F91-Mäzen Flavio Becca kündigte am Sonntag gegenüber Le Quotidien an, sich spätestens in zwei Jahren aus dem Verein zurückziehen zu wollen und danach Hesperingen zu unterstützen. Eine Entscheidung mit weitreichenden Konsequenzen, wie auch der Düdelinger Präsident Romain Schumacher im Tageblatt-Interview zugibt.
Tageblatt: Herr Schumacher, mal ganz provokativ gefragt: Spielt der F91 Düdelingen in fünf Jahren in der Ehrenpromotion?
Romain Schumacher: Nein, warum? Es steht fest, dass sich einige Sachen ändern werden. Ob das zum Problem werden könnte, wird man sehen. Flavio Becca hinterlässt den Verein in einem besseren Zustand, als er ihn vorgefunden hat. Für den F91 werden sich vielleicht neue Möglichkeiten ergeben, aber man wird ohne die Hilfe eines Großsponsors wohl nicht mehr jedes Jahr um die Meisterschaft oder die Europa League mitspielen können.
Ist Flavio Beccas Aussage ein Bluff und ein Versuch, die Düdelinger Gemeinde weiter unter Druck zu setzen, damit ein neues Stadion für den F91 gebaut wird?
Ich kenne ihn schon sehr lange und denke nicht, dass er blufft. Die Unterredungen mit den Gemeindeverantwortlichen waren nicht sehr fruchtbar. Wenn man so viel Geld während zwei Jahrzehnten investiert, wie es Flavio Becca getan hat, und fast überhaupt nichts zurückbekommt, dann ist das schon enttäuschend. Ich kann verstehen, dass die Politiker bedingt durch die Nationalwahlen andere Prioritäten hatten, aber wenn man nicht in der Lage ist, einen Konsens zu finden, dann ist das schon irgendwie frustrierend.
Hat Becca den F91-Vorstand bereits darüber in Kenntnis gesetzt, dass er in Zukunft Hesperingen finanziell unterstützen wird?
Wir haben noch keinen eingeschriebenen Brief erhalten. Der Vorstand war aber auf dem Laufenden, denn Becca ist einer, der eine klare Sprache spricht. Meistens bin ich es jedoch, der seine Nachrichten an den Vorstand weitergibt. Deshalb sehe ich mich auch als politischen Präsidenten. Ich muss den Spagat zwischen Sponsor und Verein hinbekommen. Ich bin nicht der Zampano, der behauptet, dass das Geld aus meiner Tasche kommt.
Es gibt wahrscheinlich bessere Momente als kurz vor dem Europa-League-Spiel gegen den AC Mailand, um seinen Abgang anzukündigen.
Es gibt nie einen richtigen Zeitpunkt, um eine solche Entscheidung mitzuteilen. Wir durchleben derzeit die wohl euphorischste und positivste Phase seit Bestehen des Vereins, aber das kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir auch Probleme haben. Sei es infrastruktureller oder technischer Natur.
Werden Sie gemeinsam mit Flavio Becca nach Hesperingen gehen?
Ich stamme nicht aus Düdelingen, aber mit der Zeit bin ich zum Düdelinger geworden. Es würde mir sehr schwerfallen, diesen Verein fallen zu lassen und einfach so die Seiten zu wechseln – auch wenn Flavio Becca das vielleicht gerne hätte. Außerdem hoffe ich noch immer auf eine Lösung. Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen. Ob Flavio Becca ein neues Stadion in Hesperingen bekommen wird, steht auch noch in den Sternen.
Was kann man mit dem Swift mehr erreichen als mit Düdelingen?
Flavio Becca wuchs in dieser Gemeinde auf und hat eine emotionale Verbindung zu diesem Verein, aber es liegt auf der Hand, dass Düdelingen deutlich mehr Fußball-DNA hat als Hesperingen. Ich denke auch nicht, dass es das Ziel ist, sofort mit diesem Verein um die Meisterschaft mitzuspielen. Es geht vielmehr darum, aus dem Swift einen anständigen Erstligisten zu machen.
De Maart

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