Friedrich Wilhelm Voigt alias Hauptmann von Köpenick verstarb völlig verarmt 1922 in der Hauptstadt und wurde am „Nikloskierfecht“ bestattet. Die Legende um ihn lebt immer noch weiter. Rund um den selbst ernannten Hauptmann bestehen zahlreiche Verbindungen zwischen Luxemburg und Deutschland. Eine luxemburgisch-deutsche Gemeinschaftsbriefmarke wird es zum 100. Todestag jedoch nicht geben, wie dieser Tage von Post Philately zu erfahren war.
Von André Feller
Quasi über Nacht wurde der Schuhmacher mit seinem Geniestreich im Köpenicker Rathaus berühmt; die preußische Armee sowie das Kadavergehorsam wurden zum Gespött. Kurz nach der Köpenickiade wurde der dreiste Schuhmacher zum wiederholten Male zu Zuchthaus verurteilt. 1908 wurde er begnadigt, wanderte aber aufgrund des Aufenthaltsverbots in vielen Städten Deutschlands kurze Zeit später nach Luxemburg aus.
Nach seiner Ankunft hierzulande bezog er ein Zimmer in der rue Fort Neipperg. Er war stets um die beiden Kinder der allein erziehenden Wirtin besorgt. Er half bei den Hausaufgaben und unterstützte die Kinder beim Lernen, gestaltete den prachtvollen Garten um und wurde auch im Haushalt tätig. Wie verschiedenen Presseberichten zu entnehmen ist, kehrte ein bilderbuchhaftes Familienleben ein, die Frau hatte zuvor eine unglückliche Ehe beendet.
Genie oder Gauner?
1910 beantragte der Hauptmann erfolgreich die luxemburgische Staatsbürgerschaft. Mit seinen öffentlichen Auftritten und dem Verkauf von Autogrammkarten erwirtschaftete er sich einen gewissen Wohlstand. Er arbeitete außerdem als Kellner und Schuhmacher und gehörte zu den ersten Autobesitzern im Ländchen.
An Sonntagen fuhr er zusammen mit seiner Vermieterin und den Kindern oft an die Mosel – um deutsches Land zu sehen, wie aus einem Interview mit seiner Wirtin hervorging. Er verbrachte ein ruhiges Leben, geriet im Ersten Weltkrieg jedoch wieder in Konflikt mit der deutschen Armee – wegen unerlaubten Tragens einer Uniform. Der Weltkrieg führte dazu, dass Voigt völlig verarmte.
Zirkus stiftete Gedenktafel
Am 3. Januar 1922 verstarb er nach einer Grippe, wie damals in der Tagespresse zu erfahren war. Die Kosten für das Begräbnis trug das Sozialamt der Stadt Luxemburg. 1944 wurde die Grabkonzession um weitere 30 Jahre dank eines unbekannten Spenders verlängert.
Der dpa-Journalist Hans Joachim Weber beantragte im Juli 1961 beim Bundesministerium für Verteidigung eine Spende für eine Gedenktafel zu Ehren des bekannten Uniformträgers sowie die Renovierung der Grabstätte. Das deutsche Militär hatte scheinbar nicht den erforderten Humor und lehnte das Gesuch ab. Stattdessen stiftete der Zirkus Sarrasani eine Gedenktafel und bezahlte die Grabkonzession für 15 Jahre. Heute wird das Grab von der Stadt Luxemburg gepflegt.
Deutsches Ministerium lehnt Anfrage ab
1975 wurde Voigts Grab laut der Zeitung Luxemburger Land von deutschen Europa-Parlamentarier besucht. Immer wieder besuchen deutsche Touristen und Schüler die Grabstätte. Marc Jeck, ein Luxemburger Fan des Hauptmanns und ehemaliger Mitarbeiter des LCTO, trug durch seine Vorträge in Deutschland und die Zusammenarbeit mit dem Hauptmann-Darsteller Jürgen Hilbrecht ebenfalls zu engen Verbindungen zwischen den beiden Staaten rund um die Köpenickiade bei. Die Welt berichtete 2005 von einer möglichen Städtepartnerschaft zwischen Köpenick und Luxemburg.
Trotz der zahlreichen luxemburgisch-deutschen Verbindungen um den Hauptmann von Köpenick lehnte das Bundesministerium für Finanzen eine gemeinschaftliche Briefmarkenausgabe für 2022 ab, dies zur Enttäuschung des Philatelisten Uwe Kensing. Seine Idee stieß bei der Luxemburger Post auf Begeisterung, eine Anfrage zur Gemeinschaftsausgabe wurde in die Wege geleitet.
Keine Briefmarken zu Todestagen
Begründet wird die Absage mit der bereits in Deutschland im Jahr 2006 veröffentlichten Briefmarke sowie der Tatsache, dass die Deutsche Post grundsätzlich keine Briefmarken zu Todestagen veröffentliche. Last but not least wird auch das Argument des mehrfachen Straftäters aufgeführt, wie von der Luxemburger Post zu erfahren war.
Bleibt nun abzuwarten, welche Pläne Post Philately im Alleingang für 2022 ausheckt. Es sei denn, es käme auf politischer Ebene zu einer Köpenickiade 2022 und vielleicht zu einer Städtepartnerschaft.
De Maart
Keine Gedenkbriefmarke für den Hauptmann von Köpenick, weil Friedrich Wilhelm Voigt, der schlichte Schuhmacher, die Oberen an der Nase herumgeführt und zum allgemeinen Gespött gemacht hat. Weshalb kann unsere Post, nicht eigenständig, zu diesem denkwürdigen Anlasseine eigene, Voigt gewidmete Briefmarke herausgeben? Vor allem wo bei uns in Sache Kultur die Gelder zum Fenster rausgeschmissen werden. Eigentlich müsste man dem selbst ernannten Hauptmann für seinen historischen Schabernack ein Denkmal setzen. Verdient hätte es das tapfere Schüsterlein.
Über Nacht berühmt wurden schon einige. Sie, zum Beispiel, setzte sich einfach hin mit einem Message und tat gar nichts. Ihre Jünger folgten ihr. Und die Politik kam nach, es bringt anscheinend Stimmen. Manipulierer hat die Welt schon viele gehabt, die Folgen kamen Später. Wann kommt Die Endlich auf eine Briefmarke.