Emile Hengen
Und selbst wenn das CNA Abzüge von Fotografen zeigt, die in der internationalen Kunstszene weitaus weniger Aufsehen erregen als beispielsweise die der Magnum-Matadore, so kann der Besucher fest davon ausgehen, dass seine Erwartungen nicht enttäuscht werden.
Konstante Qualität und eine gewisse ansehnliche Ästhetik sind seit jeher oberstes Gebot der CNA-Kuratoren, die für die neue Ausstellung „I was here“ tief in die Archivkiste gegriffen haben.
Ein Denkmal für die Ewigkeit
Und sie wurden fündig: Zahllose Fotografien aus vergangenen Zeiten hat das CNA über Monate hinweg sorgfältig zusammengesucht, aufbereitet und liebevoll zu einem Ganzen verflochten. Das Konzept dieses Mal: touristische Amateurfotografie. Wer hat sie nicht irgendwann, irgendwo mal niedergeschrieben, die drei Worte „I was here“? Vielleicht in Paris? Oder aber in New York? Auf einen Tisch? Eine Wand? Ein Monument? Was treibt uns Menschen zu dieser Tat? Unser natürlicher Drang, uns selbst ein Denkmal für die Ewigkeit setzen zu wollen?
Wer viel reist, hinterlässt nicht nur Spuren, sondern fotografiert auch viel. Schließlich will man sich ja auch noch viele Jahre danach am damals Erlebten erfreuen, selbst dann, wenn es längst aus dem eigenen Gedächtnis gestrichen ist. Bilder aber wecken Erinnerungen und diese wiederum eine gewisse Nostalgie, in der wir genüsslich schwelgen.
Doch viele Bilder gehen verloren, meist ohne fremde Einwirkung.
Manche landen auf dem Scheiterhaufen, andere auf dem Trödelmarkt, wo sie jahrelang vor sich hinschlummern und nur darauf warten, von fremden Augen von neuem erkundet zu werden. Dies klingt poetisch, irgendwie nach Amélie Poulain. Doch es gibt sie wirklich, Menschen, die pausenlos in mit Fotografien voll gestopften Truhen stöbern und mit den persönlichen Erinnerungen wildfremder Personen neue Geschichten und Biografien zusammenbasteln.
„Einer davon heißt Joachim Schmid und gilt quasi als Wegbereiter dieser Patchwork-Kunst“, erzählt Kuratorin Michèle Walerich, die sich sichtlich erfreut darüber zeigt, dass das CNA bis zum 13. Juni dieses Jahrs 25 seiner rund 700 intimistischen, ja sinnlich-poetischen Kunstwerke ausstellt.
Ein historisches Archiv
Doch der wahre Schatz, der sich in diesem Augenblick in der Galerie des „Centre national de l’audiovisuel“ verbirgt, sind die Fotoalben und Tagebücher eines gewissen Tony Dutreux (1883-1933), luxemburgischer Ingenieur und Politiker, der einst in den Orient reiste und mit verblüffenden fotografischen Zeugnissen von seinen abenteuerlichen Exkursionen ins Großherzogtum zurückkehrte.
Doch die Ausstellung „I was here“ bietet weit mehr als lediglich exquisite Einblicke in die öffentlichen Archive des „Centre national de l’audiovisuel“ und der Nationalbibliothek: Sie ist zudem ein ganz besonders
instruktiver Streifzug durch die Geschichte der Fotografie.
„Wie hat sich die Fotografie seit Joseph
Nicéphore Nièpce, Erfinder der Heliografie, entwickelt? Was waren die technischen Herausforderungen von damals? Welche sind es heute? Auf diese verzwickten Fragen möchten wir Antworten geben und zeigen aus diesem Grund Abzüge aus unterschiedlichen Epochen“, führt Kuratorin Michèle Walerich an. Und in der Tat: Antworten werden jede Menge gegeben, die wissbegierig von Besuchern aufgenommen werden.
De Maart
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