Janina Strötgen
Lobeshymnen so weit das Ohr reicht. Allen voran Octavie Modert, die bei der gestrigen Pressekonferenz zur Programmvorschau mit positiven Politikerschlagwörtern nur so um sich schmiss: Traffo diene der kreativen Wirtschaft, fördere die Chancengleichheit und trage zur Vernetzung des kulturellen Sektors im Land bei, so die Kulturministerin.
Konkreter bei ihrem Lob wurde dann Viviane Loschetter, Schöffin der Stadt Luxemburg („déi gréng“), die sich besonders darüber freut, dass in der kommenden Saison umweltpolitische Themen im Programm von Traffo auftauchen.
Das Stück „Où va l’eau?“, eine Zusammenarbeit mit dem Mierscher Kulturhaus und dem CAPE, sei ein wunderbares Angebot für die ganz Kleinen, sich auf spielerische Art und Weise mit der wertvollen Ressource Wasser auseinanderzusetzen.
Nach all dem Lob hatte Laura Graser, die gemeinsam mit Francis Schmit für das Programm von Traffo verantwortlich ist, die passende Antwort: „Wir versuchen nur, unser Angebot an die Nachfrage anzupassen“, sagte sie und schmunzelte. Denn selbstverständlich freut sie sich auch darüber, dass die viele Arbeit auf so positive Resonanz stößt.
„dance“ für Senioren und Jugendliche
Schwerpunkt der kommenden Saison ist der zeitgenössische Tanz, der sich durch alle Bereiche von Traffo zieht. Selbstverständlich ist hier zuerst einmal das im Kulturjahr entstandene Tanzprojekt „dance“ zu erwähnen, das in diesem Jahr einen neuen Ansatz verfolgt: Generationenübergreifend tanzen! Und so werden zurzeit Senioren gesucht, die Lust haben, gemeinsam mit den Jugendlichen auf die Bühne zu treten.
Premiere feiert in diesem Jahr auch die mit dem 3-CL organisierte Tanzwerkstatt für 6- bis 12-Jährige. Gemeinsam mit sieben Künstlern aus dem In- und Ausland können die Kinder hier die verschiedenen Ansätze tänzerischer Arbeit kennenlernen und ihre Ergebnisse selbstverständlich dem Publikum präsentieren.
Vor Anfragen von Schulklassen, die gerne an einen Workshop oder einem anderen partizipativen Projekt teilnehmen möchten, können sich Laura Graser und Francis Schmit kaum retten. Deshalb wurde in diesem Jahr der Mitmach-Bereich noch weiter ausgebaut.
Auch die beiden Künstler in Residenz, die Franzosen Thomas Guerry und Camille Rocailleux, werden eingespannt und präsentieren nicht nur ihre neuste Arbeit „Traverse“, sondern bieten zudem einen einwöchigen Workshop an, in dem sie mit Kindern ab acht Jahren die Grenzen zwischen Tanz und Bewegung aufheben möchten.
Doch der künstlerische Austausch läuft auch über die Grenzen Luxemburgs hinaus: Traffo geht auf Tournee durch Liechtenstein und Österreich, und zwar mit dem Musiktheater „Des Kaisers neue Kleider“. Im Traffo-Rido, also dem Bereich der Vorstellungen, stehen in der kommenden Saison 25 Stücke aus sechs verschiedenen Ländern auf dem Programm, darunter auch fünf luxemburgische Produktionen. So wird zum Beispiel das „Projet O“, die Suche nach dem Mond der Tanzcompagnie Vedanza, wieder ins Programm aufgenommen, und Betsy Dentzer wird ihr Erzähltheaterstück „E Kuerf voller Geschichten“, Zauber- und Wintermärchen aus der ganzen Welt, präsentieren. Besonders spannend klingt auch „Changing winds“, ein Theaterprojekt zweier Schweizer Gruppen und eines flämischen Theaterhauses, das der Frage nachspürt, was Familie heute in Zeiten von Patchwork für Kinder bedeutet.
Bei all den Proben, Workshops, Ateliers, Werkstätten, Aus- und Vorstellungen werden die Räumlichkeiten des CarréRotondes auch in der kommenden Saison wieder gut ausgelastet sein. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall, und zwar nicht nur für Kinder, denn auch in der Sparte „Adulte sans …“ warten einige besondere Schätze auf das Publikum!
Traffo
CarréRotondes
1, rue de l’Aciérie
1112 Luxembourg-Hollerich
Tel.: (+352) 2662 2007
Mail: [email protected]
www.traffo.lu
Tickets:
Tel.: (+352) 47 08 95 1
www.luxembourgticket.lu
3 FRAGEN AN Laura Graser
Tageblatt: Auch in diesem Jahr startet ihr im Herbst mit eurem Tanzprojekt „Dance“. Doch werden dieses Mal neben Jugendlichen auch Senioren auf der Bühne stehen. Wie kam es zu dieser Entscheidung?
Laura Graser: „Wir sind immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen. Gerade bei unserem Projekt ’dance’ versuchen wir, neue Komponenten zu entwickeln. Und dieses Jahr haben wir uns dazu entschieden, auch Senioren mit einzubeziehen, denn das passiert in Luxemburg sehr wenig. Ich bin davon überzeugt, dass diese Gemeinschaftsarbeit sowohl für die Senioren, aber auch für die Jugendlichen eine Bereicherung darstellt. Und die Resonanz ist auch sehr groß. Es haben sich schon viele Interessierte gemeldet.“
„T“: In diesem Jahr fiel eure Wahl der „Künstler in Residenz“ auf die beiden Franzosen Thomas Guerry und Camille Rocailleux. Nach welchen Kriterien sucht ihr die Künstler aus?
L.G.: „Wir versuchen, zwischen Künstlern, die in Luxemburg leben und Künstlern aus dem Ausland zu wechseln. Thomas und Camille haben wir bereits bei der Programmgestaltung für das Kulturjahr 2007 kennen gelernt. Sie zeichnen sich durch ihre offene Art aus. Das ist uns sehr wichtig, weil wir die ’Künstler in Residenz’ in unseren drei Bereichen einspannen möchten. Sie sollen neben den angebotenen Vorstellungen auch Workshops anbieten und sich in die partizipative Arbeit mit einbeziehen. Außerdem ist den beiden Künstlern die Verschmelzung von Tanz und Musik sehr wichtig, was super zu unserem Programmschwerpunkt in diesem Jahr passt.“
„T“: Was ist dein persönlicher „coup de coeur“ im Programm der kommenden Saison?
L.G.: „Beim Jugendprogramm möchte ich nicht eine bestimmte Vorstellung herauspicken. Aber das Stück, welches ich unserem erwachsenen Publikum besonders ans Herz legen möchte, ist ’D’Etats de Femmes’. Die junge Regisseurin Alice Laloy vermischt Bühnenkunst mit plastischer Kunst und lässt Gemütszustände von Frauen erzählen. Und das nur von Männern auf der Bühne! Sehr poetisch und sinnlich!“
De Maart
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