Editorial„Dem Trübsinn ein Ende“: Kindeswohl und Armutsrisiko

Editorial / „Dem Trübsinn ein Ende“: Kindeswohl und Armutsrisiko
Noch lange nicht allen Kindern ist zum Lachen zumute Foto: Bruna Prado/AP/dpa

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In Luxemburg gilt man als arm, wenn man mit weniger als 2.124 Euro pro Monat leben muss, schreibt das Statec in seinem diesjährigen Bericht über die Arbeit und den sozialen Zusammenhalt; demnach lebten 18 Prozent der Bevölkerung unter einem Armutsrisiko. Für Alleinerziehende ist dieses Risiko doppelt so hoch und lag dem „Panorama social“ der „Chambre des salariés“ zufolge im Vorjahr bei 35 Prozent. Dass dies auch zu Lasten der betroffenen Kinder geht, dürfte klar sein.  

Am Sonntag, 11. Dezember fand ein von der Öffentlichkeit wenig beachteter Gedenktag statt, der Tag der Unicef: An dem Tag wurde 1946 das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen gegründet. Das ist doch die Organisation, die den „armen Kindern in Afrika“ hilft, mögen wohl einige denken. Doch das ach so „reiche Luxemburg“ ist lange kein Schlaraffenland für alle Kinder, auch hier gibt es Baustellen in Sachen Kindeswohl. „Die Welt gehört in Kinderhände, dem Trübsinn ein Ende“, forderte Herbert Grönemeyer 1986. Doch es gibt etliche Kinder, für die die Welt trübsinnig aussieht. 

Für Ökonomen und Politiker mögen die oben genannten Zahlen bloß Statistiken sein, doch die betroffenen Kinder spüren die Konsequenzen am eigenen Leib. Sie sind u.a. mit sozialer Ausgrenzung konfrontiert, wenn die Eltern z.B. kein Geld aufbringen können, um ihnen Kultur- oder Sportaktivitäten zu bezahlen; sie haben häufiger gesundheitliche Probleme als ihre Altersgenossen aus wohlhabenderen Familien, und sie haben öfters Schwierigkeiten in der Schule.  

Menschen sind nicht alle gleich, und es ist auch nicht der Anspruch einer Demokratie, dass alle gleich werden. Doch damit sie funktioniert, sollten alle Menschen die gleichen Rechte haben. Noch wichtiger sind allerdings die gleichen Ausgangsbedingungen, um optimal ins Leben starten zu können, um diese Rechte auch später nutzen zu können. Es muss der Anspruch jeder demokratischen Gesellschaft sein, sie jedem Kind zu garantieren. 

Wenn allerdings Eltern ihren Kindern nicht die gleichen Bedingungen bieten können wie andere Eltern, sind die Rechte der Kleinen rein theoretisch. Diesbezüglich ist die im Juli beschlossene Gratis-Kinderbetreuung ein wichtiger Schritt. Soziale Institutionen, wie z.B. die Caritas in ihrem Forderungskatalog hinsichtlich der Legislativwahlen 2023, mahnen allerdings, diese Unentgeltlichkeit dürfe nicht zu einer Verschlechterung der Betreuungsqualität führen. Zudem brauche es unbedingt zusätzliche Betreuungseinrichtungen. Eine logische Forderung, denn die betroffene Bevölkerung nimmt zu, nicht nur wegen der wirtschaftlichen Umstände, auch gibt es immer wieder internationale Katastrophen, deren Auswirkungen auch unser Land beeinflussen. Wegen des Ukraine-Kriegs flüchteten etliche alleinstehende Frauen mit Kindern nach Luxemburg; auch ihnen muss geholfen werden, aber nicht nur ihnen.  

Die Unicef zählt auf ihrer Webseite 54 Rechte auf, die Kinder grundsätzlich haben, und darauf haben alle Kinder den gleichen Anspruch, ob sie nun Ukrainer, Syrer oder Luxemburger sind. Das ist keine neue Forderung, aber eine, die man ohne Weiteres so oft wiederholen sollte wie nur möglich.