RadsportDas plant Alex Kirsch 2024: Fokus auf Klassiker und zwei Grand Tours

Radsport / Das plant Alex Kirsch 2024: Fokus auf Klassiker und zwei Grand Tours
Alex Kirsch peilt in diesem Jahr die Tour de France und die Vuelta a España an Foto: Editpress/Anouk Flesch

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Alex Kirsch gehört mittlerweile zu den erfahrenen Radsportlern im Peloton: Mit 31 Jahren bereitet er aktuell seine sechste Saison in der WorldTour vor. Für den Profi von Lidl-Trek wird sich im Vergleich zum Vorjahr nicht viel ändern. Doch gerade diese Routine kann dem luxemburgischen Landesmeister weiterhelfen. 

Viel ändert sich in diesem Jahr für Alex Kirsch nicht. Wieder ist er im Trainingslager mit Lidl-Trek, wieder hat er ein ähnliches Rennprogramm, wieder wird er hauptsächlich an der Seite des ehemaligen Weltmeisters Mads Pedersen zu sehen sein. Was vielleicht im ersten Moment monoton aussehen mag, kann Kirsch in diesem Jahr zu seinen Gunsten nutzen. Er kennt die Rennen, er kennt die Fahrer, er kann Rennen lesen – kurz vor dem Start in sein sechstes Jahr bei Lidl-Trek ist Kirsch zu einer wahren Stütze im Team geworden.

„Es ist sicher der Fall, dass ich ein anderes Standing im Team als noch vor einigen Jahren habe“, sagt Kirsch. „In diese Rolle muss man sich entwickeln. Man muss sportlich gut genug sein, konstant, vertrauenswürdig und man darf nicht zu viele schlechte Entscheidungen treffen. Man sollte sich auch vom Charakter her trauen, Dinge anzusprechen. Es gehört aber, denke ich, auch dazu, den Druck von den Leadern zu nehmen, in dem man sagt: ‚Bleib ruhig, ich bin für dich da. Ich sorge dafür, dass du gut durchkommst und du musst dich nur noch auf den Sprint oder den letzten Berg konzentrieren’.“ 

Kirsch, der mittlerweile über viel Erfahrung verfügt, weiß, wo von er redet. „Wenn du so agierst, dann hast du das Vertrauen der Fahrer und auch vom Management. Ich wollte immer auf irgendeine Art und Weise wichtig für das Team sein, nicht nur durch sportliche Leistungen. Es ging Schritt für Schritt in die richtige Richtung, seit zwei Jahren habe ich jetzt diese Rolle im Team. Das wird gut angesehen und mir gefällt es. Ich habe das alles letztes Jahr besonders gespürt, dass ich wichtig bin. Ich war im Vertragsende und doch überrascht, dass viele Teams einen Fahrer wie mich gesucht haben.“ 

Giro dieses Jahr nicht geplant 

Kirsch hatte „überraschend viele“ Angebote von anderen Teams vorliegen, doch habe er „nicht offensiv nach anderen Teams gesucht. Es war nie direkt eine Option, das Team zu verlassen, aber beide Seiten müssen sich doch auf einen Vertrag einigen und zufrieden sein. Ich habe von meiner Seite ein Team gesucht, dass einen schnellen Sprinter hat, ein gutes Klassiker-Team und Gesamtklassement-Fahrer. Die Kriterien sind bei Trek erfüllt.“ 

In diesem Jahr ändert sich sein Rennprogramm im Vergleich zu den letzten Jahren nicht großartig. Er beginnt seine Saison bei der Etoile de Bessèges (31.1-4.2.), dann folgt die Tour de la Provence (8.-11.2), um dann eine kleine Änderung einzubauen: Mit Mads Pedersen wird er noch ein privates Trainingslager auf Mallorca abhalten, um sich auf Paris-Nice (3.-10.3.) und die anstehenden Klassiker mit dem Dänen vorzubereiten. Für Kirsch steht dann vorher noch das Klassiker-Eröffnungswochenende mit dem Omloop Het Nieuwsblad sowie Kuurne-Brüssel-Kuurne (24. und 25.2.) an, bevor es dann zur „Course au Soleil“ geht. Bis zu Paris-Roubaix (7.4.) wird Kirsch dann eine ganze Reihe Eintagesrennen bestreiten. Darunter auch die großen Rennen wie Milan-Sanremo (16.3.) oder die Flandern-Rundfahrt (31.3.).

Oft Seite an Seite: Mads Pedersen (links) und Alex Kirsch
Oft Seite an Seite: Mads Pedersen (links) und Alex Kirsch

„Es gibt keine hundert Möglichkeiten, ein Rennprogramm zu haben“, sagt Kirsch. „Bei mir stand die Wahl zwischen Tirreno-Adriatico und Paris-Nice aus, aber Nice hat mir immer gut gelegen und ich mag das Rennen. Ich habe für 2024 ein klassisches Rennprogramm, das sich sicherlich an das von Mads anpassen wird.“ Anders als im letzten Jahr wird Kirsch nicht den Giro bestreiten. Als Grand-Tours visiert er 2024 erst die Tour de France, dann die Vuelta an. „Wir haben für die Grand-Tours in diesem Jahr große Ambitionen“, erklärt Kirsch. „Lidl hat viel in das Team investiert, das ist deutlich spürbar. Von der Qualität der Fahrer bis hin zur Infrastruktur des Teams. Aber natürlich, eine Grand Tour zu gewinnen, funktioniert nicht mit der Brechstange. Das ist ein Prozess.“ 

Etappensiege und Gesamtklassement

Mit Jonathan Milan (Giro-Etappensieger) hat sich das Team einen jungen Fahrer sowie mit Tim Declerq einen erfahrenen Radsportler für die Klassikerfraktion gesichert. Doch vor allem der Transfer von Giro-Gesamtsieger Tao Geoghegan Hart hat für Aufsehen gesorgt: Der Brite soll in diesem Jahr aufs Gesamtklassement der Tour de France für Lidl-Trek fahren. Auch der Österreicher Patrick Konrad (Tour-de-France-Etappensieger) fährt seit diesem Jahr für das US-amerikanische Team. Doch Kirsch weiß: „Die Tour können momentan nur zwei Fahrer gewinnen, und die fahren für andere Teams. Wir haben aber auch ein starkes Development Team (für das fährt jetzt auch der Luxemburger Mats Wenzel), das verspricht viel für die Zukunft.“ 

Anders als andere Teams wird Lidl-Trek in diesem Jahr bei Grand-Tours also zweigleisig fahren. Zum einen wird sich das Team auf die Gesamtklassemente mit Hart bei der Tour und Mathias Skjelmose bei der Vuelta konzentrieren, zum anderen werden sie aber auch Etappensiege mit Sprinter Mads Pedersen anpeilen. Die Vorfreude auf dieses Jahr ist bei Kirsch „besonders groß. Ich bin in meinen besten Jahren. Am Ende wird das aber an Rennen gemessen, nicht an Trainingsleistungen.“ Seine Vorbereitung bis jetzt lief ziemlich glatt. Im Dezember war er mit dem Team im Grundlagen-Trainingslager, Weihnachten verbrachte er in Luxemburg, bevor er wieder in seine Wahlheimat Andorra reiste. Aktuell befindet er sich in seinem zweiten Trainingslager. 

Persönliche Ambitionen stellt Kirsch wie gewohnt in den Hintergrund. „Ich bin überzeugt davon, dass sich immer Chancen ergeben. Ich mag es aber, neben starken Fahrern am Start zu sein. Sie pushen dich, um besser zu werden. Ich werde Mads bei seinen Zielen unterstützen. Vielleicht gibt es einen speziellen Tag, an dem die Rennsituation es erlaubt, auch ein Resultat einzufahren. Die Chancen werden kommen. Ich muss bereit sein. Ich darf nicht in der Komfortzone bleiben und sagen: Ich bin nur Helfer.“ 

Im Überblick

Das voraussichtliche Rennprogramm von Alex Kirsch:
31.1.: Etoile de Bessèges
8.2.: Tour de la Provence
24.2.: Omloop Het Nieuwsblad 
25.2.: Kuurne – Brüssel – Kuurne
3.3.: Paris – Nice
16.3.: Milano-Sanremo
22.3.: E3 Saxo Classic
24.3.: Gent-Wevelgem 
27.3.: A travers la Flandre 
31.3.: Flandern-Rundfahrt 
7.4.: Paris-Roubaix
ab 2.6.: Critérium du Dauphiné
ab 29.6.: Tour de France
ab 17.8.: La Vuelta Ciclista a España