RadsportChristine Majerus im Interview: „Mit Paris ein schönes Ziel vor Augen“

Radsport / Christine Majerus im Interview: „Mit Paris ein schönes Ziel vor Augen“
Christine Majerus nutzt die Cyclocross-Rennen, um sich auf die kommende Straßen-Saison vorzubereiten Foto: Editpress/Luis Mangorrinha

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Am Samstag hat Christine Majerus (SD Worx) ihren ersten Cyclocross seit den nationalen Meisterschaften am 8. Januar 2022 in Ettelbrück bestritten. Beim 1. Grand Prix de l’Armée war die siebenfache Sportlerin des Jahres im Trikot ihres ehemaligen Arbeitgebers unterwegs. Nach der Schlammschlacht, die sie deutlich vor Isabelle Klein (CT Toproad Roeserbann) und Espoir Anouk Schmitz (UC Dippach) gewinnen konnte, schilderte die 36-Jährige ihren Saisoneinstieg und gab einen Überblick dessen, was sie sich für ihre letzte Profi-Saison vorgenommen hat – sowohl im Cross als auch auf der Straße.

Tageblatt: Christine Majerus, die letzte Cyclocross-Saison haben Sie aus Verletzungsgründen nicht bestritten. Wie hat es sich angefühlt, erstmals seit langem wieder am Start zu sein?

Christine Majerus: Das letzte Rennen in Ettelbrück liegt in der Tat schon eine ganze Weile zurück, sodass ich nicht wusste, wo ich mich leitungsmäßig befinde. Technisch gibt es selbstverständlich noch einiges zu verbessern. Vor allem im steilen Anstieg konnte ich das mit der notwendigen Motivation ausgleichen. Nach dem Start brauchte ich etwas Zeit, um in meinen Rhythmus zu finden. Mit meinem ersten Auftritt bin ich insgesamt ganz zufrieden.

Sie konnten die vor Ihnen gestarteten Débutants allesamt überholen.

Es ist immer gut, wenn jemand vor dir fährt und du einen Anhaltspunkt hast. Bei jedem Rennen geht es mir darum, mein eigenes Rennen zu fahren, egal wo ich mich gerade befinde. Es war wichtig, bis zum Schluss konzentriert zu bleiben, da der Parcours sehr tückisch war und man teilweise den Eindruck hatte, mit dem Rad zu schwimmen.

Es ist kein Zufall, dass Sie ausgerechnet auf dem Herrenberg in die Cyclocross-Saison eingestiegen sind …

Es lag mir am Herzen, hier zu starten und auch ein gutes Rennen zu fahren. Vor 2012 habe ich mich meine Grundausbildung als Sportsoldatin absolviert, habe Purzelbäume im Schlamm geschlagen und bei Schneefall unter freiem Himmel geschlafen. Diese Erinnerungen kamen wieder hoch.

Haben Sie nach Ihrem letzten Straßenrennen vor knapp zwei Monaten eine Pause eingelegt?

Im Oktober habe ich kein gezieltes Training absolviert und bin für zehn Tage in Urlaub gefahren. Danach ging es zurück zur Mannschaft, wo noch einige Termine mit den Sponsoren anstanden. Anfang November habe ich das normale Training wieder aufgenommen. Nach drei Wochen befinde ich mich natürlich noch nicht in Höchstform, was im November auch nicht notwendig ist. Mein Hauptziel ist die Straßensaison, sodass ich die Form im Winter langsam aufbauen muss, ohne zu übersteuern. Für mich ist es wichtig, wieder Cross zu fahren. Das hat mir im vergangenen Jahr wirklich gefehlt. Da ich aus Verletzungsgründen selbst nicht dabei war, konnte ich mir die Rennen im Fernsehen auch nicht anschauen. Für mich spielt es keine Rolle, ob ich jetzt regionale oder internationale Wettbewerbe bestreite. Das Wichtigste ist es, dabei zu sein und Spaß zu haben.

Ihr Programm für die kommenden Wochen haben Sie vor Kurzem bekannt gegeben. Weiter geht es am kommenden Sonntag mit dem Rennen Ihres Stammvereins in Cessingen, bevor Sie dann einige Rennen in Belgien fahren. Bleibt es dabei?

Bis zu den nationalen Meisterschaften bleibt es bei diesem Programm. Es bleibt abzuwarten, ob ich bis zu den Weltmeisterschaften weiterfahre. Die Cyclocross-WM ist kein Ziel. Ich schaue jetzt von Woche zu Woche. Es ist mir wichtig, mich bei den Rennen in einer guten Verfassung zu präsentieren. Umso besser, wenn es dann mit der WM-Teilnahme klappen sollte, ansonsten bereite ich mich prioritär auf die Straßensaison vor.

Bei den nationalen Meisterschaften treffen Sie auf Marie Schreiber, die einen Riesensprung gemacht hat und mit den Besten konkurriert …

Für mich ist das eine Herausforderung. Marie zählt mittlerweile zu den Besten der Welt. Es freut mich, dass sie unser Trikot international so gut in Szene setzt. Sie hat sich das in den letzten zwei, drei Jahren schön aufgebaut und sie verdient es, dort zu stehen. Jetzt bin ich die Nummer zwei und sehe das als zusätzliche Motivation.

2024 bestreiten Sie Ihre letzte Saison. Haben Sie das im Hinterkopf?

Ich habe diese Entscheidung bereits vor einiger Zeit getroffen. Es ist nicht so, dass ich nicht weiterfahren könnte oder keinen Vertrag mehr bekommen würde. Ich war lange dabei und mit Paris 2024 habe ich ein schönes Ziel vor Augen. Dort werde ich versuchen, ein gutes Ergebnis zu erzielen. Darauf konzentriere ich mich jetzt voll und ganz und stecke meine ganze Energie hinein.

Sind die Frühjahrsklassiker ebenfalls ein Ziel?

Es ist mir natürlich auch wichtig, bei all den großen Rennen im Frühjahr noch einmal gut zu fahren, um die Form Richtung Paris weiter aufzubauen. Als Teil der besten Mannschaft der Welt will ich meinen Teil zum Erfolg beitragen, um gute Erinnerungen mitnehmen zu können.

Die Strecke in Paris müsste Ihnen im Prinzip entgegenkommen?

Im Prinzip ja (lacht). Ich werde alles daransetzen, um mein bestes Olympia-Resultat (18. beim Straßenrennen in Rio de Janeiro 2016; Anm. d. Red.) in Paris zu verbessern.

Jedes Rennen bestreiten Sie jetzt zum letzten Mal. Mit welchem Gefühl nehmen Sie die Saison in Angriff? Verspüren Sie einen gewissen Druck?

Nein, da bin ich ganz realistisch. Das Einzige, was ich tun kann, ist, bei jedem Rennen mein Bestes zu geben. Alles andere liegt sowieso nicht in meiner Hand. Nostalgie ist nicht mein Ding.