Von unserem Korrespondenten Ralph Schulze
Die Beamten hatten den richtigen Riecher. Die sechs Bananen-Frachtcontainer, die gerade per Schiff im spanischen Handelshafen Algeciras angekommen waren, kamen ihnen verdächtig vor. Im dritten Container wurden die Fahnder fündig. Tausende rechteckige Kokainpakete in der Form von Ziegelsteinen steckten zwischen den Bananen-Früchten, die wie üblich in großen Pappkartons verpackt waren. Sage und schreibe sechs Tonnen Kokain entdeckte Spaniens Polizei in dieser Schiffsladung.
Es war der größte Kokainfund in Spanien seit Jahrzehnten, der einen Marktwert von rund 210 Millionen Euro hat. Zugleich sei es einer der dicksten Kokainfänge, der jemals in Europa ins Netz ging, teilte Spaniens Innenminister Juan Ignacio Zoido mit.
Bereits vor wenigen Tagen landeten Spaniens Drogenfahnder einen spektakulären Erfolg: Sie konnten im Hafen Barcelonas 330 Kilo Heroin mit einem Wert von 120 Millionen Euro sicherstellen, das aus Afghanistan und über die Türkei per Frachter nach Spanien geschmuggelt worden war. Das Heroin war in Zementsäcken versteckt gewesen.
Zwei Riesenfunde, die eindrucksvoll dokumentieren, wie die internationale Drogenmafia Spanien als europäisches Einfallstor für Rauschgifte aller Art nutzt, welche vorzugsweise über den Seeweg geschmuggelt werden. Kokain aus Kolumbien, Peru und Bolivien; Heroin aus Afghanistan; Haschisch aus Marokko – nirgendwo in Europa werden mehr Rauschgifte beschlagnahmt als im Spanien, das eine tausende Kilometer messende Seegrenze am Mittelmeer und am Atlantik hat.
Bei Verdacht wird geprüft
Angesichts von Millionen Handelscontainern, die jedes Jahr in den großen Mittelmeer-Häfen in Barcelona, Valencia und Algeciras oder am Atlantik in Bilbao und auf den Kanaren ankommen, müssen sich die Fahnder auf Stichproben beschränken. Dabei hilft ihnen eine computergestützte Risikoanalyse, bei der zunächst die Frachtdaten unter die Lupe genommen werden: Ladungsart, Herkunftsland, Frachtweg, Lieferant, Empfänger. Sobald irgendetwas in dieser Transportkette verdächtig erscheint, schauen die Spürnasen genauer hin.
So kamen die Drogendetektive auch dem jüngsten gigantischem Schmuggel auf die Spur: Kolumbien, das Herkunftsland der Ladung, gilt als einer der weltweit größten Kokainproduzenten. Bananenladungen aus Lateinamerika wurden in der Vergangenheit schon öfter benutzt, um Rauschgift nach Europa zu schmuggeln. Da lag es nahe, den im Steuerparadies der Marshallinseln registrierten Bananenfrachter namens „Banak“ sorgfältig zu durchsuchen.
Im Zuge dieses neuen Polizeischlages wurden in Spanien drei mutmaßliche Drogenschmuggler festgenommen: Ein spanischer Bananenimporteur und zwei seiner Mitarbeiter. Nun läuft die Fahndung nach weiteren Hintermännern in Spanien wie auf der anderen Seite des Atlantiks.
De Maart
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