Am Kirchberg wurde schon viel erreicht – und weiteres ist geplant

Am Kirchberg wurde schon viel erreicht – und weiteres ist geplant

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Der Kirchberg verändert sich rasant. Stand in den 1960ern quasi nur das famose „Héichhaus“ auf der anderen Seite der Roten Brücke, so hat sich im Laufe der letzten Jahrzehnte dort ein großes, modernes neues Stadtviertel entwiyckelt. Und dieses soll weiter wachsen. Erklärungen.

Es war einmal ein Acker … so kann man die Geschichte des Kirchbergs beschreiben. Der Stadtteil ist im Laufe der Zeit zu einem der Geschäftszentren des Landes geworden. Banken, EU-Institutionen, imposante Bürogebäude und Kultureinrichtungen säumen den Boulevard Kennedy. Die Entwicklung des Viertels soll dann auch weitergehen: Die Nationalbibliothek, weitere EU-Institutionen und der Sitz von ArcelorMittal sollen den Standort absichern.

Im Augenblick arbeiten etwa 40.000 Personen im neuen Viertel. Mittel- und langfristig sollen es aber weit über 60.000 sein. Auf der anderen Seite wohnen momentan aber nur 3.600 Menschen auf Kirchberg. „Nicht genug“, meinte Infrastrukturminister François Bausch („déi gréng“). Er will die Einwohnerzahl auf über 20.000 steigern. Aus diesem Grund will der Minister zusammen mit dem Fonds Kirchberg jetzt vor allem den Wohnungsbau auf dem Kirchberg-Plateau vorantreiben. Eine höhere Einwohnerdichte soll den urbanen Charakter des Kirchbergs unterstreichen.

„Das Viertel soll des Weiteren lebendig sein, auch außerhalb der Arbeitszeiten“, so der Wunsch des Politikers. Zu diesem Zweck ist z.B. die Einrichtung von Plattformen auf der place de l’Europe vorgesehen. Wenn Ende September die erste dieser „Szenen“, wie der Infrastrukturminister sie auch nannte, fertig ist, soll dort vom 20. bis zum 22. September ein Foodtruck-Festival stattfinden.

Teuer sollen die Wohnungen aber nicht sein. Zu diesem Zweck hat der Fonds Kirchberg bei den Projekten der Immobilienentwickler eine Obergrenze beim Quadratmeter-Preis von 4.200 Euro entschieden. Der Fonds arbeitet außerdem eng mit der „Société nationale des habitations à bon marché“ (SNHBM) zusammen. Bei den subventionierten Wohnungen liegt die Obergrenze bei 3.250 Euro. Beim Verkauf der vom Fonds Kirchberg und von der SNHBM geschaffenen Wohnungen wird das Prinzip des Erbpachtvertrags mit einer Laufdauer von 99 Jahren angewandt. Etwa 10% der Wohnungen werden vermietet.

In den Vierteln „Kiem Ouest“ und „Réimerwee“ sind die Bauarbeiten bereits fortgeschritten. Auf den Arealen „Op der Schleed“ (92 Hektar), „Grünewald Ouest“, „Eurocontrol“ und „JFK Sud“ werden indes Machbarkeitsstudien durchgeführt. Beim „JFK Sud“ wurden offizielle Beschwerden eingereicht. Man erwartet sich aber, dass die Probleme im Herbst dieses Jahres aus der Welt geschaffen sein werden.

In puncto Freizeit- und Sportaktivitäten existiert im Augenblick nur die Coque, die aber eine eher nationale Ausrichtung hat. Die Verantwortlichen des Fonds Kirchberg erinnern allerdings daran, dass die Räumlichkeiten des neuen „Lycée Michel Lucius“ auf dem Gelände des Ex-RTL-Sitzes auch für die breite Öffentlichkeit zugänglich sein werden. Auch habe man genügend Spielplätze eingeplant. Und was die Kinderbetreuung betrifft, so würden in den neuen Wohnvierteln (u.a. „Kennedy Sud“ und „Grünewald“) ausreichend Kapazitäten geschaffen.

Kreislaufwirtschaft

Ein großer Stellenwert wird der Kreislaufwirtschaft eingeräumt. Die Nutzung des Oberflächenwassers, das Recycling, die Straßenführung, die benutzten Baumaterialien, die sog. „Mixität“, der soziale Zusammenhalt … all das müsse ein harmonisches Ganzes darstellen, so der Präsident des Fonds Kirchberg, Erny Gillen. In den Stadtteilen „JFK Sud – Phase 1“, „Grünewald“ und „Lot 4 PAP Kiem“ sind in diesem Kontext experimentelle Projekte, die neue Wege der Stadtentwicklung aufzeigen sollen, geplant.

Dort wird z.B. auf neue Formen des Wohnens – wie beispielsweise auf Kooperativ-Wohnungen, Wohngemeinschaften usw. – gesetzt. Im Grünewald ist ein Hotel mit 180 bis 230 Zimmern geplant. Die Dächer im Stadtteil Kiem sollen begrünt und zum Teil mit Gewächshäusern ausgestattet werden. Die Bürger sollen zudem in die Entscheidungsprozesse eingebunden werden.

Für den Individualverkehr ist auf dem „neuen“ Kirchberg aber immer weniger Platz. So wird die Anzahl der Parkplätze pro Wohnung auf 0,5 reduziert. Auch werden lediglich einige zentrale Parkplätze geschaffen. Die Einwohner des Viertels sollen den öffentlichen Verkehr nutzen. Die Verantwortlichen des Fonds Kirchberg haben übrigens auch an den Denkmalschutz gedacht. Einige architektonisch wertvolle Denkmale werden im allgemeinen Bebauungsplan der Gemeinde Luxemburg geschützt.


 

 Luxexpo

Bei den Luxexpo-Hallen entsteht im Rahmen des multimodalen Knotenpunkts ein Busbahnhof mit angegliedertem Parkhaus. Es würden derzeit Studien durchgeführt, um herauszufinden, ob der Standort der Messehallen noch angemessen sei oder ob ein Umzug vielleicht sinnvoll wäre, erklärte François Bausch. Die Luxexpo-Hallen seien nämlich nicht mehr rentabel – unter anderem deshalb, weil zu wenig Events dort stattfinden, um die Kosten zu decken. Nun wird überlegt, sie mit einem nigelnagelneuen Konzept – hier denkt man in Richtung Förderung von Fachmessen – an einen neuen Standort zu verlegen. Das zehn Hektar große Areal könnte dann für andere Zwecke genutzt werden.

Verkehr

Bei den Luxexpo-Hallen entsteht im Rahmen des multimodalen Knotenpunkts ein Busbahnhof mit angegliedertem Parkhaus. Es würden derzeit Studien durchgeführt, um herauszufinden, ob der Standort der Messehallen noch angemessen sei oder ob ein Umzug vielleicht sinnvoll wäre, erklärte François Bausch. Die Luxexpo-Hallen seien nämlich nicht mehr rentabel – unter anderem deshalb, weil zu wenig Events dort stattfinden, um die Kosten zu decken. Nun wird überlegt, sie mit einem nigelnagelneuen Konzept – hier denkt man in Richtung Förderung von Fachmessen – an einen neuen Standort zu verlegen. Das zehn Hektar große Areal könnte dann für andere Zwecke genutzt werden.

EU-Institutionen

Der Europäische Gerichtshof bekommt einen dritten Turm. Er soll Mitte 2019 fertiggestellt sein. Mit 118 Metern und 27 Ebenen wird er höher sein als die beiden bestehenden Gebäude des Gerichtshofs. Die Gesamtfläche soll 31.000 Quadratmeter betragen. Höher konnte man wegen des Flughafens, der sich in der Nähe befindet, nicht bauen. Das neue Gebäude der Europäischen Kommission (Jean Monnet II) bietet auf einer Fläche von 120.000 Quadratmetern viel Platz. Das ganze Personal des ehemaligen „Bâtiment Jean Monnet“ – ein Gebäude, das saniert und dann abgerissen werden soll –, soll dort unterkommen. Das Sekretariat des EU-Parlaments soll ebenfalls auf einem Standort vereint werden. Der Komplex auf dem Boulevard Kennedy soll Ende 2019 bezugsfertig sein. Auch die EIB (Europäische Investitionsbank) wird um einen dritten Flügel (55.000 Quadratmeter) erweitert. Parallel ist geplant, das bestehende Gebäude „upzugraden“.

BNL

Es ist wahrscheinlich das Projekt, bei dem bisher die meiste Tinte geflossen ist: der Neubau der Nationalbibliothek. Ende 2018 soll er seine Türen öffnen. Das neue Gebäude soll eine Nutzfläche von 24.260 Quadratmetern haben. Es soll nicht nur ein Ort des Lesens und Forschens sein, sondern auch ein Ort der Begegnung und des Wohlfühlens. Im offenen Lesesaal können bis zu 300.000 Werke konsultiert werden. Lese-, Konferenz- und Studienräume sowie ein Kinderzimmer, eine Mediathek und ein Café runden das Angebot ab. Die Bibliothek bietet Sitzplätze für 470 Personen. Gleichzeitig dient das speziell klimatisierte Bauwerk zur Lagerung seltener und wertvoller Literatur und Dokumente.

Infinity

Stolz ist der Fonds Kirchberg auf das Projekt Infinity. Drei Gebäude sind vorgesehen. Ein Wohnturm mit 25 Stockwerken und einer Gesamtfläche von 20.000 Quadratmetern, der 99 Appartements mit einer Fläche von 55 bis 300 Quadratmetern beinhalten wird, wird hier geschaffen. Die Wohnungen sollen zu erschwinglichen Preisen an den Mann gebracht werden, heißt es. Der zweite Bau enthält vor allem Büroflächen (6.800 Quadratmeter) und der dritte Geschäfte und Restaurants (6.500 Quadratmeter).

ArcelorMittal

Ein Blickfang wird sicherlich der neue Hauptsitz des Stahlriesen ArcelorMittal werden. Die Stahlkonstruktion soll komplett recycelbar sein. Darin sollen u.a. Stahlträger mit bis zu einer Länge von 20 Metern verbaut sein.
In der Zentrale werden aber nicht nur Geschäfte abgewickelt. Ein Konferenzzentrum und ein Restaurant sollen das Bauwerk „nach außen öffnen“.

 

 


Dem Fonds Kirchberg geht es gut. Die Finanzen sind gesund. Das ist gut, denn die öffentlich-rechtliche Gesellschaft hat laut eigenen Aussagen noch viel vor.

Der Kirchberg liegt nordöstlich gegenüber der Altstadt von Luxemburg und stellt mit 365 Hektar ein riesiges Gebiet dar, das nur darauf wartet, weiter erschlossen zu werden.

Anfang der 1950er Jahre wurde die „Communauté européenne du charbon et de l’acier“ (CECA/EGKS) ins Leben gerufen. Luxemburg wurde damals zum Sitz mehrerer Institutionen der neuen Staatengemeinschaft. Man benötigte dafür Platz, und den fand man auf den weitläufigen Äckern des Kirchberg-Plateaus.

1961 wurde der „Fonds d’urbanisation et d’aménagement du Plateau de Kirchberg“ gegründet, nachdem der luxemburgische Staat das Gelände erworben hatte. Die Einrichtung erhielt als Aufgabe, den neuen Stadtteil zu entwickeln. So wurde 1963 die bekannte „Rote Brücke“ (Pont Grande-Duchesse Charlotte) über das Alzette-Tal gespannt, um das bestehende Stadtzentrum mit dem Plateau zu verbinden. Danach ging es rasant weiter, mit dem Bau des Alcide-de-Gasperi-Turms, den Luxemburgern besser bekannt als „Héichhaus“. Es beherbergte das Sekretariat des Europäischen Parlaments. Mit seinen 22 Stockwerken war es lange Zeit das höchste Bauwerk Luxemburgs. Es folgten weitere Gebäude, die anderen Abteilungen der Europäischen Gemeinschaft und späteren EU ein Zuhause gaben. So findet man inzwischen u.a. den Europäischen Gerichtshof (EuGH), den Europäischen Rechnungshof und die Europäische Investitionsbank (EIB) auf dem Kirchberg.

In den 1980er Jahren dann interessierten sich immer mehr Banken für den Standort. Bis weit in die 1990er ließen sich sowohl nationale wie ausländische Finanzinstitute auf dem Kirchberg, u.a. in den Vierteln „Kiem“ und „Grünewald“, nieder.

Der Fonds Kirchberg beschloss zu dem Zeitpunkt, ein neues urbanistisches Konzept für den Stadtteil auszuarbeiten. Bisher setzte sich das neue Viertel nämlich quasi ausschließlich aus einzelnen Gebäuden zusammen, die untereinander nicht verbunden waren.

Die Schnellstraße, die das Viertel teilte, wurde zu einem „boulevard urbain“. Für beide Seiten wurde ein kohärenter städtebaulicher Plan entwickelt. Inzwischen befinden sich ein großes Kino, eine namhafte Supermarktkette, diverse Kultureinrichtungen, allen voran die Philharmonie und das Musée d’Art Moderne Grand-Duc Jean (Mudam), ein Park, ein Sportzentrum (Coque), eines der Hauptkrankenhäuser des Landes (Hôpital Kirchberg und Clinique Bohler), mehrere Schulen (Ecole européenne) usw. auf dem Kirchberg.

Und der Stadtteil entwickelt sich stetig weiter. Am 10. Dezember 2017 wurde hier z.B. der erste Teil der neuen hauptstädtischen Tram eingeweiht.

 

 

 

Leila
14. Juli 2018 - 10.34

WOW! Glaspaläste! Bin zutiefst beeindruckt! Und wieviel Vögel brechen sich an diesen das Genick?

Peter Meier
12. Juli 2018 - 13.07

Beton und Staus! Staus und Beton!

Jang
11. Juli 2018 - 7.39

Die Politik setzt sich überall Denkmäler auf Kirchberg,mehr nicht, Kirchberg ist für Normalverdiener nur Luxus ?