Freitag28. November 2025

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Russlands KriegBis zu 60 Tote nach Bombardierung von Schule in der Ukraine befürchtet – Rätsel um Killer-Drohnen

Russlands Krieg / Bis zu 60 Tote nach Bombardierung von Schule in der Ukraine befürchtet – Rätsel um Killer-Drohnen
90 Menschen sollen in der Schule Schutz gesucht haben – Dutzende könnten gestorben sein Foto: Handout/Regionale Verwaltung Luhansk 

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Zwei Tote wurden bereits geborgen, die Suche nach Überlebenden in den Trümmern hält an. Offenbar hatte sich fast die ganze Dorfbevölkerung in der Schule vor russischen Angriffen in Schutz gebracht. Auch der Informationskrieg hält an. 

Bei einem russischen Bombenangriff auf eine Dorfschule in der ostukrainischen Region Luhansk sind nach Angaben des Gouverneurs der Region womöglich bis zu 60 Menschen getötet worden. Nach der Attacke auf die Schule in Bilohoriwka, wo 90 Menschen Unterschlupf gesucht hätten, sei ein Feuer ausgebrochen, erklärte Gouverneur Serhij Gaidai am Sonntag auf dem Messengerdienst Telegram.

Nach dem Löschen des Brandes habe man zwei Leichen gefunden, 30 Menschen seien aus den Trümmern gerettet worden, sieben davon verletzt. „Sechzig Menschen sind wahrscheinlich unter den Trümmern der Gebäude gestorben.“ Reuters konnte den Bericht zunächst nicht unabhängig überprüfen.

„Wie 1945 wird der Sieg unser sein“, sagt Putin

Der russische Präsident Wladimir Putin hat sich mit Blick auf die Ukraine siegessicher gezeigt und Parallelen zum Zweiten Weltkrieg gezogen. „Wie 1945 wird der Sieg unser sein“, sagte Putin am Sonntag. „Heute kämpfen unsere Soldaten wie ihre Vorfahren Schulter an Schulter für die Befreiung ihrer Heimat vom Nazidreck.“

Russland feiert am 9. Mai traditionell den Sieg über Nazi-Deutschland. Für Montag ist in Moskau zu diesem Anlass eine große Militärparade geplant. Seinen Militäreinsatz in der Ukraine begründet Russland mit der Absicht, das Nachbarland „demilitarisieren“ und „entnazifizieren“ zu wollen.

Moskau hat die diesjährige Feier noch pompöser angelegt, auch wenn kein einziger ausländischer Staatsgast eingeladen wurde, weniger Menschen über den Roten Platz marschieren werden, weniger Militärtechnik über das Kopfsteinpflaster rollen wird und auch die regionalen Paraden bescheidener ausfallen. Es zählt die Inszenierung, zählt das offizielle Narrativ vom stetigen Kampf der Russen gegen fremde Mächte von außen, die ihr Land über Jahrhunderte hinweg zu knechten versucht hätten. 

Moskau missbraucht das Gedenken

Der Kreml kapert und kontrolliert die Erinnerung, er macht mit dem vereinfachten, plakativen Wissen über den Zweiten Weltkrieg Politik. Putin hat Geschichte zur treibenden Kraft seines Handelns gemacht und legitimiert dieses damit. „1941-2022“ steht derzeit auf manchen Plakaten in Moskau, so als befände sich Russland immer noch im Krieg, als hätte der Kampf gegen das absolute Böse, den Faschismus, nie aufgehört. Indem Moskau alle Ukrainer, die die offizielle russische Politik infrage stellen, zu „Nazis“ erklärt, missbraucht es das Gedenken an den Sieg 1945 als Rechtfertigung seines Krieges in der Ukraine und pflegt mit seiner neuen Swastika, dem Z, eine Ideologie der Zerstörung, schreibt Tageblatt-Korrespondentin Inna Hartwich aus Moskau.

Das russische Militär setzte seine Angriffe fort und zerstörte nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums in der Nacht ein ukrainisches Kriegsschiff nahe Odessa. Zudem habe die Luftabwehr über der Schlangeninsel im Schwarzen Meer zwei ukrainische Bomber und einen Hubschrauber abgeschossen. Dem Machthaber der russischen Teilrepublik Tschetschenien, Ramsan Kadyrow, zufolge fiel die ostukrainische Stadt Popasna in der Region Luhansk. Regional-Gouverneur Gaidai bestätigte dies und sagte im ukrainischen Fernsehen, die ukrainischen Truppen hätten sich zurückgezogen, um weitere befestigte Stellungen einzunehmen. „Dort wurde alles zerstört.“

Hubschrauber von Drohne abgeschossen?

Den Hubschrauber-Abschuss über der Schlangeninsel reklamieren die ukrainischen Streitkräfte allerdings ebenfalls für sich und unterlegen die Behauptung mit einem Video, das sie online gestellt haben. Das Video, aufgenommen von einer Bayraktar-TB2-Drohne zeigt einen Hubschrauber-Abschuss über der kleinen Insel im Schwarzen Meer. Stimmt die ukrainische Darstellung, handelt es sich dabei um den ersten Abschuss einer Luftwaffe durch eine TB2-Drohne aus türkischer Produktion. Darüber hinaus wäre die Seriennummer der Drohne im Video der erste visuelle Beleg dafür, dass die Türkei die Ukraine auch während des russischen Angriffskrieges weiter mit Bayraktar-Drohnen beliefert.

Am Samstag waren nach wochenlanger Einkesselung nach Angaben der Ukraine die letzten Frauen, Kinder und älteren Zivilisten aus dem Stahlwerk Asowstal in der belagerten Stadt Mariupol evakuiert worden. Das Werk aus der Sowjetzeit ist der letzte Stützpunkt der ukrainischen Streitkräfte in der Hafenstadt, die zu einem Symbol des Widerstands gegen den russischen Einmarsch geworden ist. Nach Worten des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj wurden 300 Menschen in Sicherheit gebracht. Russland versucht nach ukrainischen Angaben mit Hilfe von Panzern und Artillerie, die verbliebenen Kämpfer aus dem Komplex zu vertreiben.

In einer emotionalen Ansprache am Sonntag zum Tag des Sieges, an dem Europa der Kapitulation Nazi-Deutschlands vor den Alliierten im Zweiten Weltkrieg gedenkt, sagte Selenskyj, mit der russischen Invasion sei das Böse in die Ukraine zurückgekehrt. Aber sein Land werde sich durchsetzen.

Leider kehrt das Böse zurück, wenn Menschen die Rechte anderer Menschen missachten, das Gesetz missachten und die Kultur zerstören

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner Ansprache zum 8. Mai

Bewaffnete Gruppen und russische Truppen in der moldauischen Separatistenregion Transnistrien bereiten sich nach ukrainischen Angaben auf den Kampf vor. Die russischen Streitkräfte in dem Gebiet befänden sich „inmitten der Vorbereitungen für den Kampf“, erklärte der ukrainische Generalstab am Sonntag. Die Befürchtung, dass der Konflikt in der Ukraine auf das Nachbarland Moldau übergreifen könnte, war in den vergangenen Wochen gewachsen.(Reuters, AFP, IH, A.B.)