Neues Leben für den „Waldhaff“2028 soll die Gaststätte wieder in Betrieb gehen

Neues Leben für den „Waldhaff“ / 2028 soll die Gaststätte wieder in Betrieb gehen
 Foto: Editpress/Hervé Montaigu

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Die Gemeinde Niederanven will das Café-Restaurant „Waldhaff“ wieder instand setzen und hat einen Bewerbungsaufruf für Architekten gestartet.

Seit 2019 steht das ehemalige Restaurant Waldhaff leer und ist in einem schlechten Zustand. Die Gemeinde will die Gaststätte nun wieder in Betrieb nehmen. Bis Ende März können interessierte Architektenbüros ihre Bewerbung einreichen. In einer ersten Phase werden drei Kandidaten ausgesucht. Ende September werden diese Projekte dann auf einem Kolloquium vorgestellt, sagt der Bürgermeister von Niederanven, Fréd Ternes, dem Tageblatt. Ein Komitee von Experten, dem Ingenieure und Architekten, aber auch vorherige Betreiber des Restaurants angehören, wird den Sieger des Wettbewerbs bestimmen. Die Entscheidung soll Mitte Oktober bekannt gegeben werden.

„Wir möchten das Café-Restaurant als Teil unseres Wanderwegnetzes wiederbeleben. Es gibt hierzulande nicht viele Gaststätten wie diese, wo man zugleich die Natur genießen kann.“ Man wolle das Gasthaus wieder so instandsetzen, wie es früher war, mit einer kleinen Veranda, wofür auch bereits die Einwilligung des Umweltministeriums vorliege, sagt Ternes. Läuft alles nach Plan, wird das Projekt 2025 im Gemeinderat präsentiert und verabschiedet. „Wir hoffen, dass das Gasthaus 2028 wieder seinen Betrieb aufnehmen wird.“

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Die Nutzfläche des Gebäudes insgesamt beträgt rund 500 Quadratmeter, davon nimmt das Restaurant rund 100 Quadratmeter ein. 50 Personen sollen dort bewirtet werden können. Im ersten Stockwerk werde es laut Ternes schwierig sein, noch zusätzliche Nutzräume, wie z. B. Versammlungsräume, zu planen. Früher befand sich in der oberen Etage eine Wohnung, und falls möglich, werde man eine einrichten, etwa für den Betreiber des Restaurants. Die Gemeinde werde aber auf jeden Fall Besitzer des Gasthauses bleiben, sagt der Bürgermeister.

Bis 2022 gehörte das Anwesen dem Staat. Die Gemeinde erwarb es durch einen Tausch. Im Gegenzug erhielt der Staat das Grundstück für das Polizeikommissariat an der Trierer Straße.

Da sich der „Waldhaff“ im Natura-2000-Gebiet und einer Wasserschutzzone befindet, muss eine neue Kläranlage gebaut werden, um die geforderten Vorschriften zu erfüllen. Diese soll auf einer schon versiegelten Fläche nahe dem dortigen Parkplatz entstehen. Die nötigen Genehmigungen dafür liegen laut Fréd Ternes bereits vor, und die Arbeiten daran könnten jederzeit starten.

Lange Geschichte

Das Haus stammt zwar aus dem vor-vorigen Jahrhundert, steht aber laut Bürgermeister Ternes nicht unter nationalem Denkmalschutz. Allerdings sei es kommunal geschützt. Gebaut worden war das Haus Mitte des 19. Jahrhunderts zu einem ganz anderen Zweck als dem eines Gasthauses. Die frühere Bezeichnung des Ortes lautete „Berrjer“, was Barriere bedeutete – dort wurde bis ins 19. Jahrhundert der Wegzoll entrichtet, der alle fünf Kilometer fällig war. Zu diesem Zweck befand sich dort eine solche Mautstelle, mit eben einer Schranke, „barrière“.

Die Straßenmaut wurde zwar im Jahr 1806 durch die Franzosen abgeschafft, doch 1814 von den Preußen wieder eingeführt, schreibt der Historiker Albert Calmes in einem Zeitungsartikel 1. Dass der Schrankwärter nebenbei auch einen Gasthof betrieb, soll keine Seltenheit gewesen sein. Ab wann genau in der Mautstation ein Café betrieben wurde, ist nicht gewusst.

Im Jahre 1919 sollen ein gewisser Misch Jungblut und seine Frau das bereits bestehende „bistrot campagnard“ übernommen haben. Unter ihrer Leitung und später unter der ihrer Tochter Maus erlangte das Gasthaus fast so etwas wie Kultstatus. Sogar Prinz Félix soll manchmal dort Halt gemacht haben.

In einer Chronik im Lëtzebuerger Land 2 bezeichnet der Autor mit dem Pseudonym Tournebroche das Café als „lieu de pélerinage gourmand“, die Küche sei „einfach, gesund und nahrhaft“, eine Küche „sans fioritures“ gewesen, wo „Hameschmieren“ und geröstete Kartoffeln selbstverständlich nicht fehlten. Vor allem die Omeletts des Hauses sollen sehr beliebt gewesen sein.

Im April 1971 wurde der Gasthof vom Ehepaar Poeckes-Jungblut übernommen, das ihn bis 1992 führte. Mittlerweile hatte der Staat das Haus gekauft; nach einer gründlichen Renovierung und einer öffentlichen Ausschreibung übernahm 1993 das Ehepaar Anita und Jean Lammar.

Der Nachfolger des Ehepaars Lammar, der bisher letzte Betreiber, Marc Hobscheit, hatte nicht viel Glück: Seine Entscheidung, eine Veranda und eine Pétanque-Bahn zu bauen, führte zu einem Rechtsstreit mit dem Umweltministerium, da sich das Grundstück, auf dem der Wintergarten gebaut wurde, in einer Natura-2000-Zone befand. 2018 wurde dem Betreiber der Mietvertrag gekündigt.

Seitdem ist das Gebäude unbenutzt. Der Leerstand wirkte sich natürlicherweise negativ auf den Zustand des Hauses aus. Die Behörde für öffentliche Gebäude ließ das Dach reparieren und sicherte das Gelände durch Zäune ab. Türen und Fenster des Gebäudes wurden verschlossen.

1) „Au temps des barrières“, Albert Calmes, Luxemburger Wort, 20.4.1950, S. 13
2) „Chronique de Waldhaff“, Tournebroche, Lëtzebuerger Land, 26.3.1971, S. 6