UnternehmenDie Zahl der Pleiten ist geringer als im Vorjahr

Unternehmen / Die Zahl der Pleiten ist geringer als im Vorjahr
Gemeinsam mit dem Luxemburger Justizministerium will das Statec künftig monatliche Zahlen zu den Firmenpleiten in Luxemburg veröffentlichen Foto: AFP/Barbara Gindl

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Im Gegensatz zu den Erwartungen ist die Anzahl an Firmen, die in diesem Jahr Konkurs angemeldet haben, nicht gestiegen. Verglichen mit dem Vorjahr ist die Zahl der Pleiten bisher sogar rückläufig.

In den ersten zehn Monaten des Jahres 2020 wurden bisher 988 Konkurse von luxemburgischen Gerichten gesprochen. Das geht aus Zahlen hervor, die das Luxemburger Justizministerium und das Statistikamt Statec künftig regelmäßig veröffentlichen wollen. Auf den ersten Blick ist die Zahl der Konkurse praktisch fast auf gleicher Höhe als in den Vorjahren (Januar bis Oktober 2019: 1.017 Konkurse; Januar bis Oktober 2018: 936).

Eigentlich jedoch sind es deutlich weniger Pleiten – nur in einem Bereich wurden nämlich merklich starke Anstiege verbucht: im Sektor der Holdinggesellschaften und Investmentfonds. Rechnet man nun die Rubrik „Holdinggesellschaften und Investmentfonds“, die einen eigenen Wirtschaftszweig bilden, aus der Liste heraus, dann liegt die Zahl der übrigen Pleiten deutlich unter der von 2019 und der von 2018 (siehe Tabelle). Zwischen Januar und Oktober 2020 hatten 365 Holdinggesellschaften und Investmentfonds den Schlüssel unter die Tür gelegt, deutlich mehr als in den Vorjahren (Gesamtjahr 2019: 339 Konkurse; 2018: 331).

Auch in den beiden folgenden Sektoren mit den höchsten Konkurszahlen, dem Handel (Januar bis Oktober 2020: 169 Konkurse) und dem Bauwesen (Januar bis Oktober 2020: 98), liegen die Zahlen sichtbar unter denen des Vorjahres (2019: 230 und 151 Konkurse). Die viel befürchtete Pleitewelle als Folge des Corona-Stillstands ist also entweder nicht oder zumindest noch nicht eingetreten. Im Bereich „Übernachtung und Verpflegung“ haben bis Oktober 68 Firmen Konkurs angemeldet – also etwa halb so viele wie während des ganzen Jahres 2019 (130).

Noch keine Konkurswelle in Sicht

Im ersten Halbjahr, wo bereits Zahlen zu den Jobverlusten, die mit den Konkursen einhergingen, vorliegen, zeichnete sich ein ähnliches Bild ab. Etwa 900 Jobverluste wurden gezählt – in den beiden Jahren zuvor waren es jeweils mehr als 1.000. Zwischen den Sektoren gab es jedoch merkliche Verschiebungen: So ist der Anteil der Industrie an den Jobverlusten deutlich in die Höhe geschnellt (von einem auf 11 Prozent). Die Sektoren „Handel“ (von 18 auf 20 Prozent), „Horesca“ (von 15 auf 16 Prozent) und „andere nicht-finanzielle Dienstleistungen“ (von 23 auf 26 Prozent) haben ihre Anteile jeweils leicht gesteigert. Der Anteil vom Bausektor an den konkursbedingten Jobverlusten war hingegen deutlich geschrumpft (von 41 auf 24 Prozent). 

Aufteilung der Konkurs-bedingten Jobverluste im ersten Halbjahr 
Aufteilung der Konkurs-bedingten Jobverluste im ersten Halbjahr  Quelle: Statec

Dass die Zahl der Konkurse im laufenden Jahr tatsächlich rückläufig sei, kann sich Herbert Eberhard von Creditreform Luxembourg eigentlich nicht vorstellen. Es sei eher ein Zeichen dafür, dass es im Frühjahr – pandemiebedingt – weniger Pleiten waren, sagt er gegenüber dem Tageblatt. Dass nun im Monat Oktober eine Welle der höheren Konkurse begonnen hat, glaubt er ebenfalls nicht. „Die Firmen sind noch gut mit Geld ausgestattet“, sagt er. Die Kurzarbeit läuft weiter. „In den am stärksten betroffenen Sektoren, etwa der Veranstaltungs- und Catering-Branche, zahlt der Staat weiter.“ Insgesamt sei es sei noch zu früh, um Schlussfolgerungen zu ziehen. Jedoch stelle sich die Frage, wie gut betroffene Firmen durch den Winter kommen.

Längerfristig bereitet ihm das Risiko von „verschleppten Pleiten“ Sorgen. Einige Unternehmen würden aktuell wohl einfach mit durchgeschleppt, befürchtet er. Das wiederum könnte mehr Konkurse im kommenden Jahr bedeuten. Bereits den Rückgang der Pleiten im ersten Halbjahr hatte er als „nicht realistisch“ bezeichnet, da die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie „verzögert auftreten werden“.

Aufteilung der Pleiten nach Wirtschaftssektor
Aufteilung der Pleiten nach Wirtschaftssektor Quelle: Statec
Ferdinand
13. November 2020 - 13.37

Die staatlichen Corona-Beihilfen zur Insolvenzverschleppung sind Schuld dran.

G. Engel
12. November 2020 - 20.25

Wie sollen denn Konkurse ausgesprochen werden wenn selbst in Mordprozessen nicht verhandelt wird ? z.B. A. Lopes !