Warum ausgerechnet nach Gent, wird sich der Leser wohl fragen. Die Hauptstadt der Provinz Ostflandern besitzt einen Ausländeranteil von ungefähr 14 Prozent aus 150 verschiedenen Nationalitäten. Bei den Gemeindewahlen von 2006 kam die rechtsextreme, ausländerfeindliche Partei „VlaamsBelang auf 28,2 Prozent und wurde somit zur stärksten Partei auf Gemeindeebene in Flandern.
In Gent kamen die Rechten jedoch „nur“ auf 17,6 Prozent. Grund hierfür mag vielleicht die offene und progressive Ausländerpolitik sein, welche der sozialistisch-liberale Schöffenrat der Stadt betreibt.
In Belgien ist der Zentralstaat zuständig für Fragen der Einwanderung und der Einbürgerung. Themen wie Ausbildung, Kultur Gesundheit und soziale Eingliederung fallen in den Zuständigkeitsbereich der lokalen Gemeinschaft, in diesem Falle Flandern.
40 Beamte kümmern sich in einem speziellen Integrationsbüro um die Belange und Probleme der sogenannten ethnisch-kulturellen Minderheiten.
Als Minderheiten zählen die „sans-papiers“, die Nomaden, die Flüchtlinge sowie alle anderen Nicht-Belgier. Mit einem jährlichen Haushalt von etwa drei Millionen Euro ist das Integrationsbüro der Stadt zuständig für die Ausarbeitung, die Koordination und die Evaluation der verschiedenen Projekte im Bereich der Integration der erwähnten Zielgruppen.
SozialerÜbersetzungsdienst
Zu den Aufgaben des Integrationsbüros gehören Information, Ausbildung und der Empfang von Neuankömmlingen in der Stadt. Regelmäßig bietet der Integrationsdienst auch Kurse für Beamte an, die in ständigem Kontakt mit Einwanderern stehen wie z.B. Polizisten. In Seminaren werden Themen wie Kulturunterschiede, Rassismus und Diskriminierung behandelt.
Innerhalb des Bevölkerungsbüros der Stadt arbeitet ein sozialer Übersetzungsdienst, welcher jeder Person, die der niederländischen Sprache nicht mächtig ist, eine Übersetzungshilfe zur Verfügung stellt, um sich in verschiedensten sozialen Situationen zurechtzufinden. Es kann sich dabei um einen Arztbesuch ebenso wie um einen Kontakt mit einer Verwaltung handeln. Diese Dienstleistung kann jeder bei der Gemeindeverwaltung direkt anfragen oder via die Institution beantragen, für welche die Hilfe benötigt wird.
Beauftragt mit dieser Aufgabe hat die Stadt eine gemeinnützige Vereinigung namens TGV („Tolk- & und Vertaalservice Gent“), welche die Übersetzer und Interpreten zur Verfügung stellt. Bezahlt wird das Ganze von der Gemeinde. Für den Hilfesuchenden ist diese Dienstleistung vollkommen gratis. Es ist aber nun nicht so, dass man dauernd auf diesen Dienst zurückgreifen kann, ohne sich selbst anzustrengen.
Bei seiner Anmeldung in der Gemeinde wird dem Neuankömmling, nach einer Evaluation seiner Sprachkenntnisse, ein Sprachkurs angeboten, welcher seinen Bedürfnissen entspricht. Hierbei ist keine Obergrenze vorgesehen. Falls notwendig werden dem Betroffenen Intensivkurse angeboten, die täglich stattfinden.
Das Integrationsbüro der Stadt Gent arbeitet jedoch nicht nur mit Einzelpersonen. Durch die Organisation „Agora“ wird versucht, die Mitarbeit von ethnischen Gruppen und Vereinigungen am politischen Tagesgeschehen zu fördern.
Die luxemburgischen Politiker (Marc Angel, LSAP, Marie-Josée Frank, CSV, Camille Gira, „déi gréng“, Claude Meisch, DP ) waren sich in der Beurteilung der vorgestellten Gemeindedienste darin einig, dass bei Fragen, welche die Integration der ausländischen Mitbewohner betreffen, besonders die Gemeinden gefordert seien.
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