Mittwoch5. November 2025

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„Chambre des métiers“ Ukraine-Krieg und Lockdowns in Asien: Bauunternehmen haben finanzielle Schwierigkeiten

„Chambre des métiers“  / Ukraine-Krieg und Lockdowns in Asien: Bauunternehmen haben finanzielle Schwierigkeiten
 Foto: Jan Woitas/dpa

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Luxemburger Bauunternehmen können finanzielle Probleme wegen Lieferschwierigkeiten bekommen. Gründe sind unter anderem der Krieg in der Ukraine und die Lockdowns in Asien – und der damit verbundene Anstieg der Materialkosten. Dies hat die Handwerkskammer in einer Pressemitteilung am Mittwoch berichtet. 

„Die Ergebnisse der Konjunkturumfrage der Chambre des métiers zeigen, dass der Aktivitätsindikator aufgrund des Ukraine-Kriegs im ersten Quartal 2022 Federn gelassen hat.“ Das erklärte eine Sprecherin der Luxemburger Handelskammer in einer Pressemitteilung am Mittwoch. Der Aktivitätsindikator beschreibt die Differenz aus positiven und negativen Rückmeldungen des Handwerks und gliedert diese nach einem speziellen Punktesystem.

Die Grafik zeigt die Differenz zwischen dem Prozentsatz der Unternehmer, die einen Anstieg der Geschäftstätigkeit in der Konjunktur angaben, und dem der Unternehmer, die Verlust gemacht haben, im Verlauf der Jahre
Die Grafik zeigt die Differenz zwischen dem Prozentsatz der Unternehmer, die einen Anstieg der Geschäftstätigkeit in der Konjunktur angaben, und dem der Unternehmer, die Verlust gemacht haben, im Verlauf der Jahre

Auch können Unternehmen nicht gut in diesen wirtschaftlich nur schwer vorhersehbaren Zeiten planen, sagt die Kammer-Sprecherin. So manche Firma stehe auch pandemiebedingt finanziell nicht so gut da, als dass sie weitere Probleme abfedern könnte. Wegen Lockdowns und geschlossenen Seehäfen in Asien – und des Kriegs in der Ukraine – sind beim Baumaterial Lieferschwierigkeiten aufgetreten.

Dies habe zur Folge, dass die Preise für Material stiegen oder schwankten. Kostenvoranschläge zu erstellen, stelle deshalb ein „riskantes Unterfangen“ dar. „Für die Handwerksbetriebe ist es eine Sache der Unmöglichkeit geworden, sämtliche Kostenerhöhungen auf ihre Margen umzuwälzen“, sagt die Kammer-Sprecherin. „Früher oder später werden sie ihre Verkaufspreise angesichts dieses Kostenschubs anheben müssen.“ 51 Prozent der Unternehmen sollen demnach im ersten Quartal 2022 ihren Verkaufspreis angehoben haben, 64 Prozent sollen dies für das zweite Quartal geplant haben. 

Das Überleben der Bauunternehmen 

„Auch wenn der Materialmangel derzeit alle Bereiche des Handwerks betrifft, könnten die Auswirkungen das Überleben einiger Bauunternehmen gefährden“, schreibt die Handwerkskammer in ihrem Pressebericht. Öffentliche Aufträge, die schließlich aufgrund des Anstiegs der Materialkosten ein höheres Budget erfordern, als der Zuschlag erlaubt, könnten die Bauunternehmen in finanzielle Schwierigkeiten bringen. Die Regierung habe jedoch die Möglichkeit eingeräumt, Änderungen im Auftrag vorzunehmen. Dies mit dem Ziel, dass Unternehmen weiterhin an öffentlichen Aufträgen arbeiten und überleben können. Auch empfehle die Regierung in dieser Mitteilung den öffentlichen Auftraggebern, keine Verzugsstrafen anzuwenden, wenn dieser Verzug nicht vorhersehbar war. 

Ein weiteres Problem, vor dem die Unternehmen stünden: der Fachkräftemangel, den es schon vor dem ersten Corona-Lockdown gegeben hatte. Der Anteil von Firmen, deren Tätigkeit durch Personalmangel beeinträchtigt wurde, hatte zu Beginn der Corona-Krise stark abgenommen, heißt es in der Pressemitteilung der Handwerkskammer. Insgesamt behauptet ein Drittel der Unternehmen in der Konjunkturumfrage der Handwerkskammer, dass sie in den vergangenen drei Monaten des Jahres 2021 vom Problem des Arbeitskräftemangels betroffen seien. Anfang 2022 sank diese Zahl auf 27 Prozent. Mit 31 Prozent habe die Baubranche am meisten mit diesem Mangel zu kämpfen.  

Inflation und Index

Die Firmen seien durch die Inflation und die damit verbundenen Erhöhungen der Materialkosten direkt betroffen. Zumal dieser „inflationäre Kontext“ wohl auch noch anhalten werde. Doch auch haben die Inflation und der Arbeitskräftemangel einen Einfluss auf die Personalkosten und üben Druck auf die Unternehmen aus, schreibt eine Sprecherin der Handwerkskammer. Die im Tripartite-Abkommen vereinbarten Maßnahmen sollen den Unternehmen jedoch mit einer Änderung des Index unter die Arme greifen, schreibt die Kammer weiterhin.

Derzeit befasst sich ein außerordentlicher Parlamentsausschuss mit dem Tripartite-Abkommen, das bis spätestens Ende Juni in Gesetzesform gegossen werden soll. Nachdem die Opposition den Gesetzesentwurf der Regierung mehrmals kritisiert hatte, wurde der Kommission am vergangenen Freitag ein abgeänderter Entwurf vorgelegt. „Nach den Sitzungen mit den Gewerkschaften und dem Patronat hat sich herausgestellt, dass dieser Gesetzentwurf, wie er da lag, nicht dem entspricht, was im Tripartite-Abkommen festgehalten wurde“, sagte etwa Gilles Roth (CSV), Vizepräsident der Tripartite-Kommission, gegenüber dem Tageblatt nach der letzten Kommissionssitzung.