ArbeitsmarktZeitarbeit wird in der Krise deutlich weniger nachgefragt

Arbeitsmarkt / Zeitarbeit wird in der Krise deutlich weniger nachgefragt
Vor allem die Lage im Bausektor spielt für Zeitarbeiter eine wichtige Rolle Foto: AP/Mike Groll

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Zeitarbeit ist ein wichtiges Instrument für Unternehmen. Es bietet ihnen Flexibilität bei der Verwaltung der Mitarbeiter, vor allem um auf rasche saisonale Veränderungen im Markt reagieren zu können. Für die Betroffenen ist die Lage jedoch oftmals nicht ideal. Es sind prekäre Arbeitsverhältnisse. In Krisen sind sie die Ersten, die ihre Beschäftigung verlieren. Zwei Abgeordnete wollten nun mehr Details zum Thema von der Regierung erfahren.

Seit 2015 ist der Anteil der Leiharbeitnehmer an der gesamten bezahlten Beschäftigung relativ stabil geblieben, berichtet die Regierung auf die parlamentarische Anfrage der Abgeordneten Félix Eischen und Marc Spautz (beide CSV). Der Anteil der Zeitarbeiter schwankte in den letzten Jahren zwischen 1,8 und zwei Prozent, so Arbeitsminister Dan Kersch und Wirtschaftsminister Franz Fayot. Damit liegt die Quote hierzulande leicht unter dem EU-Durchschnitt.

In den beiden Monaten des Stillstands (März und April) hat sich dann jedoch – je nach Standpunkt – die Prekarität oder die Flexibilität der Zeitarbeit wieder einmal gezeigt. So ist die Zahl der Zeitarbeiter um deutlich mehr als die Hälfte eingebrochen: Hatte Luxemburg im Februar 2020 noch 8.646 Menschen in Zeitarbeit gezählt, so belief sich deren Zahl im März nur noch auf 3.311 Personen (Vorjahreszeitraum: 9.708). Im April stieg ihre Anzahl dann wieder leicht an, blieb mit 4.306 Personen jedoch weiterhin deutlich unter den Zahlen von April 2019 (9.454 Menschen). Das waren rund ein Prozent aller Erwerbstätigen, verglichen mit 2,2 Prozent vor einem Jahr.

Die gewaltigen Schwankungen bei der Zahl der Zeitarbeiter erklären sich unter anderem auch mit den Wirtschaftssektoren, in denen sie eingesetzt werden. So waren im Monat Februar satte 40 Prozent aller Zeitarbeiter (3.454 Personen) am Bau beschäftigt. Am zweitmeisten griffen Unternehmen aus der herstellenden Industrie auf diese Arbeitskräfte zurück (1.426 Personen oder 16 Prozent der Zeitarbeiter). Etwa acht Prozent der Zeitarbeiter waren im Bereich Handel tätig. Die restlichen verteilten sich über viele Sektoren, beispielsweise 392 im Bereich Transport und Logistik, 342 im Gastgewerbe, 217 bei Finanz- und Versicherungsdienstleistungen und 165 bei der Erbringung von spezialisierten wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen.

Der schwierigen Lage der Menschen in Zeitarbeitsverträgen ist sich die Regierung bewusst. Auch wenn die Leiharbeit ihre positiven Seiten hat, sind sogenannte Zeitarbeitsverträge doch unsichere Arbeitsverhältnisse, schreiben die beiden Minister in ihrer Antwort. Gerade in Krisenzeiten zeige sich das. Es müsse unbedingt sichergestellt werden, dass auch diese Personen eine gewisse Stabilität und Sicherheit genießen können. Es sei äußerst wichtig, über mögliche Gesetzesänderungen nachzudenken, um die Prekarität auf ein striktes Minimum zu begrenzen, so Dan Kersch und Franz Fayot.

Sprungbrett zu einem festen Arbeitsvertrag?

Welche Wege die Regierung nun genau einschlagen werde, erläuterten die Minister nicht. Mit dem Arbeitsamt (ADEM) seien jedoch bereits Gespräche geführt worden, um „Schwachstellen in den geltenden Rechtsvorschriften“ zu ermitteln und diese dann zu beseitigen. Die Idee, dass Zeitarbeitsfirmen den Zeitarbeitern befristete Arbeitsverträge anbieten könnten, sei auch bereits mit den Sozialpartnern diskutiert worden. Demnächst würden alle möglichen Wege und Pisten intern untersucht. Eine Entscheidung werde es gegebenenfalls aber erst nach erneuten Anhörungen der Sozialpartner geben.

Ein direktes Sprungbrett zu einem festen Arbeitsvertrag ist die Zeitarbeit nur für einen kleinen Teil der Betroffenen. Insgesamt, so die Regierung, zeigen die Zahlen, dass 9,5 Prozent der Personen von dem Unternehmen, in dem sie als Zeitarbeiter tätig waren, mit einem befristeten oder unbefristeten Vertrag übernommen würden. Bei jungen Menschen unter 25 Jahren ist diese Quote (7,3 Prozent) deutlich niedriger. Am höchsten ist sie, mit 11,3 Prozent, für Menschen im Alter zwischen 25 und 30 Jahren.

Insgesamt 74 Prozent der Leiharbeitnehmer sind Grenzgänger. Satte 61 Prozent aller Zeitarbeiter kommen aus Frankreich – nur drei Prozent aus Deutschland. Lediglich 25 Prozent sind in Luxemburg wohnende Arbeitnehmer. Menschen allen Alters zählen zu den Leiharbeitnehmern. 14 Prozent sind unter 25 Jahre alt, 29 Prozent sind 25-34 Jahre alt. Unter den Leiharbeitern gibt es hierzulande mehr Männer als Frauen.