EditorialDas schwächste Glied im Straßenverkehr

Editorial / Das schwächste Glied im Straßenverkehr
Zu nah, oder nicht zu nah?  Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Kurz vor dem Auftakt des 60. Autofestivals sorgt die Sicherheit der schwächsten Teilnehmer am Straßenverkehr für Schlagzeilen. In Esch-Belval ist ein viel genutzter Zebrastreifen verschwunden, in der Hauptstadt gibt es unterschiedliche Sichtweisen über die Konformität der Fußgängerüberwege.

Zebrastreifen sollen laut „Code de la route“ in erster Linie innerorts die Sicherheit der Fußgänger garantieren. 2012 wurde die Straßenverkehrsordnung dahingehend geändert, dass man den Übergang benutzen muss, wenn er weniger als 30 Meter entfernt ist. Zuvor waren es 50 m. Einen Zusammenprall mit einem 80 km/h schnellen Fahrzeug überlebt ein Fußgänger nicht, bei 30 km/h hat er eine Überlebenschance von 70 Prozent, bei Tempo 58 sind es nur noch 15 Prozent. Auch das steht im „Code de la route“.

Umso unverständlicher ist es, wenn Zebrastreifen einfach so verschwinden wie in Esch „Op Monkeler“ oder aber in Belval. Die Verantwortlichen sähen es dort am liebsten, wenn die Fußgänger eine Passerelle benutzen. Denn der alte Zebrastreifen sei an dieser Stelle nicht glücklich gewesen, vor allem wegen des Schattenwurfs, so die „Ponts et chaussées“. Doch die schattenspendende Passerelle ist wenig praktisch und ihre Benutzung zumindest für Ankommende am Busbahnhof oder aber für Radfahrer umständlich. Laut Straßenbauverwaltung soll nun eine Studie gemacht werden, um eine Lösung zu finden. Man darf also gespannt sein, wie viel Zeit vergehen wird. Die Mühlen mahlen jedenfalls langsam. Bei einem gefährlichen Übergang zum Vëlodukt hatte es Monate gedauert, bis endlich zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen umgesetzt wurden. Und auch die Gemeinde Esch ist ein gebranntes Kind in dieser Hinsicht. Obwohl die Baugenehmigung seit über zwei Jahren vorlag, musste es am Boulevard Grande-Duchesse Charlotte erst zu einem Unfall mit einer verletzten Schülerin kommen, ehe die Gemeinde endlich mit Arbeiten zur Sicherung des Übergangs begann. 

Dass es sich für die Bürger lohnt, Behörden und Beamten in Sachen Verkehrssicherheit Druck zu machen, beweist auch ein skurriler Streit in der Hauptstadt. Das Zentrum für urbane Gerechtigkeit (ZUG) befindet sich im Clinch mit den Stadtverantwortlichen, da ihre Definition von der Gesetzeslage auseinandergeht. Damit Autos nicht die Sicht nehmen, dürfen sie nicht näher als fünf Meter an einem Zebrastreifen parken. Nur ist es so, dass so gut wie überall im Land innerorts Parkplätze in weniger als den vorgeschriebenen fünf Metern an den Zebrastreifen eingezeichnet sind. Das Kollektiv ZUG spricht so von 475 nichtkonformen Fußgängerüberwegen alleine in der Hauptstadt, während die Verantwortlichen der Stadt 37 identifiziert haben will. Da man den Aktivisten zudem die Akteneinsicht verweigert, sieht man sich im Herbst vor Gericht wieder.

Das ist absurd und der Sicherheit der Fußgänger ganz sicher nicht zuträglich. Denn wenn man unter einem Auto liegt, dann sind einem die Spitzfindigkeiten der Gesetzgebung genauso egal wie die Frage, ob es sich um eine Staats- oder Gemeindestraße handelt.      

JeVi
15. Januar 2024 - 13.18

In Diekirch ist das bei sehr vielen Zebrastreifen auch so. Die Parkplätze sind zum Teil sogar direkt neben den Zebrastreifen. … von wegen 5 Metern! Wenn dann da auch noch ein Lieferwagen steht, sieht weder der Fussgänger die heranfahrenden Autos, noch die Autofahrer die Fußgänger. Ich für meinen Teil fahre dort mit maximal 30 kmh (trotz Gehupe hinter mir). So bin ich auf der halbwegs sicheren Seite. Das hat allerdings auch schon einige zu äusserst gefährlichen Überholmanövern verleitet! Übrigens, so mancher Fußgänger schaut lieber aufs Handy als auf den Verkehr. Da musste ich auch schon so manches Mal eine Vollbremsung hinlegen weil ein solcher plötzlich die Strasse überquerte oder einfach bei Rot rüberlief.

robinetmonique
15. Januar 2024 - 12.48

Das schwächste Glied, die meisten laufen mit Handy über den Zebrastreifen schauen nicht mal nach rechts oder links., der Autofahrer soll und muss alles im Auho haben, der Fussgänger nicht.

Manni
15. Januar 2024 - 11.23

Und wieder belehrt uns eine Teutonin (aus Trier?) was wir machen sollen/müssen. Nicht wahr Brau B. Biertz. Nichts für ungut.

brigitte.biertz
15. Januar 2024 - 9.22

Die Aufregung besteht zurecht. Der Fußgänger ist das schwächste Glied der Verkehrsteilnehmer. Gerade innerhalb der Stadt soll er sogar explizit klimafreundlich unterwegs sein, ob zu Fuß oder mit dem Rad. So auch in D. Während das Radwegenetz hier ausgebaut wird, erhöht sich stattdessen die Gefahr für Passanten - durch mehr und rasantere Fahrweise von PKWs wie auch Radler, die gegen die Einbahnstraßen, auf Bürgersteigen, über Plätze und teils mit hohem Tempo die Passanten nötigen. Was hier in den letzten Jahren versäumt wurde, schon im Keim abzufangen, hat sich mittlerweile zu echten Gefahrenquellen gemausert, zu dem die Polizei lediglich mitteilt, dass man "diesem Problem nicht mehr Herr werden kann". Resignation, bevor man überhaupt in Aktion getreten ist, weil Radkontrollen gibt es außerhalb der Fußgängerzonen in Trier zumindest nicht. Lasst es bei Euch nicht soweit kommen. Zu nah an Fußgängerüberwege gepinselte Parkbuchten ist dabei nur eines der in Angriff zu nehmenden Probleme.