Tour de France: Journalisten hoffen auf ihre Fahrer

Tour de France: Journalisten hoffen auf ihre Fahrer

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Pech auf dem Kopfsteinpflaster, Stürze im Peloton oder ein schlechter Tag können die Fahrer innerhalb kurzer Zeit um das „Maillot jaune“ bringen. Daher ist es jedes Jahr schwierig, eine Prognose zu stellen. 2018 erschwert zudem das ausgeglichene Feld jegliche Versuche, klare Favoriten auszumachen. Das Tageblatt hat im Pressezentrum Journalisten aus den Ländern der vermeintlichen Favoriten um ihre Einschätzung gebeten.

Von Pascal Gillen aus Noirmoutier-en-l’Ile


Christopher Froome
(Sky/GB/33 Jahre)
Gianfilippo Parenti (Perform Group London): „Mental wird Froome trotz der Unruhen der letzten Tage keine Probleme haben. Der Fakt, dass er zu Recht für den Start freigegeben wurde, macht ihn stark und jetzt ist er mehr als 100 Prozent auf die Tour konzentriert. Er hat eine fantastische Mentalität und ist auf seine Ziele fokussiert. Beim Giro d’Italia war er noch nicht in Bestform, trotzdem konnte er sich behaupten. Er hat jetzt einige Rennen ausgelassen, was ihm die nötige Frische verleiht. Die Frage, die ich mir stelle, ist, ob er wirklich fit ist und ob Sky auch mit acht Fahrern das Feld weiterhin kontrollieren kann. Sicher ist, dass es für Sky schwerer wird. Aber wenn du das Aufgebot der Mannschaft siehst – es ist einfach fantastisch. Müsste ich wetten, würde ich Froome ganz oben sehen.“


Rigoberto Uran
(EF Education First-Drapac/COL/31)
Sergio Camillo Urrego (Mundo Ciclistico): „Er wird in der ersten Woche keine großen Probleme haben, da er ein starkes Team hat. Er ist der klare Leader der Mannschaft, da gibt es keine Frage. Dieses Jahr wird er keine Überraschung mehr sein. Das könnte für ihn schwierig werden, da sein Team auch etwas von ihm erwartet. Quintana ist momentan stärker als Uran in den Bergen. Uran hat nicht die Explosivität, wenn es steil wird. Er fährt eher den Stil eines europäischen Fahrers, der die Berge in einem konstant hohen Tempo hochfährt. Wenn Quintana der klare Leader von Movistar wird, wird er vor Uran landen. Der Traum aller Kolumbianer ist natürlich, dass beide auf dem Podium sein werden.“


Romain Bardet
(Ag2r-La Mondiale/F/27)
Jean-Julien Ezvan (Le Figaro): „Ein Podestplatz ist machbar, aber mit einer Mannschaft wie Sky im Peloton ist der erste Platz unerreichbar. Auch Movistar ist stark. Man spürt, dass es dieses Jahr mehr Kandidaten für den Gesamtsieg gibt, aber ich denke, dass Sky letztendlich am stärksten ist. Romain war 2016 und 2017 auf dem Podium. Er hat sehr viel gearbeitet und versucht jedes Jahr, stärker zu werden. Die Mannschaft ist besser geworden und kann ihn dieses Jahr noch besser unterstützen. Das große Problem ist immer noch das Zeitfahren. Wenn er zwei Minuten in Cholet (nächsten Dienstag) verlieren wird, könnte das ein entscheidendes Problem werden. Er muss die erste Woche gut überstehen. Er ist mit Nibali und Quintana gleichzusetzen, aber an Sky wird man dieses Jahr nicht vorbeikommen.“


Nairo Quintana
(Movistar/COL/28)
Hector Urrego (Mundo Ciclistico): „Quintana hatte nicht viele Starts in dieser Saison. Wir denken, dass er sehr hart trainiert hat, um die Tour zu gewinnen. Das Problem könnte sein, dass Movistar mit Valverde und Landa ebenfalls ambitionierte Fahrer hat. Keiner weiß, wer letztendlich der Kapitän ist. Wir Kolumbianer denken, dass Movistar Quintana, wie die letzten Jahre auch, unterstützen wird. Sie haben das stärkste Team dabei, es könnte ein großartiges Jahr für Quintana werden. Er muss in der ersten Woche das Kopfsteinpflaster meistern. Vor zwei Jahren hat er schon mal bewiesen, dass er dort mithalten kann und nicht zu viel Zeit verliert. Als Kolumbianer wünsche ich mir, dass er Erster wird, als Realist traue ich ihm das Podium auf jeden Fall zu.“


Tom Dumoulin
(Sunweb/NED/27)
Raymond Kerckhoffs (De Telegraaf): „Tom kann zu einem Kandidaten für Platz eins werden. Er hat uns beim Giro gezeigt, dass er sich in den steilen Passagen weiterentwickelt hat. Er kann in den Bergen jetzt mit den Besten mithalten. Das einzige Problem ist die Kombination von Giro und Tour. Man weiß nicht wirklich, wie sich das in der dritten Woche auswirkt. Er sagt, dass er bei 100 Prozent ist, sich frisch fühlt und Lust auf die Tour hat, aber das wird sich vor allem in der letzten Woche zeigen. Seine größte Waffe könnte das Zeitfahren auf der vorletzten Etappe sein. Wenn er bis zu den Pyrenäen eine gute Platzierung hat, wissen die anderen Fahrer, dass sie dort Zeit auf ihn gutmachen müssen. Ich denke, dass er unter die ersten Fünf kommen wird.“


Vincenzo Nibali
(Bahrain-Merida/ITA/33)
Ciro Scognamiglio (La Gazzetta dello Sport): „Ich denke, Nibali ist in einer guten Verfassung, aber ich glaube, dass sein Hauptziel die Weltmeisterschaften sein werden. Er wird ums Podest kämpfen, aber die Tour ist eher zweitrangig in diesem Jahr. Dass die Dauphiné nicht so gut war, ist nicht wirklich relevant. Er ist ein guter Zeitfahrer, kann die Berge auch gut hochklettern. Die größte Konkurrenz ist das Team Sky. Sie sind einfach zu stark. Letztendlich wird Nibali auf dem Podium landen, auch wenn dort die unterste Platzierung am wahrscheinlichsten ist.“


Adam Yates
(Mitchelton-Scott/GB/25)
Paul Knott (Cycling Weekly): „Das Zeitfahren wird sehr schwierig für ihn. Aber er hat das ganze Team hinter sich, was ihm helfen wird. Ein Platz auf dem Podium wäre schon sensationell, aber es wird viel auf das Kopfsteinpflaster und das Zeitfahren ankommen. Er darf dann noch nicht zu viel Rückstand auf die Topfahrer haben. Das Feld ist wirklich sehr stark, deswegen wird er im besten Fall eine Top-fünf-Platzierung erreichen.“