Freitag7. November 2025

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Selbst ist die Frau

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Frauen werden mutiger, sie erobern längst nicht mehr nur Spitzenpositionen in großen Unternehmen. Sie wählen mehr und mehr den Weg in die Selbstständigkeit. Ludivine Plessy ist ein Beispiel dafür. Wie sie es geschafft hat, erzählt sie im Gespräch mit dem Tageblatt.

Jennifer Müller
 

Ludivine Plessy stieg mit 22 Jahre, nach einem Studium der Kommunikation in Nancy, in die Berufswelt ein. Und arbeitete – wie nicht anders zu erwarten – in verschiedenen Unternehmen im Kommunikationsbereich.
Eine Reise nach New York war der Wendepunkt. „Ich sah, wie das Leben dort war und bewunderte die Mentalität dieser Menschen.
Zurückgekommen dachte ich: Du wanderst aus oder du machst dich selbstständig.“ Ausschlaggebend sei gewesen, sagt sie, dass sie als Angestellte nicht die Möglichkeit gehabt habe, sich zu entfalten, um das zu tun, was sie wolle. Ludivine Plessy entwarf vor vier Jahren ein Konzept. Sie stellte ihre eigene PR-Agentur auf die Beine. Seit drei Jahren ist sie selbstständig und erfolgreich in der Branche tätig.
Mittlerweile beschäftigt sie drei interne und fünf externe Mitarbeiter, die sich mit den Aufgaben der Firma befassen.
Eine der drei Festangestellten ist Nathalie Dondelinger: „Wir kannten uns schon lange, bevor Ludivine die PR-Agentur gründete. Ich bin rezent zu ihrem Projekt dazugestoßen. Wir haben beschlossen, Hand in Hand zu arbeiten.“ „Wir ergänzen uns ganz gut“, erklärt Plessy, „Nathalie kümmert sich um die internationalen Dinge und ich eher um das Lokale.“ „Wir haben verschiedene Berufserfahrungen“, meint Dondelinger, „auch was die Sprache angeht, ergänzen wir uns wirklich gut, ich bin zuständig für den deutsch- und englischsprachigen Raum, Ludivine eher für die französischsprachigen Räume. Das ist auch wichtig, um neue Märkte zu erobern und gute Kontakte zu anderen Ländern aufzubauen.“
Wichtig für die beiden Geschäftsfrauen ist, gemeinsam in die Zukunft zu schauen und die PR-Agentur zusammen voranzutreiben. Den beiden ist es auch wichtig, dass man keinen Unterschied zwischen ihnen macht. Denn ihnen ist egal, wer die Agentur gegründet hat, sie sehen sich nicht als Konkurrentinnen. Die beiden Kommunikationsspezialistinnen wollen in Zukunft gemeinsam das Projekt vorantreiben.
„Die Planung zur Gründung der Agentur war nicht unkompliziert und die Zeit war oft knapp“, erinnert sich Ludivine Plessy. „Ich habe eben Glück gehabt“, sagt sie, „es hat gleich alles geklappt.“ Dieser Erfolg sei aber auch nur dadurch zustande gekommen, weil viele Leute sie unterstützten. „Es ist wichtig Leute zu haben, die einem helfen und einen unterstützen“, meint sie. Die beiden Frauen sind der Ansicht, dass es wichtig ist, sich mit anderen berufserfahrenen Frauen zusammenzusetzen. Diese könnten einem in verschiedenen Situation mit praktischen Tipps weiterhelfen. Denn die Theorie sei schön und gut, aber in der Praxis sehe alles anders aus. Vieles sei einfacher als es aussehe.
„Es gibt aber auch Momente, in denen keiner weiterhelfen kann“, so Ludivine Plessy. „In solchen Momenten muss man einfach selbst eine Lösung finden“, ergänzt Nathalie Dondelinger und fügt an: „Sicher, dass man dabei richtig liegt, ist man allerdings nie.“
Ludivine Plessy hat ihre Entscheidung nie bereut. Es sei wichtig, dass man Frauen ermutige, sich mehr zuzutrauen, meint sie. Und wie aus einem Munde sagen Nathalie und Ludivine: „Frauen sollten dazu ermuntert werden, sich selbstständig zu machen.“ „Das Einzige, was ab und zu auf der Strecke bleibt, ist das Familien- und Sozialleben“, meint Ludivine Plessy. „Wenn man einen solchen Weg wählt, muss man damit rechnen, dass man viel Zeit mit dem Beruf verbringt, das ist aber nicht schlimm, denn es ist für mich eine Leidenschaft“, so Plessy. „Es ist auch alles eine Frage der Organisation“, präzisiert Dondelinger. „Das einzig Wichtige ist, dass man Spaß an seinem Beruf hat und sich darin entfalten kann“, erklärt Dondelinger.
Es scheint, als hätten die beiden Frauen nie Schwierigkeiten in ihrem beruflichen Werdegang gehabt, so selbstbewusst und locker wirken sie.
Dondelinger erklärt dennoch: „Als Frau muss man sich in der Berufswelt noch immer mehr beweisen als Männer.“ Das treffe besonders auf die Finanzbranche zu. Sie gilt heute noch als Männer-Domäne. „Typische Fragen an Frauen, über Kinder und Familie, sind noch nicht ganz aus der Berufswelt verschwunden. Vielen Unternehmen sind diese Fragen noch immer sehr wichtig“, erklärt sie weiter. Sie ist der Ansicht, dass Frauen eine andere Verantwortung im Leben tragen als Männer, denn sie müssen oft Familie und Arbeit unter einem Hut vereinen. Das mache die Kompetenz der Frauen aus, im Beruf kompromissbereiter zu sein und Aufgaben auf harmonischere Art und Weise lösen zu wollen. Mit ihren männlichen Mitarbeitern hätten die beiden Powerfrauen aber noch nie Probleme gehabt. Sie hätten sich auch nie wirklich diskriminiert gefühlt. Für eine staatlich festgelegte Frauenquote für Unternehmen in Luxemburg sprachen sie sich nicht aus. Frauen sollten nicht der Quote wegen eingestellt werden, sondern wegen ihrer Kompetenzen und Erfahrungen.
„Wir haben kein Erfolgsgeheimnis“, erläutert Plessy, „nichts im Leben ist einfach, man muss die Fähigkeit haben, sich anzupassen, um mit anderen Menschen zurechtzukommen. Man sollte viele und gute Kontakte haben und Leute haben, die hinter einem stehen, dann steht dem Erfolg nichts im Wege. Dieses Projekt hat mich viel gelehrt und mir einen anderen Blick auf die Welt ermöglicht.“