Politiker nennen Klimaschutz als GrundBelgiens Atomausstieg 2025 gerät ins Wanken

Politiker nennen Klimaschutz als Grund / Belgiens Atomausstieg 2025 gerät ins Wanken
Der angekündigte Stopp für die Pannenmeiler Doel (Foto) und Tihange ist ins Wanken geraten Foto: AFP/Emmanuel Dunand

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Auch Luxemburgische Aktivisten bis hin zur Regierung haben Belgien in Sachen Atomsicherheit immer wieder zum Handeln aufgerufen. Dennoch droht nun eine Abkehr vom Atomausstieg – belgische Politiker begründen dies mit dem Klimaschutz.

Einen Super-GAU hält Walter Schumacher nicht für ausgeschlossen: „Wenn es knallt, gehe ich in den Keller“, sagt der 73-jährige Aktivist vom Aachener Aktionsbündnis gegen Atomenergie. Der pensionierte Mathematiker setzt sich seit Jahren für die Abschaltung eines belgischen Pannenmeilers bei Lüttich ein, der von seiner Heimatstadt nicht einmal 60 Kilometer entfernt liegt. Eigentlich wollte Belgien den umstrittenen Reaktor wie auch die sechs weiteren im Land spätestens 2025 abschalten. Doch die Pläne sind ins Wanken geraten.

Politiker im flämischen wie französischsprachigen Teil Belgiens stellen den geplanten Ausstiegstermin offen in Frage – und begründen dies mit dem Klimaschutz. „Es ist unmöglich, die Atomkraftwerke 2025 abzuschalten“, sagt etwa der einflussreiche Senator Georges-Louis Bouchez von den wallonischen Liberalen, die zur belgischen Regierungskoalition gehören. Er meint, bei einem Ausstieg könne Belgien seine Klimaziele nicht erreichen.

Ähnlich argumentiert auch die wohlhabende Region Flandern, in der gut die Hälfte der knapp zwölf Millionen Belgier leben. Sie weigert sich, dem Bau eines modernen Gaskraftwerks zuzustimmen, das die entstehende Lücke bei der Energieversorgung füllen soll. Denn Gas ist ein fossiler Energieträger, und damit würden Belgiens Treibhausgase wieder zunehmen.

So dumm kann man eigentlich nicht sein

Walter Schumacher, Aktivist aus Aachen

Das setzt die belgische Energieministerin Tinne Van der Straeten unter Druck. Die Grünen-Politikerin hat Ministerpräsident Alexander De Croo einen Fortschrittsbericht zu dem bereits 2003 beschlossenen Atomausstieg vorgelegt, über den ein Teil des Kabinetts am Freitag erstmals berät. Nach Angaben belgischer Medien lässt er der Regierung eine Hintertür offen: Danach könnten die beiden „jüngsten“ Reaktoren mit immerhin auch schon 36 Jahren Laufzeit länger als 2025 am Netz bleiben, wenn die Versorgungssicherheit nicht gewährleistet ist.

Druck aus Luxemburg

Luxemburgische und deutsche Aktivisten bis hin zu den Regierungen beider Länder haben Belgien in Sachen Atomsicherheit immer wieder zum Handeln aufgerufen. Deutschland wie Luxemburg stoßen sich vor allem an zwei älteren Pannenmeilern in den beiden belgischen Kernkraftwerken Tihange bei Lüttich und Doel bei Antwerpen.

In den Blöcken Tihange 2 und Doel 3 fanden Experten bereits im Jahr 2012 tausende Haarrisse in den Reaktordruckbehältern. Dennoch beschloss Belgien 2015 eine Laufzeitverlängerung bis 2025, ohne die Nachbarländer anzuhören und ohne die Umweltverträglichkeit zu prüfen – widerrechtlich, wie unter anderem der Europäische Gerichtshof urteilte.

„Tihange abschalten“ – Plakate mit dieser Aufschrift finden sich im gesamten deutsch-belgischen Grenzgebiet in den Fenstern von Geschäften und Privathäusern. Walter Schumacher und die anderen Aachener Aktivisten fürchten, „dass das Ding bersten kann“ und dann eine radioaktive Wolke nach Westen zieht, „die Aachen vernichtet“. Er verweist auf eine Klage der Region Aachen gegen Tihange, über die aber immer noch nicht entschieden ist.

Zwischenzeitlich gab es Hoffnungsschimmer. Es war sogar von einer Abschaltung bis 2023 die Rede. Aktivist Schumacher kann sich nicht vorstellen, dass Belgien dieses Datum wieder in Frage stellt. Schumacher, der sich um die Zukunft seiner beiden Kinder und fünf Enkel sorgt, sagt: „So dumm kann man eigentlich nicht sein, das bekommen die nicht durch.“ (AFP)

HTK
3. Dezember 2021 - 11.47

Der "Druck aus Luxemburg" wird auch nachlassen wenn demnächst die Lichtlein abends ausgehen weil alle ihr E-Auto am Stecker haben. Sonne,Wind und Biogas werden nicht genügen um die Nachfrage zu decken.So einfach ist das.Das wird auch unser Tesla-Turmes noch merken.