Projekt „NeiSchmelz“500 Millionen Euro für 1.500 neue Wohnungen

Projekt „NeiSchmelz“ / 500 Millionen Euro für 1.500 neue Wohnungen
Große Pläne für die Industriebrache Foto: Editpress/Tania Feller

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Rund eine halbe Milliarde Euro will die Regierung in das Projekt „NeiSchmelz“ in Düdelingen investieren. Bis 2035 sollen dort rund 1.500 Wohnungen entstehen. Zwei Finanzierungsprojekte wurden kürzlich von der Regierung gutgeheißen. Zusätzlich ist dort das „Centre national des collections publiques“ geplant.

Ökologisch, sozial und innovativ: Das geplante Wohnviertel „NeiSchmelz“ soll all das werden, was heutzutage als fortschrittlich gilt. Im vorigen Dezember stellte Wohnungsbauminister Henri Kox das Projekt vor. Die Regierung hatte gerade zwei Finanzierungsgesetzentwürfe angenommen: Rund eine halbe Milliarde Euro will sie bereitstellen, um den ehemaligen Industriestandort in ein modernes, CO2-neutrales Stadtviertel zu verwandeln.

Der „Fonds du logement“ wird auf 36 Hektar 1.575 Wohneinheiten – aufgeteilt auf vier Teilbebauungspläne („Nord“, „Süd“, „Zentrum“ und „Italien“) – errichten. 866 davon sind als subventionierte Mietwohnungen geplant, der Rest ist als „erschwinglicher Wohnraum“ für den Verkauf bestimmt. Die Wohndichte beträgt 48 Wohnungen pro Hektar. Ein reines Wohnviertel wird es nicht, sind doch wie bei etlichen aktuellen Projekten auch Flächen für Handel, Restaurants, Cafés, Büroräume und Kultur geplant, nebst Freizeitangeboten. Läuft alles nach Plan, soll das Viertel 2035 bezugsfertig sein. Laut der Schöffenratserklärung von 2018 plant die Gemeinde indes auch Schule, Kindertagesstätte und Jugendhaus für das Viertel.

Rund eine halbe Milliarde Euro will die Regierung in das Projekt investieren. Das erste Finanzierungsgesetz sieht 235 Millionen Euro für die Sanierung und Aufwertung des Geländes vor, u.a. der „Diddelenger Baach“. Das zweite Finanzierungsgesetz in Höhe von 272 Millionen Euro betrifft die Realisierung der Teilbebauungspläne „Nord“, „Zentrum“ und „Italien“. Dieses Jahr soll ein weiteres Finanzierungsgesetz für den Wohnungsbau im Teil „Süd“ sowie das geplante „Centre national des collections publiques“ folgen.

Nachhaltig

„NeiSchmelz“ soll die Stadtteile „Italien“ und „Schmelz“, die früher durch das Stahlwerk und heute durch Brachland getrennt sind, wieder verbinden, heißt es auf der Website des „Fonds du logement“. Viel Raum soll dabei der sanften Mobilität vorbehalten sein. Besonders nachhaltig und innovativ will das neue Wohnviertel in Sachen Energie werden. Idealerweise soll die Tiefengeothermie (Erdwärme) genutzt werden. Inwiefern das möglich sein wird, sollen nächstes Jahr Probebohrungen in einer Tiefe zwischen 1.000 und 2.000 Metern ergeben. Falls die Bohrungen die Erwartungen erfüllen, werden Wärmepumpen installiert, um die Energie weiterzuleiten. Solarenergie soll auch genutzt werden: Hierzu wird das Dach des Walzwerks mit Solarpanels ausgestattet.

Für das Energiekonzept gibt es übrigens 24 Millionen Euro von der Europäischen Union, was ein Viertel der Summe ausmacht, die Luxemburg laut Wohnungsbauministerium im Rahmen des Aufbauplans „NextGenerationEu“ zusteht – die Gesamtsumme dieses EU-Plans beläuft sich auf 806 Milliarden Euro. Der Aufbauplan soll helfen, coronabedingte Schäden für Wirtschaft und Gesellschaft abzufedern. Auch bei der Wiederverwertung von Wasser will man neue Wege gehen. So ist in verschiedenen Gebäuden ein Pilotprojekt zur Nutzung von Grauwasser geplant, d.h. leicht verschmutztes Abwasser aus Bädern, Duschen oder Waschmaschinen soll durch Aufbereitung einer Zweitnutzung, wie z.B. Toilettenspülung, dienen.

Die Geschichte des Standorts begann 1850, als dort ein Eisenerz-Vorkommen entdeckt wurde; 1882 wurden die „Hauts-fourneaux et forges de Dudelange“ gegründet. Fast 120 Jahre bestand das Stahlwerk Düdelingen, bis es 2005 geschlossen wurde. 2009 wurde ein europäischer Ideenwettbewerb ausgeschrieben zum Thema „Räumliches Strukturkonzept Schmelz Diddeleng“. Der Schöffenrat, der 2018 in Düdelingen die Zügel in die Hand nahm, machte in seiner Erklärung deutlich, dass die Umwandlung des ehemaligen Industriestandorts eine seiner Prioritäten ist: „Gemeinsam mit dem Wohnungsbaufonds werden wir unser Vorzeigeprojekt ,Neischmelz‘ umsetzen. (…) Unser Ziel ist die Errichtung eines innovativen und CO2-neutralen Stadtviertels, das auf den Grundsätzen der nachhaltigen Entwicklung und der Kreislaufwirtschaft aufbaut (…).“ (Schöffenratserklärung 2018-2023, Gemeinde Düdelingen)

Kulturstandort

Das neue Viertel soll auch gleich Sitz einer neuen nationalen Kulturinstitution werden, des „Centre national des collections publiques“, einer zentralen Lagerstelle für staatliche Sammlungen, die im Kulturentwicklungsplan 2018-2028 vorgesehen ist. Einerseits verfügen die diversen Kulturinstitutionen des Landes über große Sammlungen an Kulturgütern, andererseits plagen etliche dieser Häuser Platzprobleme, sodass Kulturgüter auch schon mal in alten Industriehallen gelagert werden. Dieses neue Zentrum soll nicht nur Lagerstätte sein, sondern auch mit Werkstätten für Fachleute ausgestattet sein, wie z.B. Restaurateure, die mit Sammlungsobjekten arbeiten. Ausstellungsräume sind ebenfalls dort geplant. Ursprünglich waren noch zwei andere Standpunkte im Gespräch: die Gebläsehalle auf Belval sowie ein Neubau in Bartringen. Beide haben sich aber als ungeeignet erwiesen.

Rosie
7. Januar 2022 - 13.02

@Grober J-P. „soll das Viertel 2035 bezugsfertig sein.“ Kaum zu übertreffen, diese Schnelligkeit. " Méi séier wéi de Belval op jiddwer Fall.

Grober J-P.
6. Januar 2022 - 20.08

"soll das Viertel 2035 bezugsfertig sein." Kaum zu übertreffen, diese Schnelligkeit. Begrünte Dächer nicht vergessen!