TourismusEine Saison mit Höhen und Tiefen – Regierung zieht Zwischenbilanz

Tourismus / Eine Saison mit Höhen und Tiefen – Regierung zieht Zwischenbilanz
Beide Minister wollen die Corona-Krise nicht nur als Katastrophe für die Tourismus-Branche sehen. Sie sei auch eine Gelegenheit, das Land zu entdecken. Foto: Editpress/Claude Lenert

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Kurz vor Ende der Schulferien haben Premierminister Xavier Bettel sowie Tourismus- und Mittelstandsminister Lex Delles die Presse nach Schengen an die Mosel eingeladen. Es galt, Zwischenbilanz einer eher ungewöhnlichen Tourismus-Saison zu ziehen.

Dass 2020 für Unternehmen, die vom Tourismus leben, ein sehr schwieriges Jahr war, wollten die beiden Minister gestern nicht leugnen. Es gab viele Höhen und Tiefen, so Lex Delles. Im „Lockdown“ seien die Reservierungen der Kunden schnell auf „null“ gefallen. „Danach haben sie jedoch rasch wieder angezogen“, nur um schnell wieder einzubrechen, nachdem Luxemburg als Risikoland eingestuft wurde. Danach haben sie dann wieder zugelegt. „Es war wirklich kein einfaches Jahr“, so der Mittelstandsminister. Die Entscheidung, zuzumachen, sei eine der schwierigsten in seinen sieben Jahren als Premierminister gewesen, erklärte Xavier Bettel.

Dennoch hoben beide hervor, dass es am Ende des Tunnels viele Lichtblicke gebe. So hätten Umfragen gezeigt, dass heute viel mehr Menschen Luxemburg als Tourismusdestination wahrnehmen würden als früher. Trotz des kleinen Territoriums habe das Land sehr viel zu bieten, so Delles. Auch Xavier Bettel unterstrich, dass das Jahr vielen Menschen gezeigt habe, „dass man keine 1.000 Kilometer fahren muss, um Urlaub zu erleben“. Egal ob in den Bereichen Sport, Natur, Kultur oder Freizeit ganz allgemein. „Es ist schön bei uns.“

Zudem hätten anfangs zwar viele Organisatoren mit einer gewissen Skepsis auf neue Anforderungen, etwa digitale Reservierungen für einen Platz an Badeorten, geschaut, bemerkte Delles. Schlussendlich aber hätten die positiven Erfahrungen überwogen. Kunden wussten im Vorfeld, ob sie einen Platz erhalten oder nicht. Die Organisatoren ihrerseits wussten, auf wie viele Besucher sie sich einstellen müssten. „Wir konnten uns neu erfinden und anpassen.“

Aus den gesammelten Erfahrungen wolle man lernen, so Lex Delles. Bis zum Frühjahr kommenden Jahres will das Ministerium eine Tourismus-App haben, die den Besuchern je nach Ortschaft und Wetterverhältnissen Vorschläge macht und Reservierungen ermöglicht. Auch andere Initiativen, wie der Transport von Koffern für Fahrrad-Touristen, sollen die kommenden Jahre weiter funktionieren. Im September werde man eine Bestandsaufnahme machen. Den aktuellen Boost in der Digitalisierung wolle man nutzen.

Im Schnitt 685 Gutscheine pro Tag

Mitgeholfen, die Menschen zu motivieren, Urlaub im eigenen Land zu machen, hätten die 50-Euro-Gutscheine, so Delles weiter. Insgesamt 34.000 von ihnen seien bisher benutzt worden. Im Durchschnitt etwa 685 Gutscheine pro Tag. „Die Gutscheine haben uns aus dem Schlamassel herausgeholfen“, so die Betreiber vom „Hôtel-Restaurant l’Écluse“ in Stadtbredimus. Sowohl neue Luxemburger Kunden als auch Grenzgänger hätten sie ins Hotel gezogen.

Die große Mehrheit der Touristen (46 Prozent) hierzulande haben ihre Gutscheine im Norden des Landes eingesetzt. In den Regionen Mosel, Müllerthal und Luxemburg-Stadt sind es je 14 bis 16 Prozent gewesen. Manche Hotels seien sogar bereits bis November ausgebucht, so der Minister weiter. Das seien vor allem die, die in den letzten Jahren in den Ausbau ihres Angebots investiert hätten.

Deutlich schwieriger sei es derweil für den Bereich Geschäftstourismus gewesen, der in den Vorjahren viele Besucher nach Luxemburg-Stadt gezogen hatte. Bereits vor dem „Lockdown“ sei die Unsicherheit zu spüren gewesen. Doch auch hier würde man „sich ganz anders fühlen“, wenn man die Stadt als Tourist bereist. Er selber habe vier Tage Urlaub in einem Hotel in der Hauptstadt gemacht und mit einem Reiseführer ganz neue Orte entdeckt. Frühstücksbüfett gab es keins. „Man lernt, sich anzupassen, für die Gesundheit.“

Mit den Gutscheinen verfolgt der Minister kurzfristige, mittelfristige und langfristige Ziele. Zuerst ging es darum, die Branche während der Sommersaison zu stärken, erklärte er. Erfreut sei er darüber, dass die meisten gleich mehrere Tage buchen würden. Deutlich mehr als die Hälfte aller Hotels und Campingplätze verbuchten dieses Jahr einen Anstieg bei den Kunden aus Luxemburg.

Mittelfristig sollen die Gutscheine die Nachfrage auch im Rest des Jahres weiter ankurbeln. Und langfristig liege es dann an der Branche selber, mit ihrem Angebot zu überzeugen und die Kunden zu einer Rückkehr zu bewegen, so Delles. Insgesamt 1,7 Millionen Euro habe die Initiative der Gutscheine den Staat bisher gekostet, so der Tourismus-Minister. „Doch der Mehrwert für die Wirtschaft ist viel höher.“

In Remerschen wurde das Angebot ausgebaut: Zwei Weiher zum Fischen kamen hinzu
In Remerschen wurde das Angebot ausgebaut: Zwei Weiher zum Fischen kamen hinzu Foto: Editpress/Claude Lenert

Um zu zeigen, dass es „das, was wir sonst in der Ferne suchen, auch in nächster Nähe gibt“, wie Xavier Bettel sagte, begann der Tag mit einer Besichtigung der Baggerweiher in Remerschen. Obwohl die Zahl der Besucher aus gesundheitlichen Gründen begrenzt (erst 1.000 pro Tag; später 1.500 pro Tag) war, konnten in der laufenden Saison bisher gut 37.000 Besucher empfangen werden, so Ramon Hemmer von „Erliefnis Baggerweier“.

Seit diesem Jahr betreibt die gemeinnützige Vereinigung nicht mehr nur den Badeweiher, sondern zusätzlich zwei angrenzende kleine Weiher zum Fischen. Da die Saison für Schwimmer begrenzt sei, habe man das Angebot ausweiten wollen, wurde erklärt. Für zehn Euro gibt es Tagestickets zum Karpfen-Fischen (mit Angel-Verleih). Eintritt für Kinder ist kostenlos. Fast 400 Besucher wurden bereits gezählt. Eine ganze Reihe weiterer neuer Projekte sind für die Zukunft noch in der Planung.