Verkaufsoffener SonntagIst der „Mantelsonndeg“ wirklich eine Luxemburger Tradition?

Verkaufsoffener Sonntag / Ist der „Mantelsonndeg“ wirklich eine Luxemburger Tradition?
Am 25. Oktober ist wieder der verkaufsoffene „Mantelsonndeg“ in Luxemburg Symbolfoto: Editpress/Julien Garroy

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Auch an diesem Wochenende laden verschiedene Geschäfte wieder zum „Mantelsonndeg“ ein. Der verkaufsoffene Sonntag soll auch hier im Land einen historischen Hintergrund haben.

An diesem Sonntag können Einkaufsbegeisterte wieder durch die Regale der Geschäfte schlendern und zu herabgesetzten Preisen shoppen. Der „Mantelsonndeg“ gehört zur Luxemburger Geschichte dazu. Oder? Den verkaufsoffenen Sonntag gibt es in Luxemburg auf jeden Fall noch nicht sehr lange – oder erst seit kurzem wieder. Die Luxemburger Geschäfte haben diese Sonntagsöffnung im Jahr 2005 eingeführt, das schreibt die „Union commerciale de la Ville de Luxembourg“ (UCVL) auf Anfrage des Tageblatt. Der Geschäftsverband sagt auch, dass es sich dabei um eine alte Tradition handele, die seit sehr langer Zeit bestehe.

In vergangenen Jahrhunderten nutzten die Landbewohner den Sonntag vor Allerheiligen, um in die Stadt zu gehen und sich einen neuen Mantel für die kalte Jahreszeit zuzulegen. Beim Friedhofsbesuch an Allerseelen am 2. November konnten die Käufer den neuen Mantel dann zum ersten Mal tragen. So steht es auf mehreren kommerziellen Internetseiten. In Luxemburg und vielen katholischen Städten in Deutschland ist der Mantelsonntag auch heute noch ein verkaufsoffener Sonntag.

„Mantelsonndeg“ 2020

Am „Mantelsonndeg“ bieten viele Geschäfte Luxemburgs herabgesetzte Preise an – üblicherweise gibt es auch Rahmenprogramme mit Essen und Getränken. Obwohl die diesjährige Ausgabe wegen der Corona-Krise kleiner ausfällt, können Kunden auch an diesem Sonntag in vielen Geschäften Luxemburgs shoppen gehen. Das hat eine Sprecherin von Luxemburg-Stadt dem Tageblatt gegenüber bestätigt. In der Oberstadt und im Bahnhofsviertel hat der Einzelhandel von 14.00 bis 18.00 Uhr geöffnet. Der öffentliche Verkehr und die Parkplätze Glacis, Schuman, Howald, Bouillon und Stade sind kostenlos.

Auch in Esch laden die Geschäfte zwischen 14.00 und 18.00 Uhr zum Einkaufen ein. Die Einkaufszentren „La Belle Etoile“, „City Concorde“, „Kirchberg-Shopping“, „Cloche d’Or“ und „Belval-Plaza“ haben ihr Angebot auf das ganze Wochenende erweitert. Spezielle Aktionen, Angebote und Workshops sollen die Kunden von Freitag bis Sonntag zum Vorbeischauen ermutigen.

Marketingkampagne?

Das Tageblatt wollte herausfinden, ob es sich beim „Mantelsonndeg“ tatsächlich um eine Luxemburger Tradition handelt. Das hat sich allerdings als schwierig herausgestellt: Mehrere Luxemburger Historiker konnten dies nicht mit Sicherheit bestätigen oder überhaupt etwas zum geschichtlichen Hintergrund des „Mantelsonndeg“ in Luxemburg sagen. „Ich kenne mich nicht mit der Geschichte des ,Mantelsonndeg‘ aus und könnte so direkt auch niemanden nennen, der darüber etwas erzählen könnte“, sagt Denis Scuto, Vizedirektor des „Centre pour l’Histoire contemporaine et digitale“ (C²DH). Einer der Befragten sei der persönlichen Meinung, dass der Mantelsonntag als Marketingkampagne aus Deutschland importiert wurde.

Daher die Frage an unsere Leser: Welche Erinnerungen haben Sie an den „Mantelsonndeg“ in Luxemburg? Sind Sie vor der (Wieder-)Einführung 2005 am Sonntag vor Allerheiligen einkaufen gegangen? Schicken Sie uns Ihre Geschichte an cfeyereisen@tageblatt.lu.

Der öffentliche Verkehr in Luxemburg-Stadt

Der „City Shopping Bus“ ist ein Busshuttle, der den Parkplatz Glacis mit der rue Beaumont verbindet. Am „Mantelsonndeg“ fährt dieser eine erweiterte Strecke. Hierbei werden neben der Haltestelle „Beaumont“ auch die Haltestellen „Forum Royal“, „Cathédrale“, „Gruef“ und „Kasinosgaass“ angefahren. Der Bus fährt zwischen 13.30 Uhr und 18.30 Uhr alle sieben bis acht Minuten.

Das Parkhaus Schuman verfügt über 400 Parkplätze. Samstags und sonntags ist die Nutzung kostenlos. Die Bushaltestelle „Fondation Pescatore“ liegt in der Nähe des Parkhauses und wird in regelmäßigen Abständen von mehreren Buslinien angefahren. Das Stadtzentrum und das Bahnhofsviertel sind von hier aus leicht zu erreichen.

Das Parkhaus Stade ist samstags und sonntags kostenlos. Es wird von der Linie 28 angefahren, die am Sonntag alle 30 Minuten ins Stadtzentrum und zum Bahnhof fährt.

Auf dem Parkplatz Howald sind die ersten 24 Stunden Parken kostenlos. Der Parkplatz wird von der Linie 21 angefahren, die sonntags alle 30 Minuten zum Hauptbahnhof und ins Stadtzentrum fährt.

Die Linie 17 verkehrt alle 10 Minuten ab „P+R Bouillon Quai 1A“ in Richtung Stadtzentrum. Die Verbindung zum Hauptbahnhof erfolgt durch die Linien 1/125 und 27, die ab „P+R Bouillon Quai 1B“ alle 15 Minuten abfahren. Im P+R Bouillon ist das Parken die ersten 24 Stunden kostenlos.

Leila
25. Oktober 2020 - 20.20

Wer vom Angebot des "Mantelsonntag" profitieren möchte, geht auch am Freitag oder Samstag hin, denn die Prozente gibt es nicht nur am besagten Sonntag. Wäre er nicht verkaufsoffen, würde sich der Kundenzustrom auf diese zwei Tage konzentrieren, also noch riskanter sich evtl. anzustecken. Mantelsonntag oder Mantelsamstag - dem Kunden geht's um den Preisnachlass, und der ist auf allem, nicht nur auf Mäntel!

L.S.
25. Oktober 2020 - 13.20

Zieht euch warm an es kommen eisige Zeiten

Manfred Minte
25. Oktober 2020 - 8.12

Diesen verkaufsoffenen Sonntag stattfinden zu lassen, wo alle anderen Städte ihn bereits abgesagt haben ist ein falsches Signal. Auf der einen Seite mahnt die Regierung, Kontakte und Aktivitäten genau zu prüfen nach dem Motto "muss das sein oder kann man es verschieben", um dann mit einem verkaufsoffenen Sonntag Menschen aus Deutschland, Frankreich und Belgien zusätzlich zum Shopping ins Land zu holen. In Zeiten einer Pandemie mit derart steigenden Zahlen hat die Regierung Luxemburgs damit ihre Unfähigkeit erneut unter Beweis gestellt.

Nomi
24. Oktober 2020 - 23.32

Muss dann Alles verbueden ginn well d'Geschaeftsleit net genuch Allgemenginteressen hun, an di onneidesch Menschenunsammelungen ze verhenneren. De Beschoof huet d'Griewersegnungen oofgesoot, an dann kann och keen sein neien Mantel weisen go'en ! Dann brauch een och keen nei'en ze kaafen !

DanV
24. Oktober 2020 - 13.37

@ Sally Das ist nun wirklich Jacke wie Hose. Gehen Sie davon aus, dass man Ihnen am Mantelsonntag bestimmt auch gerne eine Funktionsjacke verkauft. Und - von gestern? Wie lächerlich sieht denn eine Funktionsjacke auf einem Herrenanzug aus?

sally
24. Oktober 2020 - 12.33

Heutzutage tragen die meisten Menschen Funktionsjacken wenn es regnet oder kälter ist. Mäntel sind für Leute von gestern.

J.Scholer
24. Oktober 2020 - 12.10

In meiner Kindheit gab es diesen in meiner Region nicht , wie auch verkaufsoffene Sonntage, lange Ladenöffnungszeiten .Bürger und Geschäftsinhaber waren trotzdem zufrieden. Gerade in diesen Pandemie Zeiten, wäre es Anstand und Solidarität gegenüber dem Bürger, dem Steuerzahler, den Angestellten der Geschäfte ,aus Rücksicht auf die Verbreitung des Virus , der Ladenbesitzer auch in seinen Forderungen etwas zurückschraubt . Bei einem Lockdown sind es gerade die Zunft der Krämer und Händler die an vorderster Front aufschreien , ihre Verluste durch Steuererleichterungen und Subsidien gedeckt haben wollen. Am Samstag wie Sonntag , wird das Virus bei diesem Konsumfest omnipräsent , sorgen die Infektionszahlen in die Höhe schnellen, das Gesundheitswesen an seine Grenzen kommt oder zusammenbricht. Mit Respekt schaue ich nach Trier, eine Geschäftswelt mit Verantwortungsgefühl den verkaufsoffenen Sonntag abgesagt hat.