EditorialAlles andere als „für das Leben“: Das Ende von Roe v. Wade zeigt, wieso wir immer noch für Frauenrechte kämpfen müssen

Editorial / Alles andere als „für das Leben“: Das Ende von Roe v. Wade zeigt, wieso wir immer noch für Frauenrechte kämpfen müssen
Proteste vor dem Supreme Court nach der Roe v Wade Entscheidung.  Foto: AFP

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Es ist ein Ende, das abzusehen war: Der Supreme Court – der Oberste Gerichtshof der USA, mit einer konservativen Mehrheit besetzt – hat das richtungsweisende Urteil Roe v. Wade rückgängig gemacht. Insbesondere die drei unter Trump ernannten Richter darf man nach dieser Entscheidung als Lügner bezeichnen. Schließlich behaupteten sie noch bei ihrer Ernennungsanhörung, dass Roe v. Wade „ein mehrfach bestätigter Präzedenzfall sei“ und sie nicht planten, daran zu rütteln. Kein Wunder also, dass viele Amerikaner nun auch um andere Rechte, wie etwa die Ehe für alle, besorgt sind. 

Damit heißt es für die USA nun also: 50 Jahre zurück in die Vergangenheit. Das Recht auf Abtreibung ist in den Augen des Supreme Court nicht verfassungsrechtlich geschützt. Ob und unter welchen Bedingungen eine Abtreibung erlaubt ist, müssen die einzelnen Staaten entscheiden. Frauen, die in „Red States“, also mehrheitlich republikanischen Staaten, wohnen, haben die Arschkarte gezogen. Denn sehr viele von diesen Staaten haben bereits strenge Gesetze gegen Abtreibungen in der Schublade, die sie jetzt sofort hervorkramen können. 

Wird die Abtreibung in einem Staat komplett verboten (in South Carolina zum Beispiel), werden Frauen dort gezwungen sein, das Kind auszutragen. Selbst wenn das Baby als nicht lebensfähig gilt, die Schwangerschaft durch eine Vergewaltigung oder Inzest entstanden ist oder die Mutter selbst in Lebensgefahr bringt. Selbst wenn sie selbst noch minderjährig oder einfach nicht in der Lage sind, sich um das Kind zu kümmern. In zwölf weiteren Staaten wurde sofort nach der Entscheidung des Supreme Court ebenfalls ein Verbot von Abtreibungen eingeführt, allerdings mit sehr spezifischen Ausnahmen wie Inzest, Vergewaltigung oder medizinischen Notfällen. In allen dreizehn hingegen stehen auf Abtreibungen hohe Strafen. 

Es gibt tausende Analysen, wieso das Zurückrollen des Rechts auf Abtreibung eine katastrophale Entscheidung für die Frauen in den USA ist. Insbesondere, weil Abtreibungen trotz der kommenden Verbote und der dort drohenden Strafen weiterhin stattfinden werden – und das unter den riskantesten Bedingungen. Es wird das Leben von zahlreichen Frauen kosten. Die Entscheidung des Supreme Court war kurzum alles andere als „Pro-Life“.

Doch von Luxemburg sind die USA eine ganz schöne Strecke entfernt. Wieso soll uns das Geschehen dort alarmieren? Schließlich sieht bei uns die gesetzliche Lage doch völlig anders aus. 

Weil es klar vor Augen führt, wie schnell bereits einmal erkämpfte Rechte von einer Minderheit ausgehebelt werden können, wenn diese sich nur die passenden Werkzeuge zurechtlegt. Es zeigt uns, dass wir wachsam sein und vermeiden müssen, dass die USA für rechtsextreme, radikal religiöse und erzkonservative Kräfte in Europa zum Beispiel werden. „Pro-Life“-Gruppen gibt es auch hier – und die meisten Abtreibungsgesetze sind noch nicht so lange verabschiedet worden. 

Wir Frauen der jüngeren Generationen können von Glück reden, in einer Zeit zu leben, in der wir nicht die Unterschrift eines Mannes brauchen, um Geld vom Konto abzuheben. Oder eine Wohnung zu kaufen. Oder einen Vertrag abzuschließen. Wir können gleichberechtigt zur Schule und schaffen es immer wieder, in Berufsfelder vorzudringen, die lange genug als „Männerrunden“ existiert haben. Wir müssen nicht unser Leben riskieren oder die Kosten einer „Reise“ ins Ausland auf uns nehmen, wenn das Kondom gerissen ist oder vergessen wurde. Schlicht, wir sind heute nicht mehr Bürger zweiter Klasse. Doch es bleibt immer noch zu tun. 

Wir dürfen die Errungenschaften der Generationen nicht als selbstverständlich ansehen – und müssen uns, wenn jemand versucht, sie uns wegzunehmen, heftig zur Wehr setzen. 

JJ
27. Juni 2022 - 11.03

..und es zeigt was konservative Parteien anrichten können.Zumal in den USA wo die Republikaner in einer Welt leben in der die Evolutionstheorie durch einen lächerlichen Kreationismus ersetzt wird,alles nur um die Existenz eines Gespenstes nicht in Zweifel zu ziehen. Die Frauen haben zu gehorchen(und wir sind noch nicht einmal bei den Mormonen oder den Menoniten),Engel existieren tatsächlich usw. Aber die Waffen bekommen wir weiterhin in jedem Krämerladen zu kaufen. Das nennt man Rückschritt und stupide Dickköpfigkeit.Wenn man bedenkt,dass ein W Bush die Stammzellenforschung( Gebärmutterhalskrebsbekämpfung )verboten hat nur wegen dieser engstirnigen Denkweise und somit tausende junger Frauen ans Messer geliefert hat,ist das schon kriminell. Als es dann den ebenso engstirnigen Ronny Reagan,der auch noch die Auguren konsultierte vor wichtigen Entscheidungen,erwischte(Alzheimer),lief seine Nancy flugs zu Dabbelju um ihn zu bitten die Forschung mit Stammzellen wieder aufzunehemen. So sind sie die Konservativen und die Frauen sind die Dummen.