Vorige Woche hatte Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer einen Lockdown noch mit der Begründung, es gebe genug Intensivbetten, abgelehnt. Sein Salzburger Amtskollege und Parteifreund Wilfried Haslauer hatte gar über Virologen gespottet, diese würden am liebsten alle Österreicher in ein Zimmer sperren, wo sie dann „aus Depression sterben oder verhungern oder verdursten“ würden. Nach erschütternden Berichten aus Spitälern, wo wegen der Covid-Überlastung dringende Herz- oder Krebsoperationen verschoben und die Leichen wegen Überfüllung der Prosektur auf den Gängen gelagert würden, kamen die zögerlichen Landesfürsten doch zur Vernunft. Stelzer und Haslauer verkündeten gestern für ihre Bundesländer einen kompletten Lockdown ab Montag. Der seit Wochenbeginn schon für Ungeimpfte geltende Lockdown wird also auf Geimpfte ausgeweitet.
Der selektive Lockdown hat ebenso wie die seit knapp zwei Wochen geltende 2G-Regel, wonach nur noch Geimpfte und Genesene Zutritt zu Restaurants, Konzerten oder Friseuren haben, nicht die von Experten ohnehin nicht erwartete Entspannung gebracht: Am Donnerstag markierte die Zahl der Neuinfektionen mit 15.145 einen neuen Negativrekord. Binnen 24 Stunden waren weitere 55 Covid-Todesopfer zu beklagen. Die Sieben-Tage-Inzidenz stieg auf 989 je 100.000 Einwohner – fast viermal so hoch wie in Luxemburg.
Landesweit zusperren
Mit dem Lockdown in Oberösterreich und Salzburg wird es nicht getan sein. Zwar weisen diese beiden Länder die höchsten Infektionsraten aus, im Rest Österreichs herrscht allerdings ebenfalls Alarmstufe Rot. Bislang hatte sich die ÖVP von Bundeskanzler Alexander Schallenberg in einem offen ausgetragenen Konflikt mit dem grünen Koalitionspartner gegen einen Lockdown für alle quergelegt. Parteichef Sebastian Kurz, der im Sommer – damals noch Regierungschef – die Pandemie voreilig für beendet erklärt und das Budget für die Impfkampagne drastisch zurückgefahren hatte, möchte seine Fehleinschätzung nicht mit einem vierten Lockdown bestätigt sehen. Darauf läuft es jedoch inzwischen hinaus. Auch die Vorarlberger ÖVP fordert einen „knackigen, kurzen Lockdown für alle“. Von der oppositionellen SPÖ wird es keinen Widerstand geben. Kärntens roter Landeschef Peter Kaiser plädierte ebenfalls für einen „kurzen, aber harten Lockdown“. Auch Wiens SPÖ-Bürgermeister Michael Ludwig ist offen dafür, obwohl die Bundeshauptstadt mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von 556 im Ländervergleich noch am besten dasteht. Die Entscheidung über den bundesweiten Lockdown könnte heute bei einer Landeshauptleutekonferenz mit Kanzler Schallenberg und Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) fallen. Auch um eine generelle Impfpflicht wird es dabei gehen.
Lebensgefährliche Empfehlung Kickls
Für einen zusätzlichen Infektionsschub wird wohl am Samstag noch eine von der FPÖ in Wien geplante Großdemonstration gegen die Corona-Maßnahmen sorgen. Die Absurdität der von den Rechtspopulisten geschürten Impfskepsis offenbart sich in der Tragikomödie um das Pferdeentwurmungsmittel Ivermectin. Während sich Impfgegner unter dem Einfluss selbsternannter Experten und verantwortungsloser Politiker vor dem befreienden Stich fürchten, greifen dieselben Zweifler sogar bedenkenlos zu Arzneien wie dem Pferdeentwurmungsmittel Ivermectin. Nachdem der inzwischen selbst an Covid erkrankte FPÖ-Chef Herbert Kickl dessen Einnahme empfohlen hatte, ist das Mittel in der FPÖ-Hochburg Oberösterreich ausverkauft. Angehörige von zwei kürzlich an Covid verstorbenen Corona-Leugnern im oberösterreichischen Rohrbach „klärten“ die behandelnden Ärzte über die „wahre“ Todesursache auf: zu wenig Ivermectin!
In der Steiermark wiederum hatte eine Frau offenbar „genug“ von dem Tiermedikament geschluckt, vor dessen Einsatz bei Menschen der Hersteller ausdrücklich warnt. Sie liegt nun nicht wegen Covid, sondern mit einer schweren Vergiftung auf der Intensivstation. Bekannt sind zudem zwei Fälle von akutem Nierenversagen aufgrund von Vitamin-D-Überdosen. Auch die Vitamineinnahme hatte Kickl empfohlen. Was er selbst genommen hat, ist nicht bekannt. Rechtlich ist der FPÖ-Chef jedenfalls kaum zu belangen, da er seine lebensgefährlichen Medikationsempfehlungen mit dem von seinen Fans offenbar ignorierten Rat, vorher den Hausarzt zu konsultieren, verbunden hatte. Der blaue Demagoge ist eben nicht so dumm wie manche seiner Anhänger …
Déi nei Mesüren hun néischt bewierkt.
Ah sou...
Wéi lang war dann den Lockdown vun den Net-Geimpften am gang?
Waren et 8 Minuten oder 12?
@Lilly,
op esouvill Ignoranz muss ee jo awer äntwerten.
Dir hat also déi Analogie mat de Wanterpneuen net verstaan.
"Wanterpneuen daachen näischt well och domatt geschéien Accidenter!!?" Oh mei.
Hei mäi Kommentar zum Prof.Müller sengem Artikel.Bonne lecture.
Wir werden die Impfpflicht bekommen.Da gibt es anscheinend keine andere Möglichkeit. "La santé publique prime tout." sagte ein bekannter Anwalt vor ein paar Tagen. Was sind Freiheit und Demokratie wert wenn man am Tropf hängt und Menschen sterben. Diese Diskussion ist eine unnötige Zeitverplemperung die Menschleben kostet. Jeder Verweigerer muss das später mit sich selbst ausmachen,denn Anklagen wird es nicht geben. In Österreich ist der Laden dicht nachdem sich herausstellte,dass ein Pferdeentwurmungsmittel(!),welches ein hochrangiger Politiker empfohlen hatte, keine Wirkung zeigte. Man könnte herzlich lachen ob soviel Dummheit,wenn die Sache nicht so ernst wäre.
Dann as et Keng Pandemie vun den Ongeimpften soss hätt et jo gewierkt.
Äere 2 an 3 G grad ewéi Lockdown sin bewisen notzlos. Loost Leit liewen a fäerdeg. Déi Panikmache mécht se krank. Halt ob erwuesse Menschen ze drangsaléieren. Et as genuch. Et geet duer