Lëtzebuerg de „Lözeboia“?

Lëtzebuerg de „Lözeboia“?
(dpa)

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Leserbrief von N. F.

Vor Kurzem berichtete eine Tageszeitung in zwei Beiträgen über verschiedene Gerichtsverfahren. Im ersten ging es um rassistische und fremdenfeindliche Äußerungen verschiedener, von braunen Demagogen aufgewiegelten und nicht sehr klugen „Lözeboia“. Der zweite handelte vom Verfahren gegen „nigerianische Drogenbanden“, die in Luxemburg operieren.

Im ersten Artikel wurde der Leser unterrichtet, dass der wegen fremdenfeindlicher Äußerungen Angeklagte vor einiger Zeit Anstoß genommen hatte an einer Zeitungs-Berichterstattung über eine Straftat. Darin war zwar beschrieben worden, dass Zeugen die Täter als große, schlanke und dunkel gekleidete Männer beschrieben hatten, doch ob es sich dabei um Chinesen, Afrikaner oder eingeborene Ganoven gehandelt hatte, darüber hatte sich der Reporter klugerweise ausgeschwiegen. Etwas, was dem waschechten „lözeboiöschen“ Angeklagten sehr missfallen hatte. Er hegte nämlich nicht den leisesten Zweifel, dass dieser Artikel wiederum weiter nichts als ein mediales Vertuschungsmanöver zugunsten krimineller Ausländer war.

Für einen wahren Patrioten war dies sicher einer der Auslöser, um sich auf Facebook in sehr fremdenunfreundlicher Art bemerkbar zu machen. Seine Internet-Aussagen, die einen I.Q. nahe an dem eines Maikäfers vermuten lassen, brachten ihm prompt eine Gefängnisstrafe von 2 mal 6 Monaten Knast ein. Er konnte es trotzdem nicht lassen, und die Vertreterin der Staatsanwaltschaft fordert nun für den Wiederholungstäter 9 weitere Monate Knast. Etwas viel, möchte man meinen, viel für nichts als angewandte Dummheit. Wenn dies Schule machen sollte, müssten in Zukunft viele unserer öffentlichen Amtsträger sich in Acht nehmen, und ein Ausbau der luxemburgischen Knastgebäude müsste jetzt schon von ihnen ins Auge gefasst werden.

Im zweiten Artikel konnte man lesen, dass verschiedene unserer neuen Mitbürger, welche mit offenen Armen und geschlossenen Augen in unserem Land willkommen geheißen wurden, nicht sehr viel von unseren Gesetzen halten. Eher wenig bis gar nichts, so scheint es. Vor Gericht wurde festgestellt, dass die Angeklagten eine „undurchsichtige Gesellschaft“ bilden, welche ihre Streitsachen selbst in die Hand nimmt und keine andere Autorität respektiert.

Eigentlich müssten sowohl unsere uniformierten wie auch unsere sehr geheimen Bürgerschutztruppen über diese wie auch ähnliche „undurchsichtige Gesellschaften“ Bescheid wissen und sie stets diskret und aufmerksam im Auge behalten. Doch, wie berichtet wird, betreiben diese Gesellen ihr illegales und sehr lukratives Geschäft schon längere Zeit und erstaunlicherweise ziemlich ungestört mitten unter uns. So wie es sich eben für eine richtige Gangsterbande nach amerikanischem Modell gehört. Es musste schon zu einem größeren Zwischenfall kommen, um verschiedene Dornröschenbehörden aus dem Tiefschlaf zu küssen, damit endlich verschiedene der Drogen-Gangster sich vor dem Richter einfinden mussten.

Die kurze Knastzeit, zu der man sie verdonnern wird, werden sie locker überstehen. In unserem „Prison/Hôtel de Luxe“, wie unsere vergitterten Staatsunterkünfte von den Ganoven gerne genannt werden. Sollten sie danach in ihre respektiven Heimatländer ausgelagert werden (wie vernünftigerweise zu erwarten wäre), so darf angenommen werden, dass für sie dann endlich Schluss mit lustig sein wird.

Es ist schade, dass diese und ähnliche Sachen oft nur Wasser auf die Mühlen derjenigen sind, die demagogische Volksverhetzung betreiben, Ängste schüren und Fremdenhass predigen. Was sollen die vielen Menschen, die zum Teil unter Lebensgefahr mit ihren Familien zu uns in die E.U. geflüchtet sind, von den Vorurteilen denken, mit denen sie vielerorts empfangen werden. Sie sind doch nur aus ihren Ländern und ihrer Heimat weggelaufen, weil es dort für sie und ihre Familien durch Krieg und despotische Willkür keine Zukunft gab. Sie wollen doch nur ihren Kindern das sichere Leben und die Ausbildung ermöglichen, welche in ihren Ländern im Moment nicht möglich sind. Warum sollten sie nicht im kriegsfreien Europa abwarten können (so wie es vielen Familien aus Luxemburg in den letzten Kriegsjahren von Nachbarländern auch erlaubt wurde) bis die Lage in ihren Ländern sich wieder zur Normalität beruhigt hat und ihnen eine Rückkehr ermöglicht.

Globale Vorurteile, so wie sie jetzt hochschwappen, sind immer fehl am Platz. Würde man versuchen, schon bei der Ankunft der Asylsuchenden die meiste Spreu vom Weizen zu trennen, dann wäre zu erwarten, dass rassistische Streitereien sich auf die ewig gestrigen in unserem Land beschränkten. Auf die wirklich nicht sehr Klugen, welche leicht zu beeinflussen sind und die jenen am liebsten zuhören, die eigentlich nur ihr persönliches politisches Schäfchen ins Trockene bringen wollen.
Ein damaliges Kind der vielen Flüchtlingsfamilien vor Krieg und Nazi-Terror im 2. Weltkrieg.