Gemeinde WiltzNicht warten, bis es zu spät ist

Gemeinde Wiltz / Nicht warten, bis es zu spät ist
Bürgermeister Fränk Arndt kann sich freuen: Im Rahmen des neuen „Pacte logement“ erhält seine Stadt für Renovierung und Modernisierung im Zentrum von Wiltz finanzielle Unterstützung vom Staat. In den von der Gemeinde aufgekauften Häuser wird hochwertig saniert. Ins Erdgeschoss kommt ein Geschäft hin. In den oberen Stockwerken sind Wohnungen vorgesehen. Foto: Editpress/Ben Majerus

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Die Hauptstadt der Ardennen lässt nichts anbrennen. Statt über Wohnungsmangel und Geschäftesterben zu jammern, erwirbt die Gemeinde Wiltz Häuser in der „Groussgaass“, der Hauptgeschäftsstraße. Diese werden mit staatlicher Hilfe komplett saniert, um mit hochwertiger Geschäfts- und Wohnfläche in die Zukunft der Stadt zu investieren. Gleichzeitig ist es eine Wertschätzung des historischen Erbens der Stadt und ihrer reichen Vergangenheit.

Als Frau W. aus Wiltz in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts ihre Kommunion feiert, tut sie das im „Hôtel-Restaurant du vieux château“, dem heutigen „Beim Schlass“. Später findet dort auch ihre Hochzeitsfeier statt. Dass Frau W. heute Jahrzehnte später das Hotel-Restaurant in Wiltz immer noch besuchen kann, liegt vor allem an den Gemeindeverantwortlichen der Stadt. „Um es vor einer Schließung oder einer ungewissen Zukunft zu bewahren, haben wir es gekauft und auf Vordermann gebracht“, so Bürgermeister Fränk Arndt. Das Hotel-Restaurant ist aber nur ein Beispiel dafür, wie energisch die Stadt ihre Zukunft selbst in die Hand nimmt, indem sie nachhaltig und geschichtsbewusst investiert.

Wie viele Ortschaften des Lands habe auch Wiltz mit einem gewissen Leerstand im Zentrum vor allem in der „Groussgaass“ zu kämpfen. „Das wollten und wollen wir aber so nicht hinnehmen“, sagt Arndt: „Deshalb haben wir vor einigen Jahren damit begonnen, Häuser aufzukaufen.“ Elf sind es mittlerweile und der Bürgermeister verrät, dass es noch einige weitere Objekte gibt, auf die man ein Auge geworfen habe.

Handeln, statt jammern

Was architektonisch interessante Gebäude anbelangt, herrscht im Zentrum von Oberwiltz die Qual der Wahl. Unzählige Fassaden zeugen von der reichen Vergangenheit der Stadt. Den Wohlstand verdankte Wiltz vor allem der Lederindustrie, die bis ins 16. Jahrhundert zurückreicht und erst 1961 zu Ende ging.

Wenn die Gemeinde jetzt, statt zu jammern oder auf private Initiativen zu warten, Häuser aufkauft, dann ist das außerdem nicht nur eine Investition in die Zukunft, sondern auch eine Aufwertung der wertvollen historischen Bausubstanz im alten Wiltz und nicht zuletzt auch ein Anknüpfen an das rege Leben, das dort vor Jahrzehnten herrschte.

Diese Geldanlage in das über Jahrhunderte gewachsene Zentrum in Oberwiltz sei auch im Kontext des Bauprojektes „Wunne mat der Wooltz“ zu sehen, wo entlang des Flusses im Tal in Niederwiltz ein großes und komplett neues Wohnviertel entsteht (am kommenden Freitag ist übrigens Grundsteinlegung), so Fränk Arndt: „Wir wollen ein Gegenstück schaffen, indem wir die ,Groussgaass‘ beleben und attraktiver gestalten.“

Auch die Wohnungsnot spielt bei den Überlegungen eine Rolle: „Hier gibt es viel Potenzial und das wollen wir nutzen, ohne die Geschäftswelt dabei zu vergessen.“ Die Herangehensweise der Gemeindeverantwortlichen hat System. Die Gebäude werden komplett und hochwertig saniert. Wo es möglich ist, wird vergrößert. Wenn das Innere den Anforderungen nicht entspricht, wird entkernt. Im Erdgeschoss entsteht Geschäftsfläche und in die darüber liegenden Stockwerke kommen Wohnungen. Die Fassade bleibt in jedem Fall erhalten.

Ein Wort noch zum Hotel-Restaurant „Beim Schlass“. Zurzeit wird es noch von einer Gesellschaft geführt, an deren Spitze die Gemeindeverwaltung steht. Die bleibt wohl auch in Zukunft Besitzerin des 2018 komplett renovierten und modernisierten Gebäudes, möchte es Ende nächsten Jahres aber weitervermieten. Um die Bettenkapazität zu erhöhen, ohne das Gebäude zu vergrößern, sollen in ganz Wiltz delokalisierte Zimmer eingerichtet werden. Bereits jetzt gibt es in einem Gebäude neben dem Hotel-Restaurant ein geräumiges Familienappartement mit herrlicher Aussicht.

Unterstützung vom Staat

Die Gemeinde Wiltz investiert in die Zukunft der Stadt und sucht weiterhin nach interessanten Häusern. „Wir sehen uns natürlich die Preise an, denn wenn die Gemeindeverwaltung etwas kaufen will, wittern vielleicht einige das große Geld. Wir lassen uns da aber nicht treiben, Zeitdruck haben wir keinen“, so Fränk Arndt. Die letzte Anschaffung ist das frühere Gebäude der CNS. Die zieht innerhalb von Wiltz in ein größeres Gebäude um und so habe man zugegriffen, so der Bürgermeister.

Die Unterstützung im Gemeinderat für dieses Konzept sei jedenfalls groß, sagt Fränk Arndt. „Wir werden jetzt auch eine Arbeitsgruppe einsetzen, in der wir im Detail über die weitere Entwicklung unserer ,Groussgaass‘ diskutieren können“, erzählt der Bürgermeister. Finanziert wird das zum Teil über Fördermittel des „Pacte logement“. Der Wohnungsbaupakt wird darüber hinaus auch sonst zur finanziellen Absicherung und damit zur Zukunft des Projektes in Wiltz beitragen. Zum Beispiel für die Planung, für Sanierung oder wenn Sozialwohnungen oder Gemeinschaftsplätze geschaffen werden.

Mit staatlicher Hilfe wird Wiltz also attraktiver. Da leuchtet es ein, dass es im Gemeinderat offensichtlich keinen Widerstand gibt. Den hätte die „Cité martyre“, wie die Stadt seit dem Zweiten Weltkrieg ehrenvoll noch genannt wird, allerdings auch nicht verdient.

xavier
26. Oktober 2020 - 12.18

"um mit hochwertiger Geschäfts- und Wohnfläche in die Zukunft der Stadt zu investieren." Fir rentabel ze sinn, missten se dat 250fach vun der Zomm froen dat déi topeg Pop-up-Butteker déi dra kommen kënne bezuelen. Mä 'do oawen' hunn s'et jo anscheinend.