SommerserieUnsere Lieblingsorte (3): Abenteuer pur – ein Wochenende auf dem Müllerthal-Trail

Sommerserie / Unsere Lieblingsorte (3): Abenteuer pur – ein Wochenende auf dem Müllerthal-Trail
Tiefe Wälder und bizarre Felsformationen: Der Müllerthal-Trail hat alles, was das Wanderherz begehrt Foto: Editpress/Eric Hamus

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Für Journalisten ist es jedes Jahr die gleiche Übung: das berüchtigte Sommerloch mit lesbarem Inhalt überbrücken. Dieses Jahr haben wir uns dazu entschlossen, den Lesern jene Orte näherzubringen, an denen wir uns im Sommer ganz besonders gerne aufhalten. Bei mir ist das eindeutig die Wildnis.

In Luxemburg wahrlich einfacher gesagt als getan. „Backcountry“ nennen die Amerikaner jene Teile der Natur, die zwar von Wanderwegen erschlossen wurden, allerdings fernab jeglicher Zivilisation liegen und kaum in einem Tagesmarsch erreicht werden können. Stundenlange Märsche durch tiefe Wälder, schweißtreibende Aufstiege zu abgelegenen Bergkuppen, auf denen man mit einer schier unendlichen Aussicht belohnt wird: In jenen Momenten fühle ich mich einfach am wohlsten. Nur ich, Musik in den Ohren und alles, was ich zum Überleben brauch, auf meinem Rücken.

Als Journalist ist man immer auf Draht. Die Aktualität schläft nie. In der sogenannten Zivilisation fühle ich mich irgendwie genötigt, immer auf dem neuesten Stand zu bleiben. Wenn ich mir aber einen Rucksack umschnalle und in die Wälder entschweife, fühle ich mich entbunden von dieser Verantwortung. Umso mehr, wenn sich der Weg über hunderte Kilometer zieht und man tagelang auf sich selbst gestellt ist. 

Es hat etwas Befreiendes, wenn man nur Gehen, Essen, Schlafen und Atmen muss. Wenn man Aussichten, Sonnenuntergänge oder andere schöne Momente einfach zeitlos genießen kann, im Wissen, nicht an die Rahmenbedingungen der wirklichen Welt gebunden zu sein, wie Abfahrtszeiten, Sperrstunden, Autofahrten oder eine mühsame Zimmersuche. Die einzigen Regeln, an die man sich halten muss, sind die „Leave no Trace“-Prinzipien und Sicherheitsvorkehrungen vor wilden Tieren.

Ein rotes M ist auf 112 Kilometern durchs Müllerthal ein treuer Begleiter
Ein rotes M ist auf 112 Kilometern durchs Müllerthal ein treuer Begleiter Foto: Editpress/Eric Hamus

Abenteuer Müllerthal-Trail

Auch in Luxemburg gibt es viele schöne Wanderwege, verwunschene Wälder und endlose Ausblicke. Allerdings wird es aufgrund der geografischen (und logistischen) Begebenheiten hierzulande etwas schwieriger, tagelang in die Wildnis zu entschwinden. Aber nicht unmöglich. Fernwanderwege, die man nicht an einem Tag absolvieren kann, gibt es mehrere. Als da wären der neue Minett-Trail, der Eisléck Lee Trail, der Luxemburger Ableger des Camino oder mein absoluter Favorit: der Müllerthal-Trail.

Auf 112 Kilometern wird den Nutzern vieles geboten, was das Wanderherz begehrt: Burgen, Schlösser, Aussichten, bizarre Felsformationen, abenteuerliche Wälder und Natur pur. Der in drei Schleifen angelegte Wanderweg bietet gleich mehrere Möglichkeiten, das Müllerthal auf unterschiedlichste Weise zu erleben. Ein Tagesmarsch gefällig? Kein Problem. Ein Wochenende? Warum nicht. Der Weg ist an vielen unterschiedlichen Stellen zugänglich.

Die Lieblingsroute führt von Fels (Foto) über Müllerthal und Berdorf nach Echternach
Die Lieblingsroute führt von Fels (Foto) über Müllerthal und Berdorf nach Echternach Foto: Editpress/Eric Hamus

Meine persönliche Lieblingsroute führt von Fels über Befort ins Müllerthal und von dort über Berdorf nach Echternach. Die Route beträgt in etwa 35 Kilometer und wird im zweiten Streckenabschnitt etwas mühseliger. Optimal wäre eine Aufteilung in zwei Tagesabschnitte. Zwischen Fels und Müllerthal erleben Wanderer tiefe Wälder, glucksende Bäche und schöne Schlösser, während der zweite Tag über Berdorf nach Echternach vor allem mit bizarren Felsformationen und abenteuerlichen Schluchten lockt.

Der Müllerthal-Trail ist ein Juwel. Nur an der Logistik hapert es – und zwar gewaltig. Übernachtungsmöglichkeiten gibt es kaum, „wildes“ Zelten ist nicht erlaubt. Im Müllerthal hat gerade der letzte Camping-Betreiber das Handtuch geworfen. Und andere Einkehrmöglichkeiten, wie Bars, Restaurants oder Läden, sind ebenfalls begrenzt. Fels, Befort und Berdorf haben zwar schöne Terrassen, wer allerdings eine Flasche Wasser sucht, muss sich entlang der besagten Route auf Umwege einstellen.

Erfahrungen mit Fernwanderwegen hat der Autor zuhauf
Erfahrungen mit Fernwanderwegen hat der Autor zuhauf Foto: Editpress/Eric Hamus

Deshalb ein Pro-Tipp: Bäche gibt es entlang der besagten Route zuhauf. Für 20 Euro kann man sich einen Wasserfilter zulegen, der tausende Male benutzt werden kann. Ansonsten sollte man genug Nahrung für zwei Tage bei sich tragen. Auch das ist Teil des Abenteuers. Und sollte man doch entgegen sämtlicher Warnungen unserseits ein Zelt im Wald aufschlagen wollen: Bitte die Stelle immer so verlassen, wie man sie vorgefunden hat!

Wegen des ständigen Auf und Ab wird es auf dem zweiten Streckenabschnitt etwas schweißtreibender
Wegen des ständigen Auf und Ab wird es auf dem zweiten Streckenabschnitt etwas schweißtreibender Foto: Editpress/Eric Hamus