Immer noch aktuellAm 1. Dezember ist Welt-AIDS-Tag

Immer noch aktuell / Am 1. Dezember ist Welt-AIDS-Tag
Das Präventionsmittel, mit dem man sowohl eine HIV-Infektion als auch andere sexuell übertragbare Krankheiten bzw. eine ungewollte Schwangerschaft verhindern kann Foto: Editpress-Archiv

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40 Jahre nach der Entdeckung des HI-Virus, kann eine Ansteckung unter Umständen noch immer tödlich sein. Auf der ganzen Welt erinnern am 1. Dezember Organisationen an die Krankheit und rufen dazu auf, aktiv zu werden und Solidarität mit HIV-Infizierten zu zeigen.

1983 gelang es den französischen Wissenschaftlern Françoise Barré-Sinoussi und Luc Montagnier, das für AIDS verantwortliche HI-Virus zu identifizieren. Auch 40 Jahre danach ist die Krankheit immer noch aktuell, noch immer sterben Menschen daran. Voriges Jahr gab es laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) 630.000 Todesopfer.

Der luxemburgische AIDS-Jahresbericht 2022 geht von 1.455 HIV-Infizierten aus. Todeszahlen werden keine genannt. Der Bericht vom Vorjahr erwähnte bereits, dass es in Luxemburg 2021 keine AIDS-Toten gegeben habe. Nach Jahrzehnten Aufklärungsarbeit über das Virus und rückläufigen Zahlen der Neuinfektionen, sind sie nun wieder dabei zu steigen. Anlässlich der nationalen Testwoche hatte das Gesundheitsministerium am 20. November bekannt gegeben, dass die Zahl der HIV-Infizierten drastisch angestiegen sei: 67 Neuinfektionen gab es 2022 (offiziellen Zahlen zufolge) in Luxemburg; im Jahr davor waren es 51.

In dem erwähnten Jahresbericht heißt es zu den Ursachen: „La forte augmentation des personnes nouvellement suivies au Luxembourg s’explique par des migrations récentes, comme celle des réfugiés ukrainiens (26 nouveaux patients)“. Eine Information, welche im AIDS-Bericht „Europa“ der WHO allerdings etwas anders dargestellt wird. Dem Zusammenhang zwischen Migration und HIV-Infektionen wird zwar auch dort ein Kapitel gewidmet, allerdings stellt dieser Bericht die Prozentzahlen der HIV-Infizierten aus diversen Regionen nebeneinander. Im Vergleich mit allen anderen Regionen sieht man dabei, dass dieser Anteil sogar leicht geringer ist als der der Infizierten, die aus westeuropäischen Ländern nach Luxemburg einreisen.

Rückkehr der Syphilis

Testen sei das wirksamste Mittel, um eine HIV-Infektion zu erkennen und ihre Übertragung zu verhindern, aber auch, um sie bestmöglich zu behandeln, schreibt das Rote Kreuz. Dank der Fortschritte in der HIV-Behandlung könnten Infizierte heutzutage „ein langes und gesundes Leben“ führen – vorausgesetzt, dass die Infektion früh genug diagnostiziert wird und die Betroffenen positiv auf die Behandlung ansprechen.

Ein Infizierter, der seine Medikamente korrekt einnehme, habe bereits nach einigen Monaten eine nicht mehr nachweisbare Viruslast und gebe das Virus nicht mehr weiter. Seit 2018 sei dies eine Kernbotschaft in der Präventionsarbeit. Nur wenn man weiß, ob man infiziert ist, hat man auch Zugang zu einer Behandlung.

Der medizinische Fortschritt scheint allerdings auch – wegen eines falschen Sicherheitsgefühls – eine negative Konsequenz nach sich zu ziehen. Seit mehreren Jahren gebe es in der Tat einen Anstieg an Fällen von anderen Krankheiten wie Gonorrhoe, Chlamydien und Syphilis. Der AIDS-Bericht spricht z.B. von 1.618 positiven Syphilis-Testen. „In unseren Botschaften bleibt das Kondom ein Präventionsmittel, mit dem man sowohl eine HIV-Infektion als auch eine andere sexuell übertragbare Krankheit oder auch eine ungewollte Schwangerschaft verhindern kann“, schreibt das Rote Kreuz. „Wir weisen auch darauf hin, dass die ‚PreP’, die Einnahme einer antiretroviralen Therapie vor einer Risikosituation, nicht vor sexuell übertragbaren Infektionen insgesamt schützt, weshalb es immer sehr wichtig ist, über seine eigene Prävention nachzudenken, die für einen selbst am besten geeignet ist.“

Das Rote Kreuz weist dieses Jahr im Rahmen des Welt-AIDS-Tages besonders auf die Bedeutung der psychologischen Unterstützung für Infizierte hin. Seit 1988 gibt es die „HIV-Berodung“. Dieser Dienst beruhe auf zwei Säulen: die psycho-medizinisch-soziale Unterstützung einerseits und die Prävention andererseits. Die psychologische Betreuung werde von Psychologen durchgeführt, die Experten in Sachen HIV sind, und bietet Unterstützung je nach den Bedürfnissen der betroffenen Person an. Bei der Bekanntgabe einer positiven HIV-Diagnose stehen sie z.B. mit Rat zur Seit – wie die Betroffenen mit ihren Angehörigen darüber sprechen können oder wie sie mit eventuellen Diskriminierungen umgehen können.

Diese Beratung ist kostenlos. Um sie in Anspruch zu nehmen, muss man nur unter der Nummer 2755-4500 oder per E-Mail an hivberodung@croix-rouge.lu einen Termin vereinbaren.