Donnerstag30. Oktober 2025

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HandballGespräch mit FLH-Präsident Dr. Romain Schockmel: Die Unsicherheit dominiert

Handball / Gespräch mit FLH-Präsident Dr. Romain Schockmel: Die Unsicherheit dominiert
Der Präsident der FLH, Romain Schockmel, hatte wegen der Pandemie viele organisatorische Dinge zu erledigen  Archivbild: Julien Garroy/Editpress

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Die Covid-19-Pandemie hat vieles verändert. Ob Alltag, Wirtschaft, öffentliches Leben, Kultur – aber eben auch im Sport. Auf der ganzen Welt wurden Sportveranstaltungen abgesagt oder verlegt, sowohl national als auch international. Der Luxemburger Handball blieb davon nicht verschont. FLH-Präsident Dr. Romain Schockmel, seines Zeichens Chirurg im Escher CHEM, versuchte gegenüber dem Tageblatt die aktuelle Lage einzuschätzen und wagte einen Blick in die (sportliche) Zukunft.

Tageblatt: Dr. Romain Schockmel, glauben Sie an einen normalen Beginn der Meisterschaft am 5. September?

Dr. Romain Schockmel: Es ist schwierig, das vorauszusagen. Da wir uns als Verband an die Regeln halten, die von der Regierung, von verschiedenen Ministerien oder aber von den Gemeinden vorgeschrieben werden, besteht Hoffnung. Vom Gesetz her ist unsere Kontaktsportart im Moment erlaubt, also kann man davon ausgehen, dass wir die Meisterschaft wie geplant starten können.

Mit Zuschauern?

Auch mit Zuschauern, wenn die nötigen Sicherheitsmaßnahmen, wie Abstand halten und Masken tragen, eingehalten werden. Dabei müssen die Gemeinden aber mitziehen. Zurzeit gibt es da Uneinigkeit. Es gibt Gerüchte, dass einige Gemeinden Bedenken haben und es vorziehen würden, am Anfang ohne Zuschauer zu spielen. Also auch hier haben wir noch Gesprächsbedarf.

Werden alle Begegnungen der AXA League gestreamt?

Das war so vorgesehen, ob wir aber gleich Anfang September alle Begegnungen übertragen können, ist fraglich. Die Arbeiten laufen, technisch wäre es bis zum September möglich gewesen, aber in der heutigen Zeit läuft nichts so wie geplant, sodass wir nicht sicher sind, ob wir schon im September in der Lage sein werden, alle Spiele zu übertragen. Wir müssen uns auf den Betreiber verlassen.

Kritische Stimmen besagen, die Streams würden einen Einbruch der Zuschauerzahlen bewirken. Was ist Ihre Meinung dazu?

Das glaube ich nicht. Ich bin eher der Meinung, dass wir mit dieser Maßnahme eine andere Gruppe von Zuschauern erreichen werden. Und vielleicht können wir so ihr Interesse wecken und sie in die Hallen locken. Wir werden die Entwicklung natürlich genau beobachten und sollte es nicht so verlaufen wie gedacht, werden wir reagieren.

Haben Sie Informationen, ob die Vereine ihre Vorbereitung schon beginnen konnten und wie sie verlaufen ist?

Mir sind sicherlich nicht alle Details bekannt, aber ich weiß, dass bei unseren Spitzenvereinen die Vorbereitung auf vollen Touren läuft. Zu hoffen bleibt, dass nicht wieder Einschränkungen hinzukommen. Wenn man gesehen hat, was am Wochenende in Deutschland lief, dann kann man sich gut vorstellen, dass sich das Virus weiter verbreiten könnte. Ich hoffe jedoch, dass wir hier in Luxemburg verantwortungsbewusster mit der Krise umgehen, sodass wir von erneuten Restriktionen verschont bleiben.

Ob die Schweiz den HB Esch zum Europapokalspiel einreisen lassen wird, scheint unsicher. 

Ich habe schon die ersten Gespräche diesbezüglich geführt. Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Escher Delegation sich testen lassen muss. Dass die Mannschaft aber vor der Partie in eine 14-tägige Quarantäne gehen muss, ist ausgeschlossen.

Verstehen Sie die Vereine, die nicht im Europokal antreten?

Das ist durchaus nachvollziehbar. Die EHF verlangt hohe Geldstrafen, wenn man sich anmeldet und später nicht antritt. Es ist aber auch verständlich, dass man aus Sorge um die Gesundheit der Spieler lieber auf die Teilnahme verzichtet. Sorgen machen wir uns ebenfalls um unsere jungen Spieler, die im Ausland in Sportschulen sind. Diese Ungewissheit ist für diese jungen Leute eine schwere Belastung, die sie meistern müssen. Niemand weiß, wie es im September aussieht und deshalb muss man vorsichtig sein und flexibel bleiben.

Einige Länder haben die Meistertitel nach einem vorzeitigen Abbruch nicht vergeben. War dieses Szenario in Luxemburg auch denkbar? 

Nein, die Vereine haben diese Lösung vorgeschlagen. Die Motivation für diese Entscheidung war schlussendlich, dass wir die Reglemente der EHF einhalten und kein Risiko eingehen wollten. Denn an der European League kann dem Reglement nach nur der Meister unseres Landes teilnehmen und so wollten wir auf Nummer sicher gehen und durch diese Entscheidung die Teilnahme sichern.

Die Entscheidung, die AXA League auf zehn Mannschaften aufzustocken, war nicht nach jedermanns Geschmack. Viele glauben, dass das dem Niveau der Sportart schaden wird. Wie sehen Sie das?

Außergewöhnliche Situationen erfordern außergewöhnliche Maßnahmen. Niemand ist an dieser Situation schuld und darum wollten wir keine Mannschaft bestrafen. Kein möglicher Absteiger, der sich noch hätte retten können, kein möglicher Aufsteiger, dem durch die Krise die Möglichkeit zum Aufstieg genommen wurde. Ich möchte betonen, dass eine solche Entscheidung nicht vom Verband, sondern nur von den Vereinen getroffen werden kann.

Wie geht es nun bei der Nationalmannschaft weiter?

Bei den Herren stehen wir vor einem Neuaufbau. Wir sind uns mit dem Trainerstab einig, dass wir nach einem Rückschritt in der vergangenen Saison den Kader erweitern müssen. Das heißt, wir müssen junge Talente an die Nationalmannschaft heranführen, um den Kader breiter aufzustellen. Positiv ist, dass wir mit Josip Ilic, der jetzt die Luxemburger Nationalität hat, einen wichtigen Spieler im Rückraum gewinnen konnten. Würde Ariel Pietrasik denselben Schritt machen, wären wir im Rückraum schon schlagkräftiger aufgestellt. Gefreut hat mich aber, dass mir Chris Auger nach seiner langen Verletzung zu verstehen gab, dass er weitermachen will. Das Ziel muss sein, vom Platz 25 auf Platz 20 vorzustoßen. Das scheint mir realistisch zu sein.

Bei den Damen gab es zuerst eine negative Entscheidung im Hinblick auf eine Beteiligung an der WM-Qualifikation. Dann plötzlich ein Stimmungswechsel: Die Damen spielen jetzt doch die WM-Ausscheidungen und haben sogar Austragungsrecht. Wird die FLH dies nutzen?

Wir haben unsere Kandidatur gestellt, die Slowakei und die Ukraine sehen das positiv und gaben ihr Einverständnis. Nur eine Stellungnahme der Israelis steht im Moment noch aus, doch dürfte das kein Problem werden. Diese Ausscheidungen werden zurzeit prioritär behandelt und wir wollen diese Qualifikation am 5. Dezember hier in Luxemburg starten. Dass wir als Verband eigentlich nicht an dieser Qualifikation teilnehmen wollten, hatten wir damit begründet, dass die zwei geplanten Vorbereitungsphasen mit den USA und Italien der Krise zum Opfer fielen. Und für eine solch schwierige Qualifikation braucht man nun mal eine anständige Vorbereitung. Und wir befürchteten, dass wegen der vielen Ausfälle und der kurzen Vorbereitungszeit die Kräfte der Mädchen überfordert wären. Doch dann wurden wir eines Besseren belehrt. In einer Sitzung zwischen dem Damenteam und dem CA wurde klar, dass die Mädchen mit enormer Motivation bereit sind, alle nötigen Opfer zu bringen, um eine anständige Vorbereitung zu garantieren. Und eine solche Motivation sollte man als Verbandspräsident einfach nicht bremsen und deshalb haben wir uns umstimmen lassen.

Leider bescherte ihnen die Auslosung eine sehr schwierige Gruppe. Was erwarten Sie sich von den Damen?

Dieses Risiko war bekannt. Ich wollte ihnen in dieser Sitzung klarmachen, dass, je nachdem, wie die Gegner ausfielen, die Gefahr einer gehörigen Klatsche nicht auszuschließen sei. Doch angesichts der Motivation, die ich bei den Mädchen gespürt habe, bin ich überzeugt, dass sie sich anständig aus der Affäre ziehen werden.

Zur Erinnerung

In einer Videokonferenz der FLH mit den Vereinen Anfang April beschloss man einstimmig, die Meisterschaft zu beenden. Obwohl erst ein Spieltag in der Titelgruppe gespielt war, wurden den beiden zu diesem Zeitpunkt führenden Mannschaften, HB Esch bei den Herren und HB Käerjeng bei den Damen, die Meistertitel zugesprochen. Etwas mehr Schwierigkeiten gab es in der Auf- und Abstiegsfrage: Nach einem zusätzlichen Referendum fiel auch hier eine Entscheidung: Bei den Herren wurde die AXA League auf zehn Vereine aufgestockt, sodass es keinen Absteiger gab und die beiden führenden Teams der Promotion in die höchste Liga aufstiegen. Bei den Damen wurde die Liga ebenfalls auf acht Vereine aufgestockt.