HelperknappWie ein Bürgermeister und seine Schöffen die Coronakrise im Home-Office bewältigen

Helperknapp / Wie ein Bürgermeister und seine Schöffen die Coronakrise im Home-Office bewältigen
Der neue Schöffenrat unter der Leitung von Bürgermeister Frank Conrad (l.) in Helperknapp wurden erst am 6. März von Innenministerin Taina Bofferding (r.) vereidigt. Jetzt müssen sie die Gemeinde per Videokonferenzen leiten. 

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Was macht eigentlich Helperknapp? Nachdem am 13. Dezember 2019 ein Misstrauensantrag den damaligen Schöffenrat gestürzt hatte, übernahm im Januar 2020 ein neuer Schöffenrat das Ruder. Seitdem ist es in dieser Gemeinde ruhig geworden. Wir sprachen am Sonntag per Videokonferenz mit dem vierköpfigen Schöffenrat.

Für die Gemeinde Helperknapp war das Jahr 2019 ein bewegtes. Erst musste der frühere Bürgermeister Paul Mangen auf Druck der Räte zurücktreten, dann stürzt Ende des Jahres sogar der gesamte Schöffenrat. Am 29. Januar wurde im Rathaus in Tüntingen in einer nicht öffentlichen Sitzung ein neuer Schöffenrat gewählt. Frank Conrad ist nun der Bürgermeister in Helperknapp, Joske Vosman, Jean-Claude „Bisi“ Bisenius und Henri Noesen stehen ihm als Schöffen zur Seite. Nach allem Wirrwarr des letzten Jahres (siehe Kasten) wünschte sich die neue Mannschaft, dass nun wieder Ruhe an der Spitze der Gemeinde herrscht.

Die Hände nicht in den Schoß legen

Wie sieht es denn zwei Monate später mitten in der Coronakrise aus? Das wollten wir von Conrad, Vosman, Bisenius und Noesen, die erst am 6. März vor Innenministerin Taina Bofferding ihren Eid auf die Verfassung niedergelegt haben, wissen. „Wir hatten uns den Neuanfang eigentlich anders vorgestellt, doch wer konnte zu Beginn des Jahres wissen, dass ein Virus unseren Alltag dermaßen über den Haufen werfen würde“, sagt Bürgermeister Frank Conrad.

Doch die Hände in den Schoß legen sei keine Lösung. „Home-Office ist angesagt, auch für die laufenden Geschäfte der Gemeinde. Wir hören täglich voneinander, sind, wenn es sein muss, per Videokonferenz miteinander verbunden und teilen sämtliche wichtigen Informationen per Mail mit unserem gesamten Gemeinderat. Wir hatten im vergangenen Jahr den Mangel an Transparenz unserer Vorgänger an den Pranger gestellt, deshalb wollen wir nun, dass alle Ratsmitglieder auf dem gleichen Wissensstand sind wie wir“, sagt der Zweite Schöffe Jean-Claude Bisenius.

Transparenz erwünscht

In den letzten Wochen habe man sehr viele positive Rückmeldungen vonseiten des Gemeinderats erhalten. „Ich bin der Meinung, dass der gesamte Gemeinderat, inklusive der früheren Schöffenratsmitglieder, nun im Interesse unserer Bürger an einem Strang zieht. Wir sprechen eine gemeinsame Sprache. Ich bin zuversichtlich, dass nun endlich Ruhe in unser Rathaus einkehrt“, fügt der Erste Schöffe Joske Vosman hinzu.

„So schwierig es auch sein mag, wir versuchen zurzeit alles, um die Gemeindegeschäfte am Laufen zu halten“, sagt der Dritte Schöffe Henri Noesen. „Kein Tag vergeht, ohne dass es neue Anweisungen in puncto Covid-19 gibt. Zudem gibt es in unserer flächenmäßig doch sehr großen Fusionsgemeinde täglich etwas zu tun. Unsere Gemeindeverwaltung und unser Technischer Dienst haben auf Home-Office umgestellt, sind aber auf Abruf auf dem Terrain einsetzbar.“

Ein „Wir“ statt „Du“ oder „Ich“

Auf die Frage, wie die einzelnen Verantwortungsbereiche denn nun auf die Schöffenratsmitglieder aufgeteilt seien, antworte Conrad: „Wir werden das in einer ersten Gemeinderatssitzung mitteilen. Im Moment – und ich glaube, das leuchtet jedem ein – kümmert sich jeder von uns um jedes anfallende Problem. Es gibt kein ,Du’ oder ,Ich’, es gibt ein ,Wir’. Jeder macht das an Arbeit, was gerade anfällt.“

Da sie zurzeit keine Gemeinderatssitzung im Rathaus abhalten können, denke der Schöffenrat nun an eine Sitzung per Videokonferenz. Es bleibe noch definitiv zu klären, ob Abstimmungen, die auf diesem Wege geschehen, auch rechtskräftig sind. „Neben alledem wollen wir, was unsere Gemeinde anbelangt, schnellstens wieder alles so stehen haben, dass alles normal verläuft“, so Jean-Claude Bisenius.

Bürgermeister Frank Conrad wollte die Videokonferenz am Sonntag nicht abschließen, ohne einen Dank an das Gemeindesyndikat Syvicol loszuwerden. „Die Bürgermeister aller 102 Gemeinden Luxemburgs sind in einer vom Syvicol erstellten WhatsApp-Gruppe miteinander verbunden. Das hilft ungemein!“

Ein Rückblick

Bereits Anfang 2019 hatten neun Räte ihrer Kritik an der Gemeindeführung in Helperknapp Luft gemacht. Die Vorwürfe gegen den damaligen Schöffenrat reichten von mangelnder Transparenz bis hin zu fehlender Dialogbereitschaft. In einem Brief wurde der gesamte Schöffenrat aufgefordert, zu demissionieren. Am 15. März trat dann Bürgermeister Paul Mangen (CSV) von seinem Amt zurück, blieb aber Mitglied des Gemeinderates. Die Schöffen Mathekowitsch, Eicher und Ludwig kamen der Aufforderung der neun Räte, ihre Ämter freizugeben, jedoch nicht nach.

Am 22. Mai 2019 konnte mit Frank Conrad ein neuer Bürgermeister gefunden werden. Doch die Ruhe dauerte nur kurz an. Am 13. Dezember 2019 kam es zum erneuten Eklat. Wegen Mangel an Vertrauen in den Schöffenrat stimmten die Räte Gengler, Gieres, Baus, Bisenius, Losch, Mangen, Noesen und
Vosman gegen die Haushaltsvorlage 2020. Rat Ben Baus reichte daraufhin im Namen der acht Gemeinderatsmitglieder einen Misstrauensantrag gegen die vierköpfige Gemeindeführung ein, der eine Woche später mehrheitlich angenommen wurde. Am 29. Januar dieses Jahres wurde der nun aktive Schöffenrat ins Amt gewählt. 

Bernardy Emile
25. März 2020 - 0.04

Ech dänken, mat e bëssien kloren Mënscheverstand, miß dat ze réaliséieren. Jederee op aalen oder neien Scheffen, soll sech der neier Situatioun upassen, an esou gud wéi méigeleg Matschaffen, wann iergend een aus dem Gemengen a Schefferot mengt hien kéint dat nëtt, sollen einfach seng Platz frai machen an démissionnéieren. Onwourechten verbreeden kann jidfereen.