Bei den Hochwasserkatastrophen in Zentral- und Südosteuropa starben schon mehr als 20 Menschen. In Portugal, Guterres’ Heimatland, wurden bisher sieben Waldbrandtote gemeldet; 150 Menschen erlitten Verletzungen. Die Brände tobten vor allem im Norden und im Zentrum Portugals. Besonders betroffen waren die Regionen Aveiro, Porto, Vila Real, Braga, Viseu und Coimbra.
Seit Sonntag, als in Portugal die ersten Brände ausbrachen, wurden nach Berechnungen des satellitengestützten EU-Beobachtungsprogramms Copernicus rund 1.000 Quadratkilometer Wald- und Buschlandschaft vernichtet. Das entspricht etwa 40 Prozent der Fläche Luxemburgs. Die Welle der Waldbrände gilt als die schlimmste Feuerkatastrophe in Portugal seit 2017, als bei einem Feuersturm im Zentrum des Landes über 100 Menschen starben.
Portugals konservativer Premier Luís Montenegro kündigte ein hartes Vorgehen gegen „kriminelle” Brandstifter an. Wenigstens bei einem Teil der vielen Buschfeuer, die in den letzten Tagen an vielen Stellen gleichzeitig aufloderten, könnte Brandstiftung im Spiel gewesen sein. Die Polizei nahm neun Verdächtige fest, denen vorgeworfen wird, gezündelt zu haben. Zudem wurden vier Gemeindearbeiter beschuldigt, mit Mähmaschinen und Motorsensen Funkenflug verursacht und so Feuer ausgelöst zu haben.
Am Donnerstag zeichnete sich endlich eine Besserung der Lage ab. Die meisten Brände konnten eingedämmt werden. Sinkende Lufttemperaturen, steigende Luftfeuchtigkeit und abflauende Winde begünstigten die Löscharbeiten. Zuletzt waren mehr als 5.000 Feuerwehrleute, Soldaten, Polizisten und Zivilschützer im Einsatz. Vielerorts klagten die Helfer über fehlende Ausrüstung, oft gab es auch kein Löschwasser. Frankreich, Griechenland, Italien, Spanien und Marokko halfen mit Löschflugzeugen aus. Zudem schickte das spanische Militär mehrere Hundert Soldaten zur Unterstützung.
Es ist Regen angesagt
Am schlimmsten brannte es in der Umgebung der Kleinstädte Albergaria-a-Velha, Oliveira de Azeméis und Sever do Vouga, die östlich der von Urlaubern viel besuchten Lagunenstadt Aveiro liegen. Aveiro ist wegen seiner Kanäle und bunten Häuser als „das Venedig Portugals“ bekannt. Auch von Aveiro aus waren die Großbrände gut sichtbar. Graue Rauchwolken verdunkeln seit Tagen die Sonne. Die Feuerfronten erreichten alleine in dieser Region eine Länge von mehr als einhundert Kilometern.
„Wir erleben ein wahres Inferno“, berichtete ein Bewohner von Albergaria-a-Velha im portugiesischen Fernsehen. Die Menschen in dem Städtchen wurden in der Nacht vom Feuer überrascht, das plötzlich am Ortsrand loderte. Mit Wassereimern, Gartenschläuchen und Schaufeln versuchten sie, ihre Wohnhäuser zu schützen. Trotzdem konnten sie nicht verhindern, dass die Flammen auf wenigstens 40 Gebäude und zahlreiche Autos übergriffen. An anderen Brandorten sah es nicht besser aus. Mehrere kleine Dörfer wurden bereits ganz oder teilweise zerstört.
Zahlreiche Autobahnen, die die großen Brandzonen zwischen Aveiro und Porto durchquerten, wurden am Donnerstag wieder geöffnet. Auch die Autobahn A1, welche die beiden größten Städte des Landes, Lissabon und Porto, verbindet, war erneut durchgängig befahrbar. Die Behörden riefen Urlauber und Einheimische auf, weiterhin die Brandgebiete zu meiden, um die Einsatzkräfte nicht zu behindern.
Bis die letzten Flammen gelöscht sind, könne es noch Tage dauern, sagte ein Feuerwehrsprecher. Mit Glück trifft demnächst aber weitere Hilfe ein – dieses Mal vom Himmel: Es ist Regen angesagt.
De Maart
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