Luxemburg Lieferprobleme lassen Wirtschaft schrumpfen, Energiepreise treiben Inflation an

Luxemburg  / Lieferprobleme lassen Wirtschaft schrumpfen, Energiepreise treiben Inflation an
Baustelle in Esch-Belval: 60 Prozent der Unternehmen in der Branche klagen über Lieferprobleme Foto: Editpress/Julien Garroy

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Der Rohstoffmangel macht auch der Luxemburger Wirtschaft zu schaffen: Laut Statec schrumpfte die Wirtschaft im zweiten Quartal um 0,5 Prozent. „Wachstum“ ist jedoch bei einem anderen Faktor zu verzeichnen: der Inflation. Die Verbraucherpreise stiegen übers Jahr gesehen um insgesamt 2,7 Prozent. Schuld daran sind die Energiepreise.

Rutschen wir immer weiter in die Rohstoffkrise? Die Luxemburger Statistikbehörde Statec widmet sich in ihrem Konjunkturbericht, den sie am Dienstag veröffentlicht hat, der Lieferkettenproblematik. In Europa seien die Lieferschwierigkeiten vor allem in Deutschland zu spüren, schreiben die Statistiker – und dort vor allem wegen des Mangels an Computerchips in der Automobilindustrie.

In Luxemburg habe sich die Industrieproduktion seit dem dritten Quartal 2020 „stark erholt“, schreibt Statec. Danach haben sich die Indikatoren stabilisiert – erst ab dem vergangenen Sommer sei eine rückläufige Bewegung festzustellen. Das Vertrauen der Industrie habe sich in diesem Zeitraum jedoch weiter verbessert,  insbesondere aufgrund der günstigen Entwicklung der Auftragsbestände.

Das Problem sei demnach nicht die Nachfrage – sondern die Mittel, um diese zu befriedigen. „Wie anderswo in Europa berichten auch die Luxemburger Hersteller über einen zunehmenden Mangel an Ausrüstungen und extrem niedrige Lagerbestände“, schreiben die Statistiker. Auch Probleme bei der Nachwuchssuche sowie steigende Verkaufspreise bereiteten den Unternehmen Sorgen. Das Baugewerbe sei stark von den Nachschubproblemen getroffen, um die Personalsituation stünde es sogar noch ärger als im verarbeitenden Gewerbe. Statec zitiert hier eine Umfrage der Handwerkskammer, bei der 60 Prozent der Unternehmen im Baugewerbe die Verknappung von Rohstoffen und Materialien beklagten. Im Maschinenbausektor liege die Quote immerhin noch bei 50 Prozent. All das „schlägt sich in längeren Lieferzeiten und höheren Verkaufspreisen nieder“, schreibt Statec. 

Wirtschaft schrumpft leicht

Im zweiten Quartal 2021 verzeichnete das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Luxemburgs laut Statec einen leichten Rückgang um 0,5 Prozent. Gleichzeitig ist es in der Eurozone zu einem starken Aufschwung gekommen – ein Wachstum von 2,1 Prozent zum Vorquartal. Am meisten würden dazu die Verkehrsdienstleistungen beitragen, bei den Finanzdienstleistungen und den Informations- und Kommunikationsdienstleistungen sei der Trend viel weniger positiv als in den vorigen Quartalen. Allerdings: Der Luxemburger Dienstleistungssektor wuchs bereits Ende 2020 und Anfang 2021 „sehr stark“, während die Eurozone insgesamt in einer Rezession steckte. Unter diesem Gesichtspunkt erscheint der Rückgang von 0,5 Prozent im zweiten Quartal eher als „Korrektur denn als echter Abschwung“, schreiben die Statistiker.

Insgesamt lag das Luxemburger BIP Ende des vergangenen Quartals um 3,5 Prozent über dem letzten vor der Krise, dem Quartal 4/2019. Das des gesamten Euroraums liegt niedriger.

Autos: Immer mehr Stromer dank Verbrenner-Lieferproblemen 

Der Anteil der Elektro- und Hybridautos an den Neuzulassungen in Luxemburg erreichte laut Statec im September 14 Prozent (Elektrofahrzeuge) beziehungsweise 30 Prozent (Hybride). Insgesamt machen Elektroautos jetzt zwei Prozent und Hybrid-Fahrzeuge fünf Prozent am Luxemburger Fuhrpark aus.

Während die Nachfrage nach Elektroautos in der EU steigt, gehen die Zulassungszahlen insgesamt zurück. Im Sommer 2021 gingen die Zulassungszahlen in Luxemburg und in der EU im Vergleich zum Vorjahr um 25 Prozent zurück. Gerade als sich die Autoindustrie von der Gesundheitskrise erholte, kam es zu Lieferengpässen bei Mikrochips, die große Teile der Autoindustrie lahmlegten und zu erheblichen Lieferverzögerungen führten. Das wirkte sich insbesondere auf die Zulassungszahlen für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor aus. Die Zulassungen von Elektro- und Hybridfahrzeugen stiegen im Sommer um 40 beziehungsweise 60 Prozent im Jahresvergleich an – die von Diesel und Benzinern schrumpften um 55 beziehungsweise 35 Prozent. 

Die durchschnittlichen Lohnkosten stiegen in Luxemburg im zweiten Quartal 2021 um elf Prozent im Jahresvergleich. Dieser starke Anstieg betrachtet Statec als Reaktion auf den im Vorjahr beobachteten Rückgang, als ein großer Teil der Lohnkosten durch Sozialleistungen ersetzt wurde. Am stärksten stiegen die Löhne und Gehälter im Bereich Verkehr und Lager, gefolgt vom Grundstücks- und Wohnungswesen, den Informations- und Kommunikationsdienstleistungen und den Unternehmensdienstleistungen. Im Gastgewerbe, in dem Mitte Dezember 2021 noch zwölf Prozent der Beschäftigten in Kurzarbeit waren, gab es jedoch einen starken Rückgang von 15 Prozent. Statec erwartet, dass die Indextranche vom 1. Oktober in Kombination mit Arbeitskräftemangel und dem zunehmenden Missverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt kurzfristig weiteren Druck auf die Löhne ausüben wird. 

Die Inflation lag im September bei 2,7 Prozent im Jahresverlauf. Ganze 1,4 Prozentpunkte davon gehen auf steigende Energiepreise zurück. Dort treibt vor allem der Ölpreis das Preiswachstum, laut Statec sind die Strompreise in Luxemburg im Jahresschnitt sogar gesunken. Fossile Brennstoffe und Heizöl trugen demnach jeweils 0,6 Prozentpunkte zur Inflation bei, während der Anstieg der Gaspreise (plus 18 Prozent) 0,2 Prozentpunkte beitrug. Hauptgrund für den Preisanstieg bei den Brennstoffen ist die Post-Corona-Erholung der Grundpreise für Erdöl und Erdgas – aber auch die CO2-Steuer, die im Januar 2021 in Luxemburg eingeführt wurde, spielt mit 0,3 Prozentpunkten in die Rechnung ein.

Der Einfluss der Energiepreise auf die Inflationsrate könnte in den kommenden Quartalen hoch bleiben, wenn es zu weiteren erheblichen Erhöhungen der Gas- und Strompreise kommt, warnt Statec. Genau diese seien aktuell auf den Märkten zu beobachten. Die Inflation ohne die Energiepreise halte sich nach wie vor relativ in Grenzen und beschleunigte sich im September nur leicht auf 1,4 Prozent. Ab Oktober werden jedoch die Preise für Dienstleistungen aufgrund der Lohnindexierung steigen. 

Therese
8. November 2021 - 8.07

1.et sin net d'Energiepreiser,mais Steieren déi drop applizeiert gin déi den Problem machen.Also erem Politik. 2.Firmen interesséieren sech net méi fir déi kleng Clients.Wann et net em deck Projets geht,dann sprangen se of.

Sepp
7. November 2021 - 23.39

Wir brauchen halt mehr kreative Unternehmer die Gärtnerei und Bausanierung in Dubai anbieten.

Grober J-P.
28. Oktober 2021 - 10.33

Die Wirtschaft schrumpft und trotzdem scheint es en Firmen sehr gut zu gehen. Habe etliche Firmen angeschrieben z.B. um Gartenarbeiten zu erledigen, als die dann erfahren haben, dass es kein Jahresvertrag gibt sind alle abgesprungen bis auf eine Firma, Lieferzeit 2 Monate. Ähnlich bei einer Anfrage zur Balkonsanierung. Auf 5 Anfragen eine Antwort, Lieferzeit 8 -10 Monate, Preis halber Tesla Model 3! Frage jetzt meinen Hausarzt ob er mit anpacken kann, sein Tarif ist noch bezahlbar. Andere lassen Haussanierungen durchführen während des Kollektivurlaubes, möchte wissen wie das geht!