EditorialDer Wahlkampf beginnt

Editorial / Der Wahlkampf beginnt
Sie haben als Krisenmanager-Duo funktioniert, jetzt treten sie im Wahlkampf gegeneinander an: Paulette Lenert und Xavier Bettel Foto: Editpress/Julien Garroy

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Für die einen ist sie Schnee von gestern, für die anderen Sicherheitsrisiko Nummer eins: die Covid-19-Seuche. Ist die Pandemie schon zu Ende?

Gestern kam also die Nachricht: Luxemburg wird am 8. Oktober 2023 eine neue Chamber wählen. Kaum ein Thema hat das Land mehr beeinflusst als das Coronavirus. Minister kamen und gingen, Masken wurden verteilt – die Menschen hielten den Atem an. Dafür kehrte eine gesunde Normalität wieder ein: Restaurantbesuche, „e Pättchen huelen“, aber auch der Schritt aus dem Homeoffice sind längst wieder Routine. Freuen wir uns vielleicht zu früh? Genau hierin scheiden sich die Geister.

Die zentrale Anlaufstelle für diese Art von Fragen bleibt die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Ihre Bilanz: Es sei noch zu früh, um von einer rein regionalen oder lokalen Krankheit zu sprechen. Heißt im Umkehrschluss: Das Virus kreist weiter um den Erdball, stellt Regierungen vor Zerreißproben und fordert Flexibilität. Bestes Beispiel hierfür: China mit seiner radikalen „Zero Covid“-Politik.

Was bedeutet das also für Luxemburg? Hier gibt es eher Antworten in Grautönen: Überlaufene Intensivstationen wie im Herbst 2020 haben sich nicht wiederholt, das Gesundheitssystem ist nicht kollabiert, Grenzen werden momentan nicht mehr spontan geschlossen, aber auch eine sinkende Wertschätzung der Gesundheitsberufe macht sich bemerkbar. Das berühmte Balkonklatschen für die vielen Helfer riskiert bis zum Wahltag komplett in Vergessenheit zu geraten. Zyniker mögen nun antworten: Kein Virus, also kein Problem. Allerdings wirkt auch dies leicht naiv.

Die WHO ist nämlich in dieser Hinsicht deutlich: „Das vorherrschende Risiko ist, dass sich die Welt erneut weitgehend unvorbereitet angesichts einer gefährlicheren Virusvariante befindet.“ Was nicht dramatisch klingt, könnte eine erneute Eskalation auslösen. Denn: Taucht eine neue Variante auf, gegen die keiner der neu entwickelten Impfstoffe wirkt, beginnt der nächste pandemische Teufelskreis. Das Worst-Case-Szenario wären erneute Einführungen der Maskenpflicht und unter Umständen sogar landesweite Lockdowns.
Allerdings gäbe es einen wesentlichen Unterschied zur anfänglichen Seuchenbekämpfung in Luxemburg: Es gibt heute ein mehr oder weniger gutes Krisenmanagement. Die nötige Infrastruktur, Arbeitsabläufe und auch Personalmanagement wurden ausgiebig getestet: Von der Rockhal über das Contact Tracing bis hin zur „réserve sanitaire“ – trotz starker Personalwechsel könnte eine neue Variante wegen der infrastrukturellen Stärke eingedämmt werden. Demnach wird die spannende Frage sein: Hat die Pandemiebekämpfung einen Einfluss auf die Wahlen? Und falls ja, welchen?

Während Paulette Lenert Xavier Bettel eine Zeit lang die Show gestohlen hat, spielt die aktuelle Pandemie-Entwicklung dem Premier in die Hände. Je mehr Zeit vergeht und je stärker sich die Situation stabilisiert, umso mehr sind die Menschen mit ihren üblichen Problemen konfrontiert: „Logement“, Preisentwicklung, Klimawandel usw. Die Bekämpfung dieser Probleme wird wiederum in jedem Wahlprogramm stehen. Lenert weist immer wieder darauf hin, dass die Pandemiebekämpfung ein Marathon und kein Sprint sei. Welche Partei am Ende gewinnt, bleibt also reine Spekulation. Aber die anschließende Frage stellt sich trotzdem: Wie kann die LSAP den Lenert-Effekt bis in die Parlamentswahlen retten?

Phil
20. November 2022 - 18.36

De Premier, deen ëmmer gesot huet hien well Buergermeeschter bleiwen... cause toujours mon pote!

Jill
18. November 2022 - 10.34

Wie wichtig ist der Wählerwille noch? Wenn es nicht für Gambia reicht, kommt es womöglich zu einer Viererkoalition, es wird solange gesucht und gerechnet werden, bis es eben reicht. Der Sinn für Ehre und Integrität ist in unserer Politik schon längst in Vergessenheit geraten.

Kevin Welter
17. November 2022 - 18.38

Immerhin wird es 2023 eine neue Partei geben, wo die Proteststimmen hin wandern können. Dies erspart dem unzufriedenen Wähler seine Stimmen an populistische unbedeutende Parteien zu verschwenden.

Jolly
17. November 2022 - 8.59

Elo gëtt ërem vill gesabbelt,versprach,gelunn asw. d'Vertrauen an d'Politik ass schons laang gebrach an fort, vill vun deenen Korinthekackerten do missten ofgewielt ginn, mais leider ass neischt méi do waat kompetent an gléwierdeg ass. Vill Show an soss alles dreimol neischt.