OlingenFür die Erhaltung der Obstsorten: SIAS-Workshop zum Anlegen einer Streuobstwiese

Olingen / Für die Erhaltung der Obstsorten: SIAS-Workshop zum Anlegen einer Streuobstwiese
Wichtig beim Anlegen eines „Bongert“ ist erst einmal die Jahreszeit. Am besten eignen sich die Monate November bis Januar. Foto: SIAS

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Die Erhaltung alter Obstsorten und somit der Biodiversität ist seit mehreren Jahren eines der Hauptanliegen von Naturschutzverbänden und biologischen Stationen. In den vergangenen Jahrzehnten verschwanden viele Streuobstwiesen. In noch bestehenden, aber nicht mehr bewirtschafteten Obstwiesen ist der Baumbestand zu alt. Um auch für die kommenden Generationen die alten Sorten zu erhalten, nimmt die biologische Station SIAS an einem Programm zum Unterhalt und Anlegen von „Bongerten“ teil.

Am vergangenen Samstag lud das SIAS („Syndicat intercommunal pour l’assainissement du bassin hydrographique de la Syre“) zu einem praktischen Workshop zum Thema „Anlegen einer Streuobstwiese“ nach Olingen ein. Experte Daniel Lentz vermittelte den wenigen Anwesenden die wichtigsten Etappen zum Anlegen einer Obststreuwiese.

Damit das Anlegen eines Bongerts zum Erfolg führt, müssen einige Punkte beachtet werden. An erster Stelle sei dies die richtige Jahreszeit. Optimal ist der Spätherbst, also die Monate November, Dezember oder Januar, so Daniel Lentz. In dieser Periode sind die Böden feucht und liefern den etwa drei Jahren alten Jungbäumen das Lebenselixier Wasser. Bodenfrost beim Anpflanzen hingegen ist kontraproduktiv; die Wurzeln der frisch gepflanzten Bäume haben es dann schwer, in den Boden einzudringen.

Ein weiterer nicht zu vernachlässigender Punkt ist die Obstsorte. Kirschen beispielsweise sollte man im Ösling nicht anpflanzen, dies aufgrund des Spätfrostes. Dort eignen sich dann am besten die Regionen im Osten sowie entlang der Mosel, dort ist das Klima milder, so der Experte. Prinzipiell würden Äpfel überall gedeihen, doch auch hier, und das ist das Besondere an der Artenvielfalt, sollte man auf die regionalspezifischen Sorten achten, so Lentz. Jede Obstsorte unterscheidet sich etwa durch die Blüte- und Reifezeit. Frühe Sorten eignen sich gut in Regionen mit mildem Klima, späte Sorten gedeihen auch in höheren oder kälteren Lagen mit Spätfrost.

Muskelkraft und einen guten Spaten

Welche Obstsorten angebaut werden können, ist abhängig von Bodenbeschaffenheit und Klima
Welche Obstsorten angebaut werden können, ist abhängig von Bodenbeschaffenheit und Klima Foto: SIAS

In Sachen Bodenbeschaffenheit gibt es einige Kriterien zu beachten. Birnbäume etwa haben tiefe Wurzeln, können also in Regionen mit lehmigem Boden überleben. Äpfel oder Zwetschgen haben viele oberflächliche Wurzeln. Für sie sollte man also einen lockeren und tiefgründigen Boden wählen, nicht zu trocken und nicht zu nass. Ein steinreicher Boden hingegen eignet sich nicht für Obstbäume.

Bezüglich des Sonnenverlaufs sollte man eine südöstliche Lage bevorzugen. Denn die Obstbäume sind auf Sonne angewiesen und vertragen nur wenig Schatten. Das Anlegen eines Bongert etwa am Rande eines Waldes wäre nicht sehr sinnvoll, so der Experte.

Last but not least benötigt man etwas Muskelkraft und einen guten Spaten zum Graben der Löcher. Wer lange Freude an den Jungbäumen haben möchte, sollte auf jeden Fall die Wurzeln mit einem Wühlmauskorb versehen, so der Expertentipp.

Die biologische Station SIAS bietet eine Vielzahl an Programmen zum Naturschutz oder zur Erhaltung der Artenvielfalt an. Diese richten sich sowohl an Bürger als auch Landbewirtschafter und Gemeinden. Im Rahmen des „Bongerten“-Projekts bietet das SIAS den Besitzern alter, nicht mehr bewirtschafteter Streuobstwiesen eine Verjüngungskur und den Unterhalt der Bongerten an. Weitere Infos zu allen Programmen gibt es unter sias.lu

Die Wurzeln sollten mit einem Wühlmauskorb versehen werden
Die Wurzeln sollten mit einem Wühlmauskorb versehen werden Foto: SIAS