Die besagten Schüler hatten sich beim nationalen Vorentscheid des CanSat-Wettbewerbs im April gegen ihre Alterskollegen aus sechs anderen Luxemburger Lyzeen durchgesetzt. Dabei handelt es sich um einen Wissenschafts- und Technologiewettbewerb, der in Luxemburg vom „European Space Education Resource Office“, kurz Esero, ausgerichtet wird – ein Gemeinschaftsprojekt der europäischen Weltraumagentur ESA und des „Luxembourg Science Center“, das von der „Luxembourg Space Agency“ und dem Bildungsministerium unterstützt wird.
Der CanSat steht gewissermaßen für eine Simulation, da das Projekt im Wesentlichen die gleichen Phasen durchläuft wie eine echte Weltraummission. „Die Schüler müssen die Mission planen, einen Satelliten entwerfen, das System testen, die Mission durchführen, Daten auswerten und abschließend ihre Ergebnisse kommunizieren“, erklärt Esero-Manager Conrotte. „Auf diese Weise bietet der CanSat-Wettbewerb den Schülern die Möglichkeit, erste praktische und authentische Erfahrungen mit einem Weltraumprojekt zu sammeln.“
In einer ersten Phase hatten sich 14 Teams aus acht Luxemburger Sekundarschulen für die diesjährige Ausgabe des Wettbewerbs gemeldet. Daraufhin waren die zuständigen Lehrkräfte im November zu einer Online-Schulung eingeladen worden, um sie auf ihre Coaching-Rolle vorzubereiten. Anschließend hatten die Mannschaften fünf Monate Zeit, ihren Satelliten in den Maßen einer Getränkedose zu entwerfen.

Der nationale Vorentscheid wurde am 23. April auf dem belgischen Luftwaffenstützpunkt Elsenborn ausgetragen. Zu diesem Zeitpunkt waren noch zehn Teams aus sieben Schulen mit funktionierenden Satelliten angetreten, die mit Hilfe einer Rakete auf eine Höhe von fast 1.000 Metern gebracht wurden. Von dort glitten sie anschließend an einem Fallschirm zu Boden, während die eingebauten Sensoren die nötigen Daten sammelten.
Diese wurden im Anschluss von den Schülern ausgewertet und in Form eines detaillierten Berichts einer Jury aus drei Weltraumexperten unterbreitet. Anfang Mai wurden diese Berichte im „Luxembourg Science Center“ offiziell vorgestellt, wobei sich die Schüler aus dem „Lënster Lycée“ vor ihren Alterskollegen aus dem „Lycée Michel Lucius“, der „Lux Tech School“, dem „Lycée Robert Schuman“, dem Fieldgen, dem „Lycée de Garçons“ aus Esch sowie dem „Lycée Hubert Clement“ durchsetzen konnten.
Motiviert und vorbereitet
Mit einer siebenköpfigen Mannschaft der 2GIG ging es am 20. Juni dann zum CanSat-Finale nach Bologna. Die Schüler waren motiviert und gut vorbereitet: Alex Clemen war zuständig für die Antenne, Noah Pedroso hatte sich des Dosen-Designs angenommen, während sich Tim Reuland um die Drohnentests kümmerte. Gina Schaeffer hatte den Fallschirm entworfen, Hanna Khan war Social-Media-Beauftragte und Jorge da Silva Pinho zuständig für die gute Stimmung im Team. Alle Fäden liefen bei Olivier Schroeder zusammen, der für Elektronik und Programmierung verantwortlich zeichnete. Unterstützt wurden sie von Quentin Ghysens (Technologie und Mechanik) sowie Physiklehrer Marc Zimer.
Doch schon am Flughafen nahm das Schicksal seinen Lauf: Aufgrund der europaweiten Personalengpässe wurden an jenem Tag mehrere Flüge abgesagt. So ging es zuerst nach Zürich, dann weiter nach München, bevor die Gruppe doch noch einen Flug nach Bologna boarden konnte. Dort angekommen dann der nächste Schreck: Auf der abenteuerlichen Reise waren fünf Gepäckstücke abhandengekommen – inklusive CanSat und anderer wichtiger Bestandteile.
„Es war ein langer, langer Tag“, seufzt Hanna Khan. Die Aufregung innerhalb des Teams war zu diesem Moment natürlich groß. „Da rutscht einem schon das Herz in die Hose“, erinnert sich Gina Schaeffer. Allein die Teilnahme an einem Wettbewerb sei bereits Aufregung pur. „Dann geht uns auch noch der CanSat abhanden. Von der Kleidung und den persönlichen Gegenständen mal ganz abgesehen. Da macht man sich schon Gedanken“, so Gina. Glücklicherweise hatten die Lehrer einige Ersatzstücke dabei. Außerdem konnten die Schüler auf das 3D-Modell ihrer Kollegen zurückgreifen, die im Jahr zuvor bereits am CanSat teilgenommen hatten. Die Jury vor Ort hatte indessen vollstes Verständnis und ließ den Schülern aus Luxemburg den nötigen Freiraum.
„Doch die Zeit lief davon. Wir hatten nur 24 Stunden, um die Dose rechtzeitig vor der Begutachtung durch die Jury hinzubekommen“, erklärt Hanna. Jede einzelne Minute habe man anschließend damit verbracht, einen neuen CanSat zu bauen – und neue Kleidung zu besorgen. Dass die Schüler es fertig brachten, innerhalb dieser Zeit einen funktionierenden CanSat zu bauen, grenzt fast schon an ein Wunder. Dass die Dose nach dem Start wegen technischer Schwierigkeiten nicht mehr lokalisiert werden konnte, passt indessen ins Bild eines chaotischen Wochenendes.

„Man darf nie aufgeben“
Trotzdem hält sich die Enttäuschung in Grenzen. Man habe nämlich enorm viel dazu gelernt, sagen Hanna und Gina unisono. Vor allem der Umstand, dass man sich zu keinem Moment geschlagen gegeben habe, erfüllt alle Schüler mit besonderem Stolz. Das wurde sogar von der Jury gewürdigt, die den Jugendlichen des „Lënster Lycée“ deshalb einen Ehrenpreis verliehen hat.
„Man darf nie aufgeben. Das habe ich in Bologna gelernt“, meint Hanna. „Wir haben Entschlossenheit bewiesen. Das hat auch die Jury erkannt. Wir haben bis zur letzten Sekunde an unserem Projekt gearbeitet. Deshalb haben wir uns enorm über den Ehrenpreis gefreut“, so die Schülerin der 2GIG. Ähnlich sieht es Gina: „Auch wenn alles schiefgeht, sollte man nie das Handtuch schmeißen. Außerdem sollte man sich nicht zu schade sein, um Hilfe zu bitten und sein Anliegen zu erklären.“
„Wir haben trotz aller Widrigkeiten in Bologna unser Bestes gegeben. Manchmal ist das Beste jedoch nicht gut genug“, meint Hanna mit einem Lächeln im Gesicht. Sie persönlich störe es nicht, dass es in Italien nicht zu einer Top-Platzierung gereicht habe. Gina sieht es ähnlich. Auch wenn so Manches schiefgelaufen sei, sei es eine schöne Erfahrung gewesen, so die beiden Schülerinnen. Eine Lehre habe man auch aus dem Ganzen gezogen: „Einen Koffer werde ich nicht mehr aufgeben. Wichtige Gegenstände gehören ab sofort ins Carry-on“, lacht Hanna laut auf.

De Maart

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