Montag3. November 2025

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SkispringenVierschanzentournee: Kobayashi fliegt wieder Richtung Grand Slam

Skispringen / Vierschanzentournee: Kobayashi fliegt wieder Richtung Grand Slam
Aktuell der stärkste Springer im Weltcup: Ryoyu Kobayashi Foto: Daniel Karmann/dpa

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Der japanische Skisprungstar Ryoyu Kobayashi hat nach seinem Doppelsieg bei den beiden deutschen Tournee-Stationen zum zweiten Mal den ganz großen Coup im Visier.

Seinen einzigen Fehler leistete sich Ryoyu Kobayashi erst, nachdem er seinen Rivalen wieder einmal davongeflogen war. Den Kristall-Pokal für den Sieg im Neujahrskrimi der Vierschanzentournee hob der derzeit beste Skispringer der Welt an dessen Spitze in die Höhe – worauf sich der schwere Trophäen-Sockel im Sturzflug Richtung Schnee verabschiedete. „Der ist jetzt ein bisschen beschädigt, aber nicht ganz kaputt“, sagte Kobayashi grinsend.

Eiskalt

Böse sein wollte dem Japaner in Garmisch-Partenkirchen niemand, auch wenn der Spielverderber zuvor dem dem Deutschen Markus Eisenbichler einen märchenhaften Heimsieg um die Winzigkeit von umgerechnet elf Zentimetern weggeschnappt hatte. Der faszinierende Flugkünstler Kobayashi ist schließlich auf dem besten Weg, erneut Schanzengeschichte zu schreiben: Nach seinem Doppelschlag von Oberstdorf und Garmisch scheint der zweite Tournee-Grand-Slam greifbar.

„Ganz ehrlich – an so etwas denke ich nicht“, ließ er über seinen Dolmetscher Markus Neitzel ausrichten. Viel Arbeit hat Neitzel mit seinem wortkargen Klienten nicht.

„Ich bin sehr glücklich“, lässt Kobayashi sagen. Oder: „Ich denke nur an meinen nächsten Sprung.“ Wahlweise: „Ich denke nicht darüber nach, was andere sagen.“ Interviews mit Kobayashi gestalten sich mitunter mühsam. Dafür lässt er umso gewaltiger Taten sprechen. Schöner kann man nicht skispringen, nicht effektiver, nicht cooler. Von den jüngsten 14 Tournee-Springen hat er sieben gewonnen. Vier davon beim Durchmarsch im Winter 2018/19 – den Viererschlag haben neben ihm nur Sven Hannawald (2001/02) und Kamil Stoch (2017/18) geschafft.

„Er ist a cooler Hund mit wahnsinnigem Selbstvertrauen“, sagt der deutsche Bundestrainer Stefan Horngacher: „Sein Gesamtpaket stimmt einfach. Ich denke, er fährt relativ gut runter, hat einen brutal guten Absprung und eine gute Übergangsphase. Im Flug ist er nicht so brutal unterwegs, aber es reicht ihm“. Eisenbichler musste das leidvoll erfahren: Als vorletzter Springer im Finale hatte der „Eisei“ grandiose 143,5 m vorgelegt. Kobayashi musste kontern, 135,5 m erreichen – und traf sie eiskalt.

Ausnahmeerscheinung

Eiskalt hatte Kobayashi selbst die finnische Corona-Quarantäne getroffen. In Ruka war sein PCR-Test positiv ausgefallen, der Weltcup-Zirkus zog weiter, der mühsam in die Saison gekommene Kobayashi saß fest – und Rivale Karl Geiger enteilte im Gesamtweltcup. „Ich habe das aber als Auszeit genommen, von da an lief es“, sagte Kobayashi, der Geiger in Garmisch das Gelbe Trikot abnahm.

So eine Ausnahmeerscheinung Kobayashi als Skispringer auch sein mag: Als Typ ist er ein ganz normaler junger Japaner, ein durchaus extravaganter Mode- und Bling-Bling-Fan, der Weihnachten gerne mal shoppend in Paris verbringt. Ein neuer goldener Adler als schickes Mitbringsel aus Europa wäre da perfekt.

Weiter geht es am Montag (13.30 Uhr). Dann findet in Innsbruck die Qualifikation für das dritte Springen der 70. Vierschanzentournee statt. Der Wettkampf am Bergiesel folgt am Dienstag, ebenfalls um 13.30 Uhr. (SID)

Im Überblick

Skispringen, 2. Springen der Vierschanzentournee in Garmisch-Partenkirchen:
1. Ryoyu Kobayashi (Japan) 291,2 Punkte
2. Markus Eisenbichler (Deutschland) 291,0
3. Lovro Kos (Slowenien) 286,0
4. Marius Lindvik (Norwegen) 283,7
5. Jan Hörl (Österreich) 274,9 

Gesamtwertung nach 2 von 4 Springen:
1. R. Kobayashi 593,2 Punkte,
2. Lindvik 580,0
3. Kos 575,5
4. Eisenbichler 572,1
5. Halvor Egner Granerud (Norwegen) 563,4