Fußball22-jähriger Brasilianer Gustavo Hemkemeier wechselt zum FC Etzella 

Fußball / 22-jähriger Brasilianer Gustavo Hemkemeier wechselt zum FC Etzella 
Profifußballer Gustavo Hemkemeier wagt den Sprung von Brasilien nach Europa. toledo cw

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Der Profifußballer Gustavo Hemkemeier wagt den Sprung von Brasilien nach Europa. Nachdem das Tageblatt am 19. März über drei brasilianische Fußballer berichtete, die die luxemburgische Staatsbürgerschaft erworben haben, nahm der FC Etzella Ettelbrück Kontakt zu dem 22-Jährigen auf und verpflichtete ihm. Seit Sonntag befindet er sich nun in Luxemburg und will sich für die europäische Bühne des Fußballs empfehlen.

Etwas Aufregung herrschte Sonntag Morgen gegen elf Uhr am Flughafen Findel. Eine Delegation des FC Etzella Ettelbrück hatte sich auf den Weg zum hauptstädtischen Flughafen gemacht, um einen Neuzugang zu empfangen. Eigentlich hätte Gustavo Hemkemeier schon am 22. Juli in Luxemburg landen sollen, doch die Fluggesellschaft machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Über 11.000 Kilometer hatte Hemkemeier Sonntag zurückgelegt – alles, um ein neues Leben anzufangen und den Sprung in den europäischen Profifußball zu schaffen. 

Für den 22-Jährigen steht ein neues Kapitel in seinem Leben an. Ein Kapitel, das viele Veränderungen mit sich bringt: Eine neue Sprache, ein anderer Lebensstil, eine veränderte Ernährung und schließlich auch: eine andere Art und Weise, Fußball zu spielen. Die Etzella hat sich in den vergangenen Tagen und Wochen bemüht, ihm die Integration so einfach wie möglich zu gestalten. Der Verein hat ihm eine Unterkunft besorgt, die Etzella hat sich um seinen abgelaufenen luxemburgischen Pass gekümmert und zudem werden die portugiesischsprachigen Spieler der Mannschaft ihm beim Einleben helfen. 

Auf den Spieler aufmerksam wurde der Verein durch einen Artikel, der am 19. März 2020 im Tageblatt veröffentlicht wurde. Darin wurden drei brasilianische Profifußballer vorgestellt (Bernardo Schappo/Ituano FC; Luca Andrioni/Esporte Clube Juventude und Gustavo Hemkemeier), die die luxemburgische Staatsbürgerschaft erwarben. Möglich macht dies ein neues Gesetz aus dem Jahr 2009: Seitdem können Nachkommen in direkter väterlicher oder mütterlicher Linie eines Vorfahren, der seit dem 1. Januar 1900 die luxemburgische Staatsbürgerschaft besaß, die luxemburgische Staatsbürgerschaft wieder erwerben. Die Vorfahren von Hemkemeier wanderten im 19. Jahrhundert nach Südamerika aus – er machte Gebrauch von der Möglichkeit, sich einbürgern zu lassen.

Integration 

Hemkemeier selbst erklärte vor etwa vier Monaten gegenüber dem Tageblatt, dass sein Ziel sei, in einer europäischen Topliga aufzulaufen. Der FC Etzella Ettelbrück öffnet ihm nun eine Tür. „Unser Trainer hat sich, nachdem er den Artikel gelesen hat, über den Spieler informiert und versucht, Kontakt aufzubauen“, erklärte Vereinspräsident Tun di Bari. Über einen Agenten in Brasilien habe man versucht, den Spieler zu analysieren, doch die Sprachbarriere stand beiden Seiten im Weg. „Ich habe mich um einen anderen Agenten gekümmert, mit dem wir schon seit vier Jahren zusammenarbeiten. Er spricht Portugiesisch und hat sich um den ganzen Dialog gekümmert“, sagte di Bari. In den Gesprächen mit dem Spieler ging es laut dem Vereinsoberhaupt des FC Etzella vor allem erst einmal darum, Vertrauen aufzubauen. „Da ruft jemand aus Luxemburg an und will einen Spieler aus Brasilien. Da fragt sich jeder, wohin die Reise gehen soll.“ Doch die Verantwortung, die auf den Schultern des luxemburgischen Vereins lastete, war dem Präsidenten bewusst. „Wir nehmen einen Menschen aus seiner gewohnten Umgebung und bringen ihn über 10.000 Kilometer hierhin. So eine Angelegenheit muss ernsthaft angepackt werden.“

Hemkemeier, der laut eigener Aussage die Resultate der luxemburgischen Nationalmannschaft verfolgt, habe sich schnell über den Verein informiert. Der Berater habe ihm erklärt, wie die Bedingungen und die Standards in Luxemburg und speziell in Ettelbrück sind – das habe Hemkemeier überzeugt, so di Bari. Das Ziel vom FC Etzella ist nun erst mal, dass sich der Neuzugang so schnell wie möglich integriert. Als Nächstes soll Hemkemeier dann Kevin Holtz ersetzen, der in diesem Sommer zum Progrès gewechselt ist. „Wir werden ihn nicht komplett ersetzen können, aber wir hoffen, dass Gustavo das kreative Spiel mitbringt.“ Der Mann mit der luxemburgischen und brasilianischen Staatsbürgerschaft ist ein 1,79 Meter großer Spielmacher, der ballsicher ist und das Auge für den richtigen Pass hat. Zuletzt hat der 22-Jährige sein Können bei Toledo FC unter Beweis gestellt. Der südbrasilianische Verein geht in der vierten Division des Landes an den Start, besitzt aber Profistatus.

Kein Druck 

Doch das Projekt mit dem jungen Spieler ist auch ein Projekt, das Potenzial zum Scheitern hat. Sollte Hemkemeier sich nicht an sein neues Leben gewöhnen und seine Leistungen nicht auf dem Platz abrufen können, ist die Mission für den Verein und für den Spieler gescheitert. „Man muss im Leben ein gewisses Risiko eingehen“, erklärte di Bari. „Wir wollten diesen Spielertypen haben, außerdem ist er Luxemburger. Das kann passen – ein gewisses Risiko gibt es aber immer.“ 

Klar kommuniziert ist derweil zwischen dem Spieler und dem Verein, dass der FC Etzella als Sprungbrett für seine Karriere dienen soll. Über die luxemburgische Mannschaft will sich Hemkemeier für Größeres empfehlen. „Sein Wunsch ist es, in einer Profimannschaft in Europa zu spielen. Vielleicht ist er nur eine Saison hier und kann dann durchstarten, das müssen wir sehen“, kommentierte di Bari. Vertrag hat er bei der Etzella für drei Jahre, Druck vonseiten des Vereins bekommt er nicht. „Wir müssen ihm Zeit lassen. Ich denke, dass die Umstellung nicht einfach wird. Wir dürfen außerdem nicht glauben, dass er der Messias ist. Er ist einer von vielen Spielern in der Mannschaft, aber wir hoffen, dass er uns weiterbringen kann. Wir bewerten ihn nicht über, sondern gehen das alles Schritt für Schritt an. Wenn er sich bei uns durchsetzt und Akzente liefern kann, ist es eine Win-win-Situation für Verein und Spieler.“