemburger Ciné Le Paris, wo die OGBL-Vertreter der Personaldelegation der Hôpitaux Robert Schuman zu einem nicht alltäglichen Afterwork geladen hatten. Unter den rund 100 Anwesenden befanden sich Gesundheitsministerin Martine Deprez (CSV), OGBL-Präsidentin Nora Back, die Direktorin der „Ecole de Santé“ Maly Goedert sowie Mitglieder des Verwaltungsrats, der Direktion und des medizinischen Rates der HRS-Gruppe.
Zunächst wurde der Spielfilm „Heldin“ gezeigt. Die im Februar bei den Filmfestspielen in Berlin uraufgeführte schweizerisch-deutsche Koproduktion von Petra Volpe beleuchtet ungeschönt und hautnah den Alltag der Krankenpflegerin Floria Lind im Zürcher Kantonsspital. Inspiriert ist der Streifen von Madeline Calvelages Buch „Unser Beruf ist nicht das Problem. Es sind die Umstände“ von 2002. Schnell wird deutlich, unter welch enormem Druck Pflegekräfte stehen und mit welchen Herausforderungen sie tagtäglich konfrontiert sind.
Auch die Realität in Luxemburg
Im Anschluss bekamen die Anwesenden die Möglichkeit, sich in einer offenen Diskussion zum Gesehenen zu äußern. Zentrale Frage dabei: Inwieweit spiegelt der Film die Realität in luxemburgischen Krankenhäusern wider? Die Antwort ließ durchaus aufhorchen, denn zahlreiche Pflegekräfte bestätigten mit der Schilderung ihre persönlichen Erfahrungen, dass die im Film gezeigten Bedingungen der Realität auch im Großherzogtum entsprechen. Neben den Arbeitsbedingungen wurden Fragen zur Zukunft des Pflegeberufs, zur Personalsicherung und zu konkreten politischen Maßnahmen angesprochen – etwa zur Problematik des Vorruhestands bei Schichtarbeit. Dieser wird aktuell nur von wenigen Pflegekräften in Anspruch genommen, da die gesetzlich vorgeschriebenen 20% Nachtschicht pro Monat nur selten erreicht werden. Auch der künftige Personalbedarf wurde thematisiert.

Sie habe gehofft, der Film sei übertrieben, doch das Gegenteil sei der Fall, zog eine sichtlich betroffene OGBL-Präsidentin Nora Back zum Schluss des Abends Bilanz. Ihr Fazit: „Wir brauchen mehr Personal am Bett der Patienten.“ Gesundheitsministerin Martine Deprez betonte, dass die Herausforderungen im Pflegesektor bekannt seien. Dem akuten Personalmangel – insbesondere auf den Stationen – müsse dringend begegnet werden. Sie begrüßte innovative Projekte wie „Oxysoins“ der HRS-Gruppe, bei denen geprüft wird, welche Aufgaben – etwa Medikamentenverteilung, logistische oder administrative Tätigkeiten – an andere Berufsgruppen delegiert werden könnten, um das Pflegepersonal zu entlasten.
Auf die Frage nach dem künftigen Personalbedarf antwortete die Ministerin mit aktuellen Zahlen: Laut Schätzungen aus dem Jahr 2023 benötigt Luxemburg in den kommenden zehn Jahren rund 3.800 neue Pflegekräfte – also etwa 380 Ausgebildete pro Jahr. Eine neu gegründete Taskforce werde sich den Herausforderungen des Sektors widmen und die Attraktivität der Pflegeberufe stärken.
Zum Abschluss unterstrich Personalvertreter Armand Klamm im Namen der OGBL-Delegation, dass es ein zentrales Anliegen sei, auf den eklatanten Personalmangel am Patientenbett aufmerksam zu machen. Ein Problem, das durch die Coronakrise zwar sichtbar wurde, dem bislang aber kaum nachhaltig begegnet wurde. „Applaus allein reicht nicht und hat noch nie gereicht“, so Klamm.

De Maart
Wir leben in einer Welt wo ein dumper Kicker 30 Mios im Jahr verdient und diese Heldinnen die uns beim Abgang und lange davor helfen die ganze Misere zu ertragen, werden mit Hungerlöhnen abgespeist.Applaus an die Verantwortlichen.