AbkühlungSo schafft man sich angenehmes Klima, ohne Ökologie und Ökonomie zu vergessen

Abkühlung / So schafft man sich angenehmes Klima, ohne Ökologie und Ökonomie zu vergessen
Die Montage einer sogenannten RLT-Vollklimaanlage sollte von einem Fachmann durchgeführt werden Foto: stock.adobe.com

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Klimaanlagen sind in den kommenden Sommertagen angesagt. Mobile preiswerte Geräte gibt es in Baumärkten. Effizientere Splitanlagen können von Handwerksbetrieben installiert werden. Beide Typen verbrauchen jedoch viel Strom und erzeugen nicht unbeträchtlichen Lärm. Doch wie klimatisiert man die eigenen vier Wände kostengünstig und auch umweltfreundlich? Dafür interessierte sich unser Korrespondent Wolf H. Wagner.

Der Sommer naht. Eigentlich ist es schon höchste Zeit, sich über effiziente Klimaanlagen Gedanken zu machen. Für Eigentümer eines Hauses empfiehlt sich eine zentrale Klimaanlage, über die sich alle Räume des Gebäudes ansteuern lassen. Dabei werden raumlufttechnische Vollklimaanlagen – sogenannte RLT-Anlagen – eingesetzt. Sie regelten über die Temperatur hinaus auch alle weiteren Parameter für die Luftqualität, wie Luftfeuchtigkeit und Frischluftwechsel.

Neben den bereits beschriebenen Splitanlagen können eine Form dieser zentralen Klimasyteme sogenannte Lüftungsanlagen sein. Allerdings erfordert die Installation einer solchen Anlage erhebliche Umbauten am Bauwerk. Neue Luftkanäle müssen im Mauerwerk gezogen werden, ebenfalls ist die Installation einer umfangreichen Elektrik vonnöten. In diesen Anlagen wird die klimatisierte Luft von der Zentrale in die einzelnen Räume verteilt. Ein Nachteil einer solchen Anlage ist der Luftzug, der empfindlichen Menschen zu schaffen machen kann. Zudem können über die Luftkanäle auch allergene Stoffe transportiert werden, die Allergikern das Leben erschweren.

Will man dieses Problem vermeiden, empfiehlt sich die Installation einer Wärmepumpenanlage. Wie die Klimaanlagen arbeiten auch die Wärmepumpen anhand eines Prinzips, welches auf dem Kälteprozess basiert. Jedoch erfolgt die Kühlung ohne Gebläse und somit ohne Zugluft.

„Wir empfehlen, bei Neubauten eine moderne reversible Wärmepumpenanlage zu installieren“, erklärt Régis Mozzati, technischer Direktor der Firma Wagner Cooling Systems S.A.

Bei Wärmepumpen werden Wärmemengen über ein Rohrsystem in tiefere Erdschichten geleitet 
Bei Wärmepumpen werden Wärmemengen über ein Rohrsystem in tiefere Erdschichten geleitet  Foto: dpa/Roberto Pfeil

Die Wärmepumpenanlage basiert auf den Austausch von Wärmemengen, die über ein Rohrsystem in tiefere Erdschichten geleitet werden. Die thermische Energie dieser Erdschichten wird auf ein spezielles Kältemittel übertragen. Ein Verdichter komprimiert dieses Mittel und erwärmt es dabei. Das Heizsystem verteilt diese Wärme im Winter im gesamten Haus, ebenso kann Nutzwasser erwärmt werden.

„Wir benutzen bei unseren Wärmepumpenanlagen ein Doppelventilmodul. Mit diesem lässt sich der Prozess im Sommer umkehren, sodass aus der Heizung ein Kühlsystem wird“, erklärt Ingenieur Mozzati. Um kostengünstig und umweltfreundlich operieren zu können, benutzt das Unternehmen anfallendes und gespeichertes Kohlendioxid als Kältemängel, ebenso kommen moderne, FCKW-freie Kältemittel zum Einsatz. Die ganze Anlage wird über ein geschlossenes Leitungssystem betrieben, sodass kein Luftaustausch und somit auch keine Zugluft entsteht. „Natürlich reagieren wir auch auf die aktuelle politische und wirtschaftliche Situation. Steigenden Ölpreisen begegnen wir damit, dass wir die für den Betrieb der Anlage benötigte Energie aus Solarstrom oder anderen alternativen Quellen gewinnen“, so Mozzati.

So müssen Nutzer zu Beginn eine Wärmepumpenklimaanlage zwar mit höheren Gestehungskosten rechnen, doch können sie sich später an einer Klimaanlage erfreuen, die frei von fossilen Brennstoffen ökologisch und ökonomisch betrieben wird. Einen zusätzlichen Anreiz, bei Neubau eines Hauses sich für eine Wärmepumpenanlage zu entscheiden, bieten die Förderprogramme zur Erhöhung der Energieeffizienz, gemäß derer man entsprechende Beihilfen beantragen kann.

Alternative „Canadian Wells“

Eine Alternative zu Wärmepumpenanlagen, die vor allem bei Neubauten infrage kommen, bietet die Möglichkeit, einen Hausklimaaustausch über das Prinzip der sogenannten „Canadian Wells“ zu installieren. Dieses System – wie der Name besagt, erstmals in Kanada angewandt – beruht auf der Tatsache, dass in unseren Breiten in einer Erdtiefe von etwa zwei Metern eine relativ konstante Temperatur zwischen 8 und 12 Grad Celsius herrscht. Dabei ist das Prinzip schon lange bekannt – bereits in alten römischen oder provenzalischen Städteanlagen fand man ähnlich konstruierte Belüftungsanlagen.

Hierbei wird in einem Abstand von etwa zwölf Metern vom Haus ein Graben in der erwähnten Tiefe angelegt, an dessen äußerem Ende ein Ansaugstutzen montiert wird. Die dort angesaugte Außenluft wird Kanal gekühlt und über ein Belüftungssystem ins Haus geleitet. Um ein Füllen des Ansauggrabens mit Kondenswasser zu verhindern, ist der Kanal mit einem Gefälle von etwa zwei Prozent in Richtung Hausinneres zu versehen, das zusammenfließende Wasser versickert entweder am Tiefstpunkt oder wird von dort über Pumpen zur Gartenbewässerung genutzt. Ein solches „Canadian Wells“-Klimasystem kann insbesondere bei Rekonstruktionen von Häusern verwandt werden. In der Bauphase müssen dabei noch Lüftungsrohre in die einzelnen Räume verlegt werden. Dieses Klimasystem ist kostengünstiger als eine Wärmepumpenanlage. Auch hier kann der zum Betrieb der Pumpen benötigte Strom aus Solarenergie oder anderen alternativen Quellen bezogen werden.