VerkehrssicherheitSpeedmarathon der Polizei: „Kontrollen sind keine Geldmaschinen“

Verkehrssicherheit / Speedmarathon der Polizei: „Kontrollen sind keine Geldmaschinen“
Die route de Luxembourg in „Gréivelsbarrière“ war nur eine von Dutzenden Stellen, an denen am Donnerstag Polizisten postiert waren Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Im Rahmen der europaweiten Kampagne gegen Geschwindigkeitsübertretungen hat die Polizei in Luxemburg gestern landesweit dutzende Kontrollen durchgeführt. Ziel des sogenannten Speedmarathon war es, die Fahrer auf die Gefahren zu hoher Geschwindigkeiten im Verkehr aufmerksam zu machen.

Es ist Donnerstagmorgen, 9.15 Uhr: Auf der viel befahrenen route de Luxembourg zwischen „Gréivelsbarrière“ und Dippach sind auch an diesem Morgen etliche Wagen unterwegs. Der Verkehr läuft flüssig, die Fahrer halten sich an die geltenden Geschwindigkeiten. Dennoch treten die meisten Verkehrsteilnehmer nach dem ersten Kreisverkehr plötzlich auf die Bremse. Der Grund: Entgegenkommende Fahrer betätigen in regelmäßigen Abständen ihre Lichthupen. Das kann eigentlich nur eines bedeuten: In unmittelbarer Nähe findet gerade eine Polizeikontrolle statt.

„Wir haben auch kein Problem damit, wenn Fahrer sich gegenseitig warnen“, betont Chefkommissar André Schaack etwas später gegenüber der Presse. „Es werden ja auch regelmäßig Geschwindigkeitskontrollen im Radio angekündigt. Wenn die Fahrer deswegen das Fuß vom Gaspedal nehmen und das Tempolimit einhalten, haben wir unser Ziel erreicht“, fährt der Polizeioffizier fort. Schließlich gehöre auch die Verkehrssicherheit zu den Missionen der Luxemburger Ordnungshüter. „Und zu hohe Geschwindigkeiten gehören zu den häufigsten Unfallursachen“, so Schaack.

Der Leiter des „Service national de la circulation et de la sécurité routières“ der Luxemburger Polizei hat am Rande einer Geschwindigkeitskontrolle Stellung bezogen, um mit Journalisten über eine der Hauptursachen für schwere Unfälle zu reden. Anlass ist das sogenannte Speedmarathon, eine Kampagne im Rahmen einer europaweiten Initiative gegen Geschwindigkeitsübertretungen, die von Roadpol, dem Netzwerk der europäischen Straßenpolizei-Verbände, getragen wird.

24 Stunden lang wurden am Donnerstag an den unterschiedlichsten Stellen im Land die Geschwindigkeiten kontrolliert. Sämtliche Dienststellen waren aufgefordert worden, mindestens eine Kontrolle pro Schicht durchzuführen, während die Straßenpolizei den ganzen Tag über mit Tempomessungen beschäftigt war. Nicht weil man etwa die Staatskassen auffüllen soll: „Kontrollen sind keine Geldmaschinen. Ziel der Kampagne sei es vielmehr, die Öffentlichkeit auf die Gefahren unangepasster Geschwindigkeiten aufmerksam zu machen, so der Chefkommissar.

Jede Dienststelle im Land war aufgefordert worden, mindestens eine Kontrolle pro Schicht durchzuführen<br />
Jede Dienststelle im Land war aufgefordert worden, mindestens eine Kontrolle pro Schicht durchzuführen
 Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Kein Geheimnis

Aus diesem Grund sei die Kampagne auch Tage im Voraus angekündigt worden – in der Presse, auf den sozialen Medien und auf den Anzeigetafeln entlang der Autobahnen. Zusätzlich dazu war die Kommunikationsabteilung der Polizei den ganzen Tag damit beschäftigt, die Öffentlichkeit auf Twitter und Instagram mit den neuesten Entwicklungen vom Speedmarathon zu füttern. Gleichzeitig wurden die Nutzer in den sozialen Medien interaktiv mit eingebunden. So konnte man im Voraus beispielsweise darüber abstimmen, an welchen Punkten in den vier Regionen Kontrollen abgehalten werden sollen. Auch konnten die Bürger eigene Vorschläge für Tempokontrollen mit einbringen.

Bei dieser Umfrage seien denn auch einige Vorschlägen eingegangen, bestätigt Schaack. „Das zeigt: Die Leute wollen, dass wir Geschwindigkeiten kontrollieren. Natürlich ist dann auch jeder der Meinung, vor seiner eigenen Haustür seien die meisten Raser unterwegs. Doch wer sitzt im Endeffekt hinter dem Steuer? Wir alle! Wir alle sind dafür verantwortlich, Tempolimits einzuhalten“, so der Polizeioffizier.

Die Zahlen sprechen für sich: 2020 wurden 771 Unfälle registriert, bei denen Personen zu Schaden kamen. 26 Menschen kamen dabei ums Leben. 217 Personen wurden schwer verletzt, während 744 Insassen mit leichten Verletzungen davonkamen. Hauptursache war in den allermeisten Fällen das Tempo: Jedes dritte Unglück mit schweren Folgen war auf zu hohe Geschwindigkeiten zurückzuführen. Das geht zumindest aus den letzten offiziellen Zahlen des Verkehrsministeriums hervor. Die Statistiken für letztes Jahr werden die Behörden voraussichtlich im Mai präsentieren.

Allerdings steht jetzt schon fest, dass die Polizei 2021 insgesamt 1.634 Führerscheine hat einziehen müssen – 334 davon wegen zu hoher Geschwindigkeit. „In anderen Worten: Fast täglich verliert mindestens ein Fahrer wegen Geschwindigkeitsübertretung seine Fahrerlaubnis“, schlussfolgert André Schaack. Allein 2022 seien aus diesem Grund bereits 43 Führerscheine eingezogen worden. „Stand 23. März wohlgemerkt. Das Jahr ist erst wenige Monate alt“, so der für Verkehrssicherheit zuständige Chefkommissar.

Trotz präventiver Kampagnen sei die Message noch nicht bei allen Verkehrsteilnehmern angekommen. Die Realität sei der beste Beweis: „Trotz Speedmarathon sind immer noch Fahrer zu schnell unterwegs. Trotz Speedmarathon nehmen wir immer noch Führerscheine ab“, so Schaack. Im Rahmen der Kampagne sei der erste Führerschein gestern um 5.40 Uhr in Capellen einbehalten worden, wo ein Fahrer mit 93 statt der erlaubten 50 km/h gemessen wurde.

Prävention alleine reicht nicht: Die Polizei muss Fahrer weiterhin gebührenpflichtig verwarnen<br />
Prävention alleine reicht nicht: Die Polizei muss Fahrer weiterhin gebührenpflichtig verwarnen
 Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Zu diesem Zeitpunkt war die erste gebührenpflichtige Verwarnung im Rahmen des Speedmarathon längst ausgestellt: In Niederfeulen war um 1.21 Uhr ein Fahrer innerhalb der Ortschaft mit 71 km/h unterwegs. Ein vorläufiger Höchstwert wurde indessen gegen 11.30 Uhr auf der N10 im Osten des Landes gemessen: Zwischen Machtum und Ahn hatte ein Fahrer eine Spitzengeschwindigkeit von 156 km/h aufzuzeigen. Und das bei erlaubten 90 km/h.

Dies sei der Beweis, dass präventive Kampagnen allein nicht ausreichen. „Ohne Repression geht es leider nicht“, so Schaack. Zumal, da die Unfallquoten europaweit stagnieren. In den letzten Jahrzehnten sei viel in Straßensicherheit investiert worden. „Inzwischen aber sind wir an einem Punkt angelangt, an dem es immer schwieriger wird, die Zahl der Unfälle weiter zu reduzieren“, stellt der Chefkommissar fest. Tatsächlich hat sich in repressiver, präventiver, aber auch technischer und materieller Hinsicht so einiges getan. Nun aber sei der Mensch gefragt, einen eigenen Beitrag zu leisten.

Der Speedmarathon lief noch bis Mitternacht. Eine abschließende Bilanz wird die Polizei am Freitag präsentieren. Letztes Jahr wurden rund 420 gebührenpflichtige Verwarnungen an einem Tag ausgestellt.

Eine endgültige Bilanz der Kontrollen wird die Polizei am Freitag präsentieren. Letztes Jahr wurden mehr als 400 Fahrer zur Kasse gebeten.
Eine endgültige Bilanz der Kontrollen wird die Polizei am Freitag präsentieren. Letztes Jahr wurden mehr als 400 Fahrer zur Kasse gebeten. Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Speedmarathon 2022 – Einige Zahlen

– Echternach, route de Luxembourg von 6.30 bis 7.00 Uhr: zwei Fahrer zu schnell. Strafen: zwei „Avertissements taxés“ (AT) von 49 Euro.
– Pommerloch, N15 von 7.00 bis 8.00 Uhr: kein Fahrer zu schnell.
– Luxemburg, côte d’Eich von 7.45 bis 8.45 Uhr: acht Fahrer zu schnell. Strafen: viermal AT 49 Euro, dreimal AT 145 Euro, einmal Protokoll an Gericht.
– Leudelingen, route d’Esch von 8.30 bis 9.30 Uhr: 20 Fahrer zu schnell, eine Person ohne Führerschein. Strafen: siebenmal AT 49 Euro, zwölfmal AT 145 Euro, einmal „délit de grande vitesse“ (DGV).
– Luxemburg, rue des Cerisiers von 8.50 bis 9.35 Uhr: vier Fahrer zu schnell. Strafen: zweimal AT 49 Euro, zweimal AT 145 Euro.
– Steinbrücken, rue de l’Europe von 10.20 bis 11.50 Uhr: neun Fahrer zu schnell. Strafen: einmal AT 49 Euro, siebenmal AT 145 Euro, einmal DGV.
– Mobiles Radar auf der N2 bei Assel zwischen Mitternacht und Mittag: 44 Fahrzeuge geblitzt.
– Gréivelsbarrière, route de Luxembourg von 8.45 bis 10.30 Uhr: zwei Fahrer zu schnell. Strafen: zweimal AT 49 Euro, ein Auto immobilisiert.
– Luxemburg-Kirchberg von 15.00 bis 16.30 Uhr: 25 Fahrer zu schnell. Strafen: einmal AT 24 Euro, viermal AT 49 Euro, 20-mal AT 145 Euro, einmal DGV.
Anmerkung: Gebührenpflichtige Verwarnungen von 145 Euro sind mit dem Verlust von zwei Punkten verbunden.

jean-pierre.goelff
25. März 2022 - 18.00

...ei,daat Lidd kennen mär schons mei laang,hei am Franzouseland,mee,d'Mëcken landen dach awer an der Staatskees,oder iwwerweisen sie d'Euro'en fir deï geplooten Kanner aus der Ukraine?

Arm
25. März 2022 - 15.22

Bin gestern über 200 km hier in Luxemburg unterwegs gewesen ich habe nirgends eine Polizeikontrolle gesehen ich glaube die hatten sich sehr gut versteckt

lupus-canis
25. März 2022 - 13.55

haut sën och nach Kontrollen, op 18km 2X op der selwëchter Säit

Horst
25. März 2022 - 8.44

Mein Super Suv läuft 310, die Polizei hat es nicht gesehn!