Dienstag4. November 2025

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Wie dick sind die Luxemburger?

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Die Regierung rief vor elf Jahren den Aktionsplan "Gesond iessen, méi bewegen" aus. An eindeutigen Ergebnisse mangelt es noch immer.

In einer parlamentarischen Anfrage beschäftigen sich die Abgeordneten Nancy Arendt und Marcel Oberweis (beide CSV) mit dem Thema Übergewicht. Insbesondere wollen die Abgeordneten vom Gesundheitsministerium wissen, welche Wirkung der Aktionsplan „Gesond iessen, méi bewegen“ (GIMB) sowie andere Kampagnen und Initiativen der Regierung bislang haben. Daneben wollen die Abgeordneten mit ihrer Kontrolle in Erfahrung bringen, ob es Zahlen zur Fettleibigkeit in Luxemburg gibt.

Das Programm GIMB sei bereits 2006 ins Leben gerufen worden, schreibt Gesundheitsministerin Lydia Mutsch in ihrer Antwort. Zum zehnten Geburtstag der Initiative, also 2016, sei eine Bilanz gezogen worden.

Mutsch weist allerdings darauf hin, dass Fettleibigkeit und der Bewegungsmangel sehr komplexe Phänomene sind, die vielen gesellschaftlichen und Individuellen Einflüssen unterliegen. Damit sei es sehr schwer, Kausalitäten zu untersuchen. Außerdem seien die Effekte einer Veränderung der Lebensgewohnheiten eher langfristiger Natur. Deshalb ließen sich die Auswirkungen politischer Programme gegen Fettleibigkeit erst nach einer langen Zeit feststellen.

Fehlendes Monitoring

Richtige Beobachtungsverfahren seien erst in den letzten Jahren aufgebaut worden, zum Beispiel durch die Schaffung einer statistischen Abteilung innerhalb der „Direction de la santé“ oder die Entwicklung des Luxembourg Institute of Health. Solide Vergleichsdaten aus der Vergangenheit existieren somit also nicht.

Nichtsdestotrotz habe die Bilanz der GIMB-Initiative ergeben, dass die Aktion ein Erfolg gewesen sei. Zwar kann das Ministerium keine Zahlen vorlegen, um dies zu belegen. Doch die Ministerin listet eine Reihe mehr oder weniger gehaltvoller Punkte in ihrem Schreiben auf.

Schulung von Multiplikatoren

So habe die Initiative eine ganzheitliche Strategie, wie sie von der Weltgesundheitsorganisation empfohlen werde. Sie gehe interdisziplinär vor und habe viel Energie in die Motivation und Schulung von sogenannten „Multiplikatoren“ (Pädagogen, Lehrer, Köche, Pfleger …) gesteckt.

Andererseits sei das Programm außerhalb des Kreises der aktiven Partner kaum sichtbar gewesen. Die Initiative sei schlecht mit anderen Programmen vernetzt gewesen und habe lokale Aktionen nicht genug unterstützt. Auch seien die Erfolge des Programmes nicht ausreichend überprüft worden. In Zukunft müsse diese Initiative verstärkt interministeriell arbeiten, schreibt die Ministerin, und müsse das Prinzip „Health in all policies“ von EU und WHO umsetzen. Im Klartext: In Zukunft soll der Faktor „Gesundheit“ bei allen politischen Programmen berücksichtigt werden. Es müssten auch die weniger bevorteilten Bevölkerungsschichten besser erreicht werden.

Fehlende Vernetzung

Zudem müsse es ein effizientes Monitoring geben. Die Initiative müsse außerdem stärker vernetzt werden, etwa mit dem Krebs-Programm, den Alkohol-Programm, dem Programm Sport und Freizeit, dem Programm „Fruit-School“ und weiteren.

Es sei also – nach elf Jahren – noch zu früh, um ein abschließendes Urteil zu den Erfolgen der Initiative zu fällen. Allerdings scheine es so, dass die Fettleibigkeit bei Jugendlichen und Kindern „tendenziell“ abnimmt.

Ärmere Luxemburger sind Dicker

Zwei beigefügte Grafiken, ohne Achsenbeschriftung und Angaben zu Quelle, Größe der Population und Größe der Stichprobe, lassen ähnliches vermuten.

Das Ministerium zeigt sich allerdings besorgt darüber, dass in weniger bevorteilten Bevölkerungsgruppen der Anteil an Fettleibigen vergleichsweise hoch ist.

In ihrem Schreiben weist die Ministerin auf Resultate aus der European Health Interview Survey hin, die 2014 unter anderem 3.885 Männer und Frauen über 18 aus Luxemburg untersucht hat.
Davon waren 32,4 Prozent übergewichtig (BMI ab 25 bis unter 30). 15,6 Prozent dieser Männer und Frauen waren fettleibig