Samstag25. Oktober 2025

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Alle reden nur von Andy und Frank

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Alessandro Petacchi gewann die Mittwoch-Etappe in der Champagner-Hauptstadt Reims, doch drehten die meisten Gespräche in der Tour-Karawane sich um das Bruderpaar Andy und Frank Schleck. Der eine liegt in Lauerstellung, der andere erholt sich zu Hause von der Schlüsselbein-Operation.

Aus Reims berichten „T“-Redakteur Kim Hermes (khe) und „T“-Radsport-Experte Petz Lahure (P.L.)

Für den 36-jährigen Petacchi (geb. am 3. Januar 1974 in La Spezia/I), der den letztjährigen Sprintkönig Mark Cavendish in Reims alt aussehen ließ, war es der 156. Sieg seiner Karriere, der sechste bei der Tour in sieben Jahren. Im Jahr 2003 hatte der Italiener gleich vier Mal gewonnen. Danach blieb er der Tour lange fern.

Am Sonntag auf der Etappe Rotterdam-Brüssel knüpfte er wieder an den Erfolg an. Auf dem kürzesten Teilstück der Tour (153,5 km) war ein Massenspurt eingeplant worden, bei dem eigentlich mit dem ersten Etappensieg von Cavendish gerechnet worden war. Das Columbia-Team präparierte dann auch das Terrain, doch machte Petacchi dem Briten einen Strich durch die Rechnung.

Die Etappe war geprägt von der langen Flucht einer Fünfergruppe, die (wie erwartet) kurz vor dem Zielort Reims eingefangen wurde. Da das kompakte Feld zeitgleich über die Ziellinie fuhr, änderte sich in der Gesamtwertung nichts. Fabian Cancellara verteidigte sein Leadertrikot demnach mit Erfolg.

Cyclocross-Erfahrung

Andy Schleck bleibt auf dem sechsten Rang des Generalklassements mit 1’09“ Rückstand auf seinen Schweizer Teamgefährten. Andy und sein Bruder Frank waren am Mittwoch einmal mehr das Gesprächsthema Nummer eins in der Tour-Karawane. Sie sind als Bruderpaar ein willkommener Aufhänger für die internationalen Medien, zumal ihr exemplarisches Zusammengehörigkeitsgefühl seinesgleichen in der Sportwelt sucht.

Diejenigen, die überrascht waren, dass Andy so gut auf den „Pavés“ mithielt, wissen nicht um die Vergangenheit des jungen Fahrers. Andy ist ein ausgesprochenes Talent, das sich in allen Situationen zurechtfindet. Als blutjunger Fahrer bestritt er viele Querfeldeinrennen, die ihn im Umgang mit seiner Rennmaschine auf ebenen und unebenen Terrains vertraut machten. Bei diesen Rennen lernte er das Einmaleins der Körperbeherrschung, das ihm auf der Straße nach Arenberg von unschätzbarem Nutzen war.

Schon 1997 stand Andy als Minime ganz oben auf dem Podium beim Cyclocross von Rümelingen. Zu Beginn seiner Karriere wurde er einmal Meister (Junioren, 2002) und zweimal Vizemeister (Débutants, 2000, 2001) im Cyclocross. Obwohl er am Dienstag erst seinen ersten Renntag auf dem Kopfsteinpflaster erlebte, schlug er sich überraschend gut. Seine „Jungfräulichkeit auf den ‚Pavés’“, wie er es selbst bei der Pressekonferenz vor der Tour lachenden Mundes sagte, verlor er kurz zuvor beim Training mit seinen Mannschaftskollegen.

1 Platte, 8 Schrauben

Bei diesem Training wurde die Marschroute für die „Blutbad“-Etappe (dixit Armstrong) vom Dienstag festgelegt. Vorne die Lokomotive Cancellara, dahinter die Waggons Schleck, so wollte es das Drehbuch von Bjarne Riis. Dass alles anders kam und die Rechnung nur halb aufging, war dem Umstand zu verdanken, dass Frank Schleck auf dem „Pavé“- Sektor von Sars-et-Rosières so unglücklich stürzte, dass er mit einem dreifachen Schlüsselbeinbruch in die Klinik nach Valenciennes eingeliefert werden musste.

Noch am späten Abend wurde Frank nach Luxemburg ins „Centre hospitalier“ überführt, wo er bis um 3.00 Uhr in der Nacht operiert wurde. Das Schlüsselbein musste mit einer Metall-Platte verschraubt werden (acht Schrauben). Schleck blieb noch eine Nacht im Krankenhaus, ehe er dann heute zur Familie nach Hause zurückkehren kann.

Ironie des Schicksals: Am gleichen Tag lagen am Mittwoch zwei der besten Luxemburger Sportler in derselben Klinik. Kim Kirchen, dem es inzwischen besser geht, schaut sich die Tour in seinem Krankenzimmer an. Der Katusha-Profi sieht Vaterfreuden entgegen. Seine Frau Caroline wird bekanntlich Zwillinge – zwei Buben – zur Welt bringen.

P.L.