Zwar befinden sich die beiden bedeutendsten Kunstveranstaltungen, die Lux Artweek und der „Salon du CAL“, nicht mehr unter einem Dach, wie das noch vor Jahren der Fall war, doch erfreuen sie an diesem Wochenende die heimischen Kunstfreunde. Ab morgen ist nach Preview heute die LAW in extra errichteten Zelten auf dem „Glacis Square“ zu besichtigen, während der Cal-Salon im „Tramsschapp“, beide Ausstellungen auf Limpertsberg, noch bis Sonntag geöffnet ist.
Der „Cercle artistique de Luxembourg“ (CAL) feiert sein 125-jähriges Jubiläum, die Lux Art Week existiert erst seit 2015 und verfolgt eigene Zielsetzungen. Geht es beim CAL um eine Vereinigung von Künstlern, so sind bei der LAW in- und ausländische Galerien zu einer Messe mit Förder- und Verkaufsabsichten zusammengefügt. Der „Salon du CAL“ hat sich nach vorübergehender gemeinsamer Darstellung mit der LAW in der Victor-Hugo-Halle wieder losgelöst und seine Veranstaltung zeitlich ausgedehnt, sodass der Salon nach zwei Wochen Öffnung an diesem Wochenende seine Tore schließen wird. Die LAW hingegen muss ihre Zelte nach drei Tagen bereits am Sonntag wieder abbrechen. Obwohl räumlich getrennt verfolgen beide Events das Ziel, das Publikum für die bildende Kunst zu sensibilisieren, wenn auch mit unterschiedlichen Mitteln.
Rund 80 Galerien bei der LAW
Dass die LAW ihre gewohnte Victor-Hugo-Halle vorübergehend aufgeben musste, ist der Pandemie und dem dort eingerichteten Impfzentrum geschuldet. Ob die selbst bequem eingerichteten Zelte den nötigen Komfort bieten und stimmungsmäßig genug hergeben, wird sich zeigen. Fest steht, die Organisatoren der LAW wollten das Stadtgebiet nicht verlassen und haben sich notgedrungen mit einer provisorischen Lösung zufriedengegeben.
Mit einer hohen Anzahl an Ausstellern, 45 Galerien in der „main section“, 28 Teilnehmern in der „Take off“-Abteilung und sieben Galerien im „Focus Brussels“, wird neben Begleitmanifestationen für Luxemburg nicht nur Einzigartiges auf konzentriertem Raum geboten (alle Details auf www.luxembourgartweek.lu), diese Veranstaltung setzt darüber hinaus Luxemburg auf die Landkarte der in Europa zu beachtenden Kunstevents. Auch das unterstreicht die Bedeutung dieses Events.
Zwar sind leider nicht alle heimischen Galerien vertreten, doch die Teilnahme einiger Häuser mit klangvollen Namen, etwa Lelong aus Paris und New-York oder Danys Gallery mit Vertretungen in Paris, London und Shanghai, sowie Bernard Jordan, in Paris, Berlin und Zürich präsent, sorgt neben anderen interessanten Galerien aus Deutschland, Frankreich, Belgien und Luxemburg für Schwung in der Liste, dies zudem mit dem Fokus auf Brüssel ein weiteres Argument für diese 21er Auflage der LAW zählt. Gespannt darf man auch auf die „Take off“-Abteilung sein, da hier zahlreiche neue Namen sowohl aus Luxemburg als auch aus den Nachbarländern aufgetaucht sind.
Neu sind außerdem die Covid-Check-Bedingungen und das Eintrittsticket, das nicht nur für Einnahmen, sondern auch für eine präzisere Besucherzahl sorgen dürfte. Vernissage ist am 12. November, der Vorhang fällt am 14. November um 18.00 Uhr. Kleiner Trost für Covid-Skeptiker, die die Schau nicht live besuchen wollen, die LAW kann via Internet im Schnelldurchlauf sozusagen integral von zu Hause aus verfolgt werden.
CAL-Salon mit Rekordteilnehmerzahl
Der „Salon du CAL“ ist, wie erwähnt, im „Tramsschapp“ eingerichtet. Der Eintritt ist frei, doch auch hier gelten die Covid-Check-Regeln. Als Jubiläumsedition gefeiert, präsentiert diese Ausstellung einige Neuheiten, u.a. ist mit 47 Ausstellern, davon 30 Frauen und zehn Künstlern unter 35 Jahren sowie 14 Erstbeteiligungen, eine Rekordzahl erreicht.
Rechnet man noch die vier eingeladenen jungen Künstler dazu, gilt diese Ausgabe wohl vorwiegend als eine Schau von Frauen und Nachwuchskünstlern, kein Wunder, dass der „Révélation“-Preis an die junge Künstlerin Julie Wagener vergeben wurde. Ob die Qualität der Jubiläumsausgabe nun besser als die der vorherigen Salons ist, mag bezweifelt werden, obwohl fast die gesamte Palette an praktizierten Techniken in der bildenden Kunst vertreten ist und die Themen-Auswahl recht aktuell scheint.
Der Adolphe-Preis geht traditionell an ein CAL-Mitglied. Der letzte Adolphe-Preis ging 2019 an Franz Ruf, eminenter Vertreter der Gravur-Kunst. In diesem Jahr wurde dieser Preis Catherine Lorent für ihr Werk „7 vues phantastiques sur la mer, 2004-2921“ zuerkannt. Es handelt sich dabei um ein Werk aus Chinatinte gezeichnet mit Aquarell- und Pastel-Farbe angereichert auf Papier, eine Art kurioser Chronik mit unterschiedlicher Perspektive.
Alle Werke der auserwählten Künstler unter die Lupe zu nehmen, würde den Rahmen dieses Artikels sprengen, doch so viel sei gesagt. Einige altgediente Künstler (innen) haben sich erneut bewährt, die Juroren waren wohl auch bemüht, eine Balance zwischen Verfechtern diverser Ausdrucksweisen zu erhalten, was allerdings beim Besucher manchmal Kopfschütteln hervorruft, wenn man die recht primitive Herangehensweise einiger Künstler (innen), nur um scheinbar „mysteriöser“ zu wirken, durch ausgiebige Betrachtung entlarvt.
Den Verantwortlichen gebührt allerdings Lob für die Anordnung und Hängung der Werke, der Besuch durch die breit angelegten Gänge ist bequem und der Blick auf die hohen Ausstellungswände ist stets frei, sodass eine angenehme Promenade durch den „Salon“ gewährt ist, dies mit der Einschränkung, dass die vier eingeladenen Nachwuchstalente etwas abseits und ungünstig im Vorraum präsentiert werden. Schade, ihre Werke hätten eine bessere Präsentation verdient. Wer sich die Jubiläumsausgabe des „Salon du CAL“ nicht entgehen lassen will, der hat dazu noch bis Sonntagabend Zeit.
De Maart
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