„Die Heilungschancen werden durch die neuen Tabletten auf bis zu 80 Prozent steigen“, sagt der Sprecher der Deutschen Leberhilfe, Ingo van Thiel. Eine dringende Notwendigkeit zur Verbesserung der Hepatitis-C-Behandlung sieht auch der medizinische Leiter der Deutschen Leberstiftung, Markus Cornberg. Denn die Zahl der chronischen Infektionen sei in den letzten Jahren deutlich angestiegen und werde auch in den nächsten Jahren weiter steigen.
Neuer Wirkstoff kommt voraussichtlich ab 2011 zum Einsatz
Die neuen, mehrfach täglich einzunehmenden Tabletten sollen die bisherige Therapie – eine Kombination aus einer wöchentlich verabreichten Interferon-Spritze und der täglichen Einnahme von Ribavirin-Tabletten – ergänzen. Die sogenannten Proteasehemmer blockieren das Virus, welches sich normalerweise ständig verändert und deshalb auch von gebildeten Antikörpern nicht bekämpft werden kann.
Durch die Blockade kann sich das Virus nicht weiter verändern und verbreiten und letztlich von körpereigenen Antiviren neutralisiert werden. Bei Studien in den USA mit dem neuen Wirkstoff war das Hepatitisvirus bereits nach wenigen Tagen nicht mehr nachweisbar. Mit der herkömmlichen Therapie dauerte dies zwischen 24 und 72 Wochen. In Deutschland befinden sich die neuen Tabletten derzeit im Zulassungsprozess und können voraussichtlich ab 2011 eingesetzt werden.
Allerdings werden sich die ohnehin schon sehr starken Nebenwirkungen der Hepatitis-C-Behandlung weiter verstärken, betont van Thiel. Diese reichen von Fieber, Schüttelfrost und Muskelschmerzen über Leistungs- und Konzentrationsstörungen bis zu starker Gewichtsabnahme und Haarausfall. Eine gute therapeutische Betreuung wird in Zukunft aufgrund der starken Nebenwirkungen der Medikamente noch wichtiger. „Sonst wird es viele Abbrüche geben“, befürchtet van Thiel. Er setzt dennoch große Hoffnungen in den neuen Wirkstoff. Ihm sei bereits ein Fall bekannt, bei dem ein Patient mit der neuen Methode geheilt werden konnte, nachdem die bisherige Kombinationstherapie jahrelang erfolglos war.
Hepatitistest schon bei ersten Anzeichen zu empfehlen
Ein weiteres Problem bleibt laut van Thiel allerdings auch nach der Einführung der neuen Proteasehemmer weiterhin bestehen. Oft werde eine Hepatitis-C-Erkrankung vom Arzt nicht erkannt, oder die Infizierten ließen sich aus Unkenntnis gar nicht erst behandeln. Denn die Symptome seien sehr vielfältig und zudem nicht eindeutig einer Hepatitiserkrankung zuzuordnen. Deshalb gebe es viele Fälle von Fehldiagnosen. „Es sind teilweise Tragödien, die sich dort abspielen“, sagt van Thiel.
Die Hepatitis werde erst nach 20 bis 30 Jahren festgestellt, wenn sich bereits eine Leberzirrhose oder Leberkrebs entwickelt hat. Dann sei es zu spät für eine Therapie. Wichtig sei deshalb, einen kompetenten Arzt zu finden und die Symptome nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Auch Cornberg betont, dass eine frühzeitige Diagnose weiterhin die wichtigste Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie darstellt. Auf den Seiten der Deutschen Leberhilfe kann man online feststellen, ob man zur Risikogruppe zählt. Zudem gibt es dort weitere Informationen zum Thema Lebererkrankungen:
http://www.lebertest.de
APD
De Maart
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