In einem Pressestatement am Freitagmittag sagte Polizeisprecher Uwe Konz, dass die fünf verletzten Polizisten ambulant behandelt worden seien und die Krankenhäuser inzwischen wieder verlassen hätten. Zwei der Beamten seien durch das von Kollegen eingesetzte Pfefferspray verletzt worden, was in einer solchen Situation schon einmal vorkomme. „Die Kollegen haben sehr massiv Pfefferspray eingesetzt“, sagt der Polizeisprecher. Die anderen drei Beamten seien durch die Angreifer verletzt worden. Daneben habe es noch drei weitere Verletzte gegeben, deren Rolle bei der Auseinandersetzung allerdings noch nicht geklärt sei. Ebenfalls noch unklar sei, inwiefern der „sehr, sehr starke Alkoholkonsum einiger Beteiligter“ bei der nächtlichen Auseinandersetzung eine Rolle gespielt habe, so Polizeisprecher Uwe Konz. Trierer Ermittler fahnden jetzt mit verstärktem Polizeieinsatz nach den Beteiligten der Gewaltorgie.

Gewalttätige Eskalation
Das droht den Trierer Gewalttätern
Nach den gewalttätigen Ausschreitungen vor der Trierer Diskothek wurden zwei 42 und 21 Jahre alte Männer vorübergehend festgenommen, nach weiteren Tatverdächtigen wird noch gefahndet. Was ihnen droht, hat jetzt der rheinland-pfälzische Justizminister Herbert Mertin (FDP) gesagt. Nach seinen Angaben ermittelt die Polizei wegen Körperverletzung, Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte, schweren Landfriedensbruchs und versuchter Gefangenenbefreiung. Dabei handelt es sich laut Mertin um Straftatbestände, für die zum Teil hohe Gefängnisstrafen im Raum stehen. Allein beim besonders schweren Landfriedensbruch drohen danach Haftstrafen zwischen sechs Monaten bis zu zehn Jahren. Doch noch ist natürlich niemand der Tatverdächtigen angeklagt. Auch die beiden zunächst festgenommenen Männer wurden nach ihrer Vernehmung wieder aus dem Polizeigewahrsam entlassen. (sey)
Bei dem gewalttätigen Angriff während eines Polizei-Einsatzes vor einer Diskothek in Trier-West sind in der Nacht zu Freitag rund 40 Menschen unter anderem mit Eisenstangen, Glasflaschen und Schaufeln auf Polizisten losgegangen. Zwei Männer im Alter von 42 und 21 Jahren wurden in Gewahrsam genommen, weitere Personen sind flüchtig. Die Polizei erklärte gegenüber dem Trierischen Volksfreund unter anderem, dass es sich bei den Festgenommenen um „zwei Einheimische aus Trier“ handelt.
Eine Polizeibeamtin und vier Polizeibeamte mussten sich verletzt in verschiedene Trierer Krankenhäusern in ärztliche Behandlung begeben. Sie wurden zwischenzeitlich nach ambulanter Behandlung aus den Kliniken entlassen und haben ihren Dienst beendet.
Dem Bericht der Polizei zufolge war kurz nach Mitternacht eine Streifenwagenbesatzung der Polizeiinspektion Trier zu einer Körperverletzung in einer Diskothek in Trier-West gerufen worden. Aufgrund der aufgeheizten Stimmung und des hohen, teils alkoholisierten Besucheraufkommens am Einsatzort begaben sich mehrere Funkstreifenwagen dorthin.
Lebensgefährliche Situation: Polizist gibt Warnschüsse ab
Während der Sachverhaltsaufnahme begannen einige der umstehenden Personen, die eingesetzten Kräfte anzugreifen. Die Beamten konnten den Angriff mit massiver Kraftanstrengung unter Einsatz von Pfefferspray abwehren. Etwa zeitgleich rotteten sich etwa 40 Personen zusammen, um gegen die Beamten vorzugehen. Dabei attackierten und bewarfen sie die Einsatzkräfte mit Eisenstangen, Glasflaschen, Besen und Schaufeln. Ein Mann schleuderte einen Einkaufswagen, den er offenbar auf dem Platz vor der Diskothek gefunden hatte, in Richtung der Beamten.
Für die Einsatzkräfte, die zahlenmäßig unterlegen waren, entstand der Mitteilung zufolge so „eine lebensgefährliche Situation“, woraufhin ein Beamter zwei Warnschüsse in die Luft abgab. Daraufhin habe sich die Lage beruhigt, sodass die polizeilichen Maßnahmen weitergeführt und die verletzten Beamten aus dem unmittelbaren Einsatzort evakuiert werden konnten.

Zwei Menschen in Gewahrsam – Polizei sucht Zeugen
Ein 42-Jähriger und ein 21-Jähriger aus Trier wurden in Gewahrsam genommen. Weitere mutmaßliche Angreifer sind flüchtig. Die Polizei hat noch in der Nacht umfangreiche Ermittlungen wegen des Verdachts auf Körperverletzung, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, schweren Landfriedensbruchs und versuchter Gefangenenbefreiung aufgenommen.
Zur Aufarbeitung dieses Einsatzes und zur Ermittlung der Tat und der Tatbeteiligten hat das Polizeipräsidium Trier eine sogenannte Besondere Aufbauorganisation eingerichtet. Diese wird durch den stellvertretenden Behördenleiter Frank Gautsche geleitet.
Die Polizei bittet Zeugen, die Angaben zu dem Geschehen machen können oder Videoaufnahmen von dem Einsatz haben, sich mit der Polizeiinspektion Trier, Telefon 0651/9779-5210, in Verbindung zu setzen. Darüber hinaus gibt es ein Hinweisportal, auf dem Fotos und Videos der Vorfälle direkt hochgeladen und der Polizei zugeschickt werden können.
„Einen solchen Gewaltausbruch gegen Einsatzkräfte habe ich in meiner Zeit als Leiter der Polizeiinspektion Trier noch nicht erlebt“, sagt Polizeidirektor Christian Hamm, „es hat sich eine Gruppe von Gewalttätern regelrecht zusammengerottet, um die Polizei lediglich aufgrund ihrer Anwesenheit anzugreifen und zu verletzen. Im Ergebnis musste ich eine Beamtin und vier Beamte aus dem Krankenhaus in Empfang nehmen, die ihren Dienst aufgrund von Verletzungen nicht mehr fortsetzen konnten.“

Reaktion aus dem Secret Club
Auch Lucas Mäder, Betreiber des Secret-Club, hat sich gegenüber dem Trierischen Volksfreund geäußert. Man sei schockiert von dem Angriff auf Polizeibeamten in unmittelbarer Nähe zum Club. Das sei ein „nicht hinzunehmender Akt von Gewalt gegenüber den Polizeibeamtinnen und -beamten, welche Tag und Nacht für uns alle im Einsatz sind“. Man toleriere keine Gewalt und werde alles erdenklich Mögliche tun, um bei der Aufklärung behilflich zu sein.
„Der Angriff erfolgte zum überwiegenden Teil von Personen, welche kein Gäste der Discothek waren, sondern im Laufe der polizeilichen Maßnahme auf das Gelände kamen“, sagte Mäder. Die Sicherheitsmaßnahmen seien der Veranstaltung angepasst gewesen. Innerhalb der Discothek habe es keine besonderen Vorkommnisse gegeben. „Die Streitigkeit innerhalb der Discothek zwischen zwei Gruppen steht in keinem direkten Zusammenhang zu den späteren Vorkommnissen auf dem umliegenden Gelände.“

Aufruf an Augenzeugen zur Mithilfe
Politiker aus Bund und Land zeigen sich entsetzt über die Gewalt gegen Polizeibeamte in der Nacht zu Freitag. „Wer die Polizei angreift, greift jeden von uns an und er greift unseren Staat an. Der unfassbare Gewaltausbruch gegen die Polizei in Trier wird für die Täterinnen und Täter schwere Folgen haben“, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) am Freitagmittag. „Ich bin mir sicher, dass in meiner Heimatstadt und in ganz Rheinland-Pfalz die Menschen diesen Gewaltexzess gegen Polizisten und Polizistinnen, die jeden Tag buchstäblich den Kopf für unsere Sicherheit hinhalten, verurteilen.“ Sie rufe alle Augenzeugen dazu auf, sich bei der Polizei zu melden, sagte die Ministerpräsidentin.
Von einer schockierenden Tat sprach Justizminister Herbert Mertin: „Besonders verwerflich ist, dass die Attacken aus einer Gruppe heraus geschahen. Dieses feige Verstecken und sich gegenseitig Schützen dürfen wir als Gesellschaft nicht akzeptieren. Alle müssen jetzt mithelfen, um das vordringliche Ziel zu erreichen: Wir müssen die noch unbekannten Täter ermitteln! Dabei denke ich nicht nur an die Ermittlungsbehörden, sondern auch an alle Bürgerinnen und Bürger. Ich bitte dringlich darum, Hinweise zu den Angreifern zu geben. Nur wenn es gelingt, diese zu identifizieren, können Polizei, Staatsanwaltschaft und das Gericht die bestehenden Gesetze und strafprozessualen Mittel anwenden“, betonte Mertin. Im Fall des besonders schweren Landfriedensbruchs drohten sechs Monate bis zehn Jahre Freiheitsstrafe. „Der höchste Strafrahmen ist aber fruchtlos, wenn wir die Täter nicht identifizieren. Es muss jetzt mit Hochdruck ermittelt werden, damit diese feige Tat möglichst schnell aufgeklärt und die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden können“, forderte der Minister.

Fraktionen beantragen Ausschuss-Sondersitzung
Die Ampel-Fraktionen aus SPD, Grünen und FDP haben eine Sondersitzung des Innenausschusses zu den Attacken gegen Polizeibeamte in Trier beantragt. Die Sitzung soll laut SPD-Fraktion am kommenden Mittwoch um 14 Uhr in Mainz stattfinden. „Attacken gegen Polizistinnen und Polizisten, insbesondere in einem Ausmaß wie gestern Nacht in Trier, sind ein absoluter Tabubruch“, heißt es aus der Fraktion. „Es wird nun auch darum gehen, die Täter schnellstmöglich zu identifizieren. Sie müssen die Härte unseres Rechtsstaates zu spüren bekommen. Auch, um ein klares Zeichen an die Stadt sowie ganz Rheinland-Pfalz zu senden, dass wir Angriffe auf die Menschen, die uns schützen, niemals tolerieren werden“, sagte der Trierer Landtagsabgeordnete Sven Teuber (SPD).
„Menschenverachtende Verrohung und Werteverfall“
„In welcher Welt leben wir eigentlich?“, fragt der Vorsitzende des Innenausschusses im rheinland-pfälzischen Landtag, Dirk Herber (CDU). Wenn Polizeibeamte die Dienstwaffe einsetzen müssten, um mit Warnschüssen eine Gefahr für ihr Leben und das der Kollegen abzuwenden, sie verletzt würden und im Krankenhaus behandelt werden müssten, dann sei das mangelnder Respekt gegenüber der gesellschaftlichen Ordnung, sagte der Landtagsabgeordnete, der selbst auch Polizist ist. Herber sprach auch von einer „menschenverachtenden Verrohung und einem Werteverfall, die den Angreifer-Mob vorangetrieben haben müssen“.

„Die Täter sollen die ganze Härte des Gesetzes spüren“
Auch die Trierer Bundestagsabgeordnete Verena Hubertz (SPD) meldete sich am Freitagmorgen zu Wort: „Es bestürzt mich, dass unser Karnevalsauftakt mit einem solchen Gewaltausbruch einhergeht. Das ist das Gegenteil von dem, wofür Karneval steht“. In Trier gebe es keinen Platz für solche Gewalt, sagte Hubertz. „Wir müssen die Situation tiefgehend analysieren, aufarbeiten und auch an die Wurzel von Problemen. Uns muss und wird als Politik beschäftigen, wie wir solche Gewalt in Zukunft verhindern können.“
Der rheinland-pfälzische Innenminister Michael Ebling hat nach den gewalttätigen Übergriffen auf die Polizei in Trier angekündigt, dass die Polizei alles daran setzen werde, die Täter zu ermitteln. Für die Aufklärung des Angriffs habe das Polizeipräsidium Trier eine sogenannte Besondere Aufbauorganisation eingerichtet und ermittelt mit starken Kräften. „Die Täter sollen die ganze Härte des Gesetzes spüren“, sagte der Innenminister am Freitagmorgen in Mainz.
Erst Warnschüsse brachten Gewalttäter unter Kontrolle
Der Mainzer Innenminister sagte, die Brutalität und Enthemmtheit der Attacken mache ihn fassungslos und wütend. Dutzende Gewalttäter, die Polizisten so lange mit Eisenstangen, Schaufeln und Flaschen attackierten, bis nur noch Warnschüsse helfen würden, seien alles andere als alltäglich. „Dass dabei mutmaßlich eine Menge Alkohol im Spiel war, ist weder eine Erklärung noch eine Rechtfertigung. Den verletzten Beamtinnen und Beamten wünsche ich zunächst eine schnelle und vollständige Genesung“, so der Innenminister.
„Wir haben heute Nacht ohne konkreten Anlass eine Solidarisierung gegen Einsatzkräfte der Polizei erlebt, die wir so bislang nicht kannten.“ Nur glücklichen Umständen und dem schnellen Hinzuziehen weiterer Unterstützungskräfte sei es zu verdanken, dass die eingesetzten Beamten nicht noch schwerwiegender verletzt worden seien, sagte Ebling.

Bürgermeisterin Garbes schockiert und wütend
Nach dem Angriff auf Polizisten in der Nacht zum Freitag in einer Diskothek in Trier zeigt sich die Trierer Bürgermeisterin Elvira Garbes entsetzt über den Gewaltausbruch. „Ich bin wirklich schockiert und auch wütend über diesen Vorfall. Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte setzen sich im Schichtdienst rund um die Uhr, an Wochenenden und Feiertagen für unser aller Sicherheit ein – und werden dann völlig sinnlos mit roher Gewalt angegriffen. Ein Angriff auf die Polizei ist ein Angriff auf uns alle. Ich hoffe, dass die Täter ausfindig gemacht und zur Verantwortung gezogen werden.“
Aus Sicht des Dezernenten für Recht und Ordnung, Ralf Britten, ist der Vorfall in einer Reihe ähnlicher Vorkommnisse bundesweit zu sehen, bei denen gegenüber der Polizei und auch anderen Mitgliedern der Blaulichtfamilie immer weniger Respekt gezeigt wird. Britten: „Diese Entwicklung mit Angriffen auf Polizei-, Feuerwehr- und Rettungskräfte bereitet mir große Sorgen. Wir müssen uns als Gesellschaft wirklich fragen, wie wir es schaffen, dass den Menschen diese wichtigen Aufgaben der Beamtinnen und Beamten wieder bewusst werden und sie der Blaulichtfamilie die nötige Wertschätzung entgegenbringen.“
Polizeigewerkschaft: „Angriff auf den Rechtsstaat“
Auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP) äußerte sich erschüttert über die hohe Gewaltbereitschaft. „Wir verurteilen die Gewalt, das Zusammenrotten und gewalttätige Agieren aus der Gruppe heraus gegen unsere Kolleginnen und Kollegen auf das Schärfste“, sagte die stellvertretende GdP-Landeschefin Stefanie Loth. Der Angriff sei auch ein Angriff auf das Gemeinwesen und den Rechtsstaat. Ähnlich äußerte sich auch der Bund deutscher Kriminalbeamter. Der Landesvorsitzende Christian Soulier sagte, in einer Gemengelage von Alkohol und Gruppendynamik gingen auch friedfertige Leute über Grenzen, die sie sonst nie überschreiten würden. Das sei für die Polizei eine sehr gefährliche Situation. Bei den Ausschreitungen habe es sich nach seiner Einschätzung um schweren Landfriedensbruch gehandelt, der sehr schwer bestraft werde. „Die Übergriffe waren alles andere als ein Kavaliersdelikt“, sagte Soulier unserer Redaktion.
Übergriffe auf Polizisten sind auch in Rheinland-Pfalz längst keine Einzelfälle mehr. Im vorletzten Jahr wurden 3.612 Polizisten Opfer von Gewalt, in der Region Trier waren es 570 Beamte.

De Maart
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